Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Louvet
Jean Baptiste Louvet starb am 25. August 1797. Seine Lodoiska wollte ihn nicht überleben, und nahm deßwegen Opium; allein die schnell herbeigerufenen Aerzte retteten sie noch.————————
Jean Baptiste Louvet, ein bekannter Französischer Volksrepräsentant, der unter der Regierung des Robespierre mit den Giroudisten geächtet und zu Ende des Jahres 1795 in den Schooß der Versammlung zurück gerufen wurde. Vor der Revolution gab sich Louvet mit Schriftstellerei ab, und schrieb einige bekannte Romane, welche Beifall fanden. Im Convente ward er ein Anhänger Brissots, und wagte es, 1792 Robespierre als Royalisten zu denunciren. Sein Angriff blieb jedoch ohne Wirkungen, und entflammte nur aufs neue den Haß dieses heimtückischen Demagogens gegen die Girondisten. Da diese Partei endlich gestürzt worden war, sollte Louvet eins der ersten Opfer der Guillotine werden; er entging ihr jedoch durch eine schleunige Flucht. Er kehrte, da er in den Departements nicht länger sicher war, unerkannt nach Paris zurück, lebte da einige Zeit, und flüchtete endlich auf die Höhen des Juragebirges, wo er sich bis nach Robespierreʼs Fall aufhielt. Die Gefahren, die er auf diesen Wanderungen bestehen mußte, hat er in einer eignen Schrift beschrieben, welche, wenn man einige Uebertreibungen und selbstgefällige Lobsprüche, wodurch sich der Verfasser wichtig zu machen sucht, abrechnet, immer viel Anziehendes und Merkwürdiges enthält. Die treue Gefährtin in allen Leiden und Mühseligkeiten, mit denen er kämpfte, war seine
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Gemahlin, die er unter dem Namen der Lodoiska aufführt. Dieses Frauenzimmer hatte er in der Jugend geliebt; und sie war standhaft genug gewesen, ihm auf der Flucht zu folgen, und aus Neigung für ihn ihren eigentlichen Gemahl zu verlassen, der ihr von ihren Aeltern aufgezwungen worden war. Voll der innigsten Zärtlichkeit kehrte sie mit Louvet nach Paris zurück, als dieser aufs neue eine Stelle unter den Gesetzgebern Frankreichs einnehmen sollte. Ueber ihren wahren Charakter sind aber die Meinungen eben so getheilt, wie über die Rechtschaffenheit ihres Mannes. Er, der durch die Tyrannei des Schreckenregiments in die verzweifeltste Lage gesetzt und mit augenblicklichem Tode bedroht worden war, nahm doch neuerlich die Schreckensregierung gegen die Gemäßigten in Schutz, und kam dadurch in den sehr gegründeten Verdacht der Heuchelei und Wankelmuth.
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* J. B. Louvet, geb. zu Poitou, trat als Schriftsteller zuerst mit dem Roman Faublas auf. Nachdem er 1797 im Mai aus der Versammlung getreten war, starb er am 25. Aug. desselben Jahres. Seine Lodoiska wollte ihn nicht überleben, und nahm Opium, allein die schnell herbeigerufenen Aerzte retteten sie noch.
Jean Baptiste Louvet starb am 25. August 1797. Seine Lodoiska wollte ihn nicht überleben, und nahm deßwegen Opium; allein die schnell herbeigerufenen Aerzte retteten sie noch.————————
Jean Baptiste Louvet, ein bekannter Französischer Volksrepräsentant, der unter der Regierung des Robespierre mit den Giroudisten geächtet und zu Ende des Jahres 1795 in den Schooß der Versammlung zurück gerufen wurde. Vor der Revolution gab sich Louvet mit Schriftstellerei ab, und schrieb einige bekannte Romane, welche Beifall fanden. Im Convente ward er ein Anhänger Brissots, und wagte es, 1792 Robespierre als Royalisten zu denunciren. Sein Angriff blieb jedoch ohne Wirkungen, und entflammte nur aufs neue den Haß dieses heimtückischen Demagogens gegen die Girondisten. Da diese Partei endlich gestürzt worden war, sollte Louvet eins der ersten Opfer der Guillotine werden; er entging ihr jedoch durch eine schleunige Flucht. Er kehrte, da er in den Departements nicht länger sicher war, unerkannt nach Paris zurück, lebte da einige Zeit, und flüchtete endlich auf die Höhen des Juragebirges, wo er sich bis nach Robespierreʼs Fall aufhielt. Die Gefahren, die er auf diesen Wanderungen bestehen mußte, hat er in einer eignen Schrift beschrieben, welche, wenn man einige Uebertreibungen und selbstgefällige Lobsprüche, wodurch sich der Verfasser wichtig zu machen sucht, abrechnet, immer viel Anziehendes und Merkwürdiges enthält. Die treue Gefährtin in allen Leiden und Mühseligkeiten, mit denen er kämpfte, war seine
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Gemahlin, die er unter dem Namen der Lodoiska aufführt. Dieses Frauenzimmer hatte er in der Jugend geliebt; und sie war standhaft genug gewesen, ihm auf der Flucht zu folgen, und aus Neigung für ihn ihren eigentlichen Gemahl zu verlassen, der ihr von ihren Aeltern aufgezwungen worden war. Voll der innigsten Zärtlichkeit kehrte sie mit Louvet nach Paris zurück, als dieser aufs neue eine Stelle unter den Gesetzgebern Frankreichs einnehmen sollte. Ueber ihren wahren Charakter sind aber die Meinungen eben so getheilt, wie über die Rechtschaffenheit ihres Mannes. Er, der durch die Tyrannei des Schreckenregiments in die verzweifeltste Lage gesetzt und mit augenblicklichem Tode bedroht worden war, nahm doch neuerlich die Schreckensregierung gegen die Gemäßigten in Schutz, und kam dadurch in den sehr gegründeten Verdacht der Heuchelei und Wankelmuth.
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* J. B. Louvet, geb. zu Poitou, trat als Schriftsteller zuerst mit dem Roman Faublas auf. Nachdem er 1797 im Mai aus der Versammlung getreten war, starb er am 25. Aug. desselben Jahres. Seine Lodoiska wollte ihn nicht überleben, und nahm Opium, allein die schnell herbeigerufenen Aerzte retteten sie noch.