Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Lambert
Die Marquise de Lambert, 1647 zu Paris geboren, wo ihr Vater, den sie im dritten Jahre verlor, maitre des comptes war. Ihre Mutter heirathete den geistvollen Bachaumont, welcher die glücklichen Anlagen seiner Stieftochter ausbildete. Nach dem Tode ihres Gatten, Heinrich Lambert, Marquis von St. Bris, den sie 1686 nach einer zwanzigjährigen Ehe verlor, wurde sie in langwierige und kostspielige Prozesse verwickelt, wobei es auf ihr ganzes Vermögen ankam, und die sie zum Theil selbst mit großer Fähigkeit führte. Sie machte nun zu Paris ein Haus, in welches Zutritt zu haben jedermann zur Ehre gereichte, und starb 1733 in einem Alter von 86 Jahren. Sie hat mehreres Vortreffliche geschrieben; vorzüglich sind ihre guten Lehren an ihren Sohn und an ihre Tochter wegen der vortrefflichen Gesinnungen und feinen Beobachtungen, die darin vorkommen, sehr zu empfehlen. Herr Heydenreich hat mehreres von dieser Schriftstellerin ins Deutsche übersetzt, deren Werke im Französischen 2 Bändchen ausmachen.————————
Johann Heinrich Lambert, ein großer Mathematiker und Philosoph, wurde i. J. 1728 zu Mühlhausen, einer mit den reformirten Schweizer-Cantons im Bunde stehenden freien Stadt im Sundgau, geboren. Sein Vater, ein Franzosischer Refüateʼ, war ein Schneider, dessen Dürftigkeit ihm nicht gestattete, seinen Sohn zu einer andern als seiner eignen Profession zu bestimmen. Da der junge Lambert indessen lesen gelernt hatte, so suchte er seine Wißbegierde einiger Maßen durch Bücher zu befriedigen. Um diese zu erhalten, machte er, wenn er seine kleinen Geschwister wiegte, Handzeichnungen, die er sodann verkaufte und sich Bücher und Licht anschaffte. Sein Fleiß und Eifer zu lernen erweckte einige Wohlthäter, die ihm Bücher schenkten und Unterricht ertheilen ließen. So konnte er denn 1745 bei dem Professor J. R. Iselin in Basel, welcher die politische Zeitung herausgab, Secretair werden. Hier hatte er Gelegenheit, sich in der Philosophie und, was ihm noch lieber war, in der Mathematik zu üben. Noch mehrere Vortheile brachte ihm seine Hofmeister-Stelle bei dem Herrn von Salis, dessen ansehnliche Bibliothek er benutzen durfte, und wo er sich durch den Umgang mit fremden Gelehrten weiter bilden konnte. Hier gab er schon Beweise seiner Geschicklichkeit durch seine Quecksilber-Uhr, logarithmische Rechenstäbe und verschiedne
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Maschinen. Er ging mit seinen Eleven 1756 nach Göttingen, ferner nach Utrecht, Leiden und Paris, wo er sich dʼAlemberts und Messiers Zuneigung erwarb. Nach geendigter Hofmeister-Stelle, während welcher er einige mathematische und physische Schriften herausgab, kam er nach Augsburg, wo er unter andern seine vortrefflichen kosmologischen Briefe über den Weltbau schrieb. Hier ward er besoldetes Mitglied der Baperschen Akademie. Und als er hernach sein Neues Organon, ein allgemein bewundertes Werk, voll Scharfsinn und Wahrheit, herausgab, rief ihn Friedrich II. nach Berlin, wo er zwar wegen seines vernachlässigten Aeußern und seines sonderbaren Betragens auffiel, aber durch seine gründliche Gelehrsamkeit ausgebreiteten Ruhm erhielt, und die Ehre eines Mitglieds der Berliner, Basler und Göttinger Akademien genoß. Nach diesem machte ihn der König zum Ober-Baurath. Im Jahre 1777 starb er an der Schwindsucht, die er von einem vernachlässigten Schnupfen bekommen hatte.
