Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Landau
Landau, eine Stadt in Nieder-Elsaß, nach der jetzigen Geographie von Frankreich im Departement Niederrhein, in einer schönen Aue am Flusse Queich gelegen, mit einer starken und überaus wichtigen Festung, von dieser Seite die Haupt-Gränzfestung der Franzosen. Zu Anfange dieses Jahrhunderts wurde Landau den Franzosen durch die kaiserliche und Reichsarmee genommen, und wieder zur freien Reichsstadt erklärt, wie sie es ehedem gewesen war; allein 1713 eroberten sie die Franzosen aufs neue, und der Badische Friede bestätigte sie in dem Besitz derselben. In dem neuesten Französischen Kriege wurde Landau im Sommer 1793 durch eine Truppenkette von Oestreichern und Preußen blockirt. Zwar hatte die Elsaß die berühmten Vaubanslinien, die sich von dem Gebirge von Weissenburg an bis nach Lauterburg längs dem Laufe des Lauterflusses hinzogen, zum Schutz, aus welchen Linien die Franken zu verdrängen nur eine Möglichkeit war, wenn man selbige im Rücken umgehen konnte. Da aber in der Nacht vom 12. auf den 13. October, während General Wurmser selbst die Linien von vorn angriff, und der Herzog von Braunschweig (welcher die Franken bei Pirmasenz geschlagen und aus ihrem Lager bei Hornbach verdrängt hatte) im Gebirge bis nach Matstall vorgerückt war, und dadurch die linke Flanke der Li-————
nien umging, der Prinz von Waldek mit einem besondern Heerhaufen oberhalb Lauterburg über den Rhein setzte, und den Franken dadurch in den Rükken kam: so mußten sich die Franken zurückziehen, und für das seit dem 10. August blockirte Landau schien alle Hoffnung eines Entsatzes verloren zu sein. Nach einem viertägigen Bombardement war auch Fort Louis durch Capitulation in die Gewalt der Oestreicher gefallen; und als der Herzog von Braunschweig eine Colonne der Moselarmee, die, um Landau zu entsetzen, durch das Gebirge hervorzubrechen suchte, bei Kaiserslautern zurückgeschlagen hatte (s. Fort Louis und Kaiserslautern), so zweifelte man nicht mehr an dem baldigen Falle von Landau, mit so vielem Muthe auch der Commandant, General Laubadəre, alle Aufforderungen zurückwies. Indeß erkannte man Französischer Seits die Wichtigkeit der Erhaltung Landaus zu sehr, als daß man nicht alles hätte aufbieten sollen, den Entsatz zu bewirken. Unaufhörlich wurden die Oestreicher von den Franzosen, an deren Spitze hier seit dem Schlusse des Octobers neue Generale standen (Hoche commandirte die Mosel-, Pichegrü die Rheinarmee), bestürmt; sie zogen sich in ein verschanztes Lager zurück, leisteten aber alles, was menschliche Kraft vermag, sich bis zum Falle von Landau zu halten. Aber Landau oder Tod! war von nun an die Losung der Franzosen; sie griffen die
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Oestreicher mit einer Wuth ohne Beispiel von allen Seiten an, wobei sie immer mehr Boden gewannen und die Oestreicher mehr schwächten, und drangen endlich (den 22. Dec.) bei Freschweiler durch. Diese zogen sich auf die Höhen von Lauterburg zurück; und die Franken waren eben im Begriff, sie anzugreifen, als sie die Nachricht von der Eroberung Toulons erhielten. Diese Nachricht trieb ihren Muth aufs höchste, indem sie sie zur Nacheiferung anfeuerte; und die Franken zogen nach mörderischen Angriffen auf die Oestreicher den 28. Dec. in Landau ein, wodurch der Zweck aller Operationen der Deutschen von der Eroberung von Mainz an bis zu Ende des Jahres vereitelt wurde. Die Oestreicher zogen bei Philippsburg über den Rhein zurück, und die Preußen am Gebirge gegen Mainz herunter.
