Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Lolli, Antonio
Antonio Lolli, aus Bergamo, einer der fertigsten Virtuosen auf der Violine. Er stand bis 1773 als Concertmeister in herzogl. Stuttgardschen, nachher in Russisch-kaiserl. Diensten, that 1785 eine Reise nach England und Spanien, und erhielt zu Madrit, außer den großen Präsenten, bloß vom Theaterunternehmer für jeden Abend, an dem er ein Concert und einige Soloʼs spielte, 2000 Realen. Neuere Nachrichten von ihm sind nicht bekannt; dieß ist aber die allgemeine Stimme, daß er es zu einem unglaublichen Grade von Fertigkeit und Geschwindigkeit gebracht hat, so daß man ihn auch nur den musikalischen Luftspringer nennt. – Klopstock sagte einst zu ihm: »Sie haben gewiß keinen Lehrmeister gehabt, sonst wären Sie kein so großes Original.« Und wirklich scheint dieß auch der Fall zu sein, wenn man auf seine Launen sieht, nach welchen er sich schlechterdings an kein Zeitmaß bindet, und fast nie ein regelmäßiges Concert spielt; auch soll er in Verlegenheit gerathen, sobald ihm vielstimmige Stücke vorgelegt werden. Er selbst schilderte sich auf eine sehr naive Art, als er einst in England ein Adagio zu spielen gebeten wurde; er schlug es gerade ab, und setzte lachend hinzu: »Ich muß Ihnen sagen, daß ich aus Bergamo gebürtig bin. In Bergamo sind wir alle geborne Narren; und ich bin einer der vorzüglichsten darunter.«————————
* Antonio Lolli – Er selbst schrieb sich eigentlich Lolly – war als Virtuose einer der größten Egoisten, und wollte in der letzten Zeit gern dafür angesehen sein, als ob er sich gar nicht mehr übe. Er starb zu Neapel im Jahr 1802. Wer noch besondres Interesse daran findet, wird in der so geschätzten Allgemeinen Musikalischen Zeitung (Leipz. bei Breitkopf und Härtel) im Ersten Jahrgange v 1799. S. 578, 609 und 685, mehreres über ihn finden.
Antonio Lolli, aus Bergamo, einer der fertigsten Virtuosen auf der Violine. Er stand bis 1773 als Concertmeister in herzogl. Stuttgardschen, nachher in Russisch-kaiserl. Diensten, that 1785 eine Reise nach England und Spanien, und erhielt zu Madrit, außer den großen Präsenten, bloß vom Theaterunternehmer für jeden Abend, an dem er ein Concert und einige Soloʼs spielte, 2000 Realen. Neuere Nachrichten von ihm sind nicht bekannt; dieß ist aber die allgemeine Stimme, daß er es zu einem unglaublichen Grade von Fertigkeit und Geschwindigkeit gebracht hat, so daß man ihn auch nur den musikalischen Luftspringer nennt. – Klopstock sagte einst zu ihm: »Sie haben gewiß keinen Lehrmeister gehabt, sonst wären Sie kein so großes Original.« Und wirklich scheint dieß auch der Fall zu sein, wenn man auf seine Launen sieht, nach welchen er sich schlechterdings an kein Zeitmaß bindet, und fast nie ein regelmäßiges Concert spielt; auch soll er in Verlegenheit gerathen, sobald ihm vielstimmige Stücke vorgelegt werden. Er selbst schilderte sich auf eine sehr naive Art, als er einst in England ein Adagio zu spielen gebeten wurde; er schlug es gerade ab, und setzte lachend hinzu: »Ich muß Ihnen sagen, daß ich aus Bergamo gebürtig bin. In Bergamo sind wir alle geborne Narren; und ich bin einer der vorzüglichsten darunter.«————————
* Antonio Lolli – Er selbst schrieb sich eigentlich Lolly – war als Virtuose einer der größten Egoisten, und wollte in der letzten Zeit gern dafür angesehen sein, als ob er sich gar nicht mehr übe. Er starb zu Neapel im Jahr 1802. Wer noch besondres Interesse daran findet, wird in der so geschätzten Allgemeinen Musikalischen Zeitung (Leipz. bei Breitkopf und Härtel) im Ersten Jahrgange v 1799. S. 578, 609 und 685, mehreres über ihn finden.