Die Marquise de Lambert, 1647 zu Paris geboren, wo ihr Vater, den sie im dritten Jahre verlor, maitre des comptes war. Ihre Mutter heirathete den geistvollen Bachaumont, welcher die glücklichen Anlagen seiner Stieftochter ausbildete. Nach dem Tode ihres Gatten, Heinrich Lambert, Marquis von St. Bris, den sie 1686 nach einer zwanzigjährigen Ehe verlor, wurde sie in langwierige und kostspielige Prozesse verwickelt, wobei es auf ihr ganzes Vermögen ankam, und die sie zum Theil selbst mit großer Fähigkeit führte. Sie machte nun zu Paris ein Haus, in welches Zutritt zu haben jedermann zur Ehre gereichte, und starb 1733 in einem Alter von 86 Jahren. Sie hat mehreres Vortreffliche geschrieben; vorzüglich sind ihre guten Lehren an ihren Sohn und an ihre Tochter wegen der vortrefflichen Gesinnungen und feinen Beobachtungen, die darin vorkommen, sehr zu empfehlen. Herr Heydenreich hat mehreres von dieser Schriftstellerin ins Deutsche übersetzt, deren Werke im Französischen 2 Bändchen ausmachen.————————
Johann Heinrich Lambert, ein großer Mathematiker und Philosoph, wurde i. J. 1728 zu Mühlhausen, einer mit den reformirten Schweizer-Cantons im Bunde stehenden freien Stadt im Sundgau, geboren. Sein Vater, ein Franzosischer Refüateʼ, war ein Schneider, dessen Dürftigkeit ihm nicht gestattete, seinen Sohn zu einer andern als seiner eignen Profession zu bestimmen. Da der junge Lambert indessen lesen gelernt hatte, so suchte er seine Wißbegierde einiger Maßen durch Bücher zu befriedigen. Um diese zu erhalten, machte er, wenn er seine kleinen Geschwister wiegte, Handzeichnungen, die er sodann verkaufte und sich Bücher und Licht anschaffte. Sein Fleiß und Eifer zu lernen erweckte einige Wohlthäter, die ihm Bücher schenkten und Unterricht ertheilen ließen. So konnte er denn 1745 bei dem Professor J. R. Iselin in Basel, welcher die politische Zeitung herausgab, Secretair werden. Hier hatte er Gelegenheit, sich in der Philosophie und, was ihm noch lieber war, in der Mathematik zu üben. Noch mehrere Vortheile brachte ihm seine Hofmeister-Stelle bei dem Herrn von Salis, dessen ansehnliche Bibliothek er benutzen durfte, und wo er sich durch den Umgang mit fremden Gelehrten weiter bilden konnte. Hier gab er schon Beweise seiner Geschicklichkeit durch seine Quecksilber-Uhr, logarithmische Rechenstäbe und verschiedne
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Maschinen. Er ging mit seinen Eleven 1756 nach Göttingen, ferner nach Utrecht, Leiden und Paris, wo er sich dʼAlemberts und Messiers Zuneigung erwarb. Nach geendigter Hofmeister-Stelle, während welcher er einige mathematische und physische Schriften herausgab, kam er nach Augsburg, wo er unter andern seine vortrefflichen kosmologischen Briefe über den Weltbau schrieb. Hier ward er besoldetes Mitglied der Baperschen Akademie. Und als er hernach sein Neues Organon, ein allgemein bewundertes Werk, voll Scharfsinn und Wahrheit, herausgab, rief ihn Friedrich II. nach Berlin, wo er zwar wegen seines vernachlässigten Aeußern und seines sonderbaren Betragens auffiel, aber durch seine gründliche Gelehrsamkeit ausgebreiteten Ruhm erhielt, und die Ehre eines Mitglieds der Berliner, Basler und Göttinger Akademien genoß. Nach diesem machte ihn der König zum Ober-Baurath. Im Jahre 1777 starb er an der Schwindsucht, die er von einem vernachlässigten Schnupfen bekommen hatte.