Landau, eine Stadt in Nieder-Elsaß, nach der jetzigen Geographie von Frankreich im Departement Niederrhein, in einer schönen Aue am Flusse Queich gelegen, mit einer starken und überaus wichtigen Festung, von dieser Seite die Haupt-Gränzfestung der Franzosen. Zu Anfange dieses Jahrhunderts wurde Landau den Franzosen durch die kaiserliche und Reichsarmee genommen, und wieder zur freien Reichsstadt erklärt, wie sie es ehedem gewesen war; allein 1713 eroberten sie die Franzosen aufs neue, und der Badische Friede bestätigte sie in dem Besitz derselben. In dem neuesten Französischen Kriege wurde Landau im Sommer 1793 durch eine Truppenkette von Oestreichern und Preußen blockirt. Zwar hatte die Elsaß die berühmten Vaubanslinien, die sich von dem Gebirge von Weissenburg an bis nach Lauterburg längs dem Laufe des Lauterflusses hinzogen, zum Schutz, aus welchen Linien die Franken zu verdrängen nur eine Möglichkeit war, wenn man selbige im Rücken umgehen konnte. Da aber in der Nacht vom 12. auf den 13. October, während General Wurmser selbst die Linien von vorn angriff, und der Herzog von Braunschweig (welcher die Franken bei Pirmasenz geschlagen und aus ihrem Lager bei Hornbach verdrängt hatte) im Gebirge bis nach Matstall vorgerückt war, und dadurch die linke Flanke der Li-————
nien umging, der Prinz von Waldek mit einem besondern Heerhaufen oberhalb Lauterburg über den Rhein setzte, und den Franken dadurch in den Rükken kam: so mußten sich die Franken zurückziehen, und für das seit dem 10. August blockirte Landau schien alle Hoffnung eines Entsatzes verloren zu sein. Nach einem viertägigen Bombardement war auch Fort Louis durch Capitulation in die Gewalt der Oestreicher gefallen; und als der Herzog von Braunschweig eine Colonne der Moselarmee, die, um Landau zu entsetzen, durch das Gebirge hervorzubrechen suchte, bei Kaiserslautern zurückgeschlagen hatte (s. Fort Louis und Kaiserslautern), so zweifelte man nicht mehr an dem baldigen Falle von Landau, mit so vielem Muthe auch der Commandant, General Laubadəre, alle Aufforderungen zurückwies. Indeß erkannte man Französischer Seits die Wichtigkeit der Erhaltung Landaus zu sehr, als daß man nicht alles hätte aufbieten sollen, den Entsatz zu bewirken. Unaufhörlich wurden die Oestreicher von den Franzosen, an deren Spitze hier seit dem Schlusse des Octobers neue Generale standen (Hoche commandirte die Mosel-, Pichegrü die Rheinarmee), bestürmt; sie zogen sich in ein verschanztes Lager zurück, leisteten aber alles, was menschliche Kraft vermag, sich bis zum Falle von Landau zu halten. Aber Landau oder Tod! war von nun an die Losung der Franzosen; sie griffen die
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Oestreicher mit einer Wuth ohne Beispiel von allen Seiten an, wobei sie immer mehr Boden gewannen und die Oestreicher mehr schwächten, und drangen endlich (den 22. Dec.) bei Freschweiler durch. Diese zogen sich auf die Höhen von Lauterburg zurück; und die Franken waren eben im Begriff, sie anzugreifen, als sie die Nachricht von der Eroberung Toulons erhielten. Diese Nachricht trieb ihren Muth aufs höchste, indem sie sie zur Nacheiferung anfeuerte; und die Franken zogen nach mörderischen Angriffen auf die Oestreicher den 28. Dec. in Landau ein, wodurch der Zweck aller Operationen der Deutschen von der Eroberung von Mainz an bis zu Ende des Jahres vereitelt wurde. Die Oestreicher zogen bei Philippsburg über den Rhein zurück, und die Preußen am Gebirge gegen Mainz herunter.