Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Kretinen, Die
Die Kretinen oder Cretins, eine Art Menschen in den Thälern des Walliserlandes in der Schweiz und einigen Districten von Savoyen, die an körperlicher und geistiger Bildung außerordentlich vernachlässigt sind. Sie sind sehr zahlreich, und begreifen mehrere taufende von Familien. Ihre charakteristischen Zeichen sind ein dicker, unförmlicher, oben platter Kopf mit plump gebauten Knochen, röthliche Augen, ein großer herabhängender Kropf und übrigens ein unansehnlicher Körperbau. Dazu kommt noch eine gänzliche Geistesschwäche und Fühllosigkeit, begleitet von einer Trägheit, Gefräßigkeit, Wollust und Unreinlichkeit, die ihres Gleichen sucht. Dieses Uebel, welches man Kretinismus nennt, wird zwar außer jenen Gegenden nicht angetroffen, pflanzt sich aber daselbst von Generation zu Generation fort, und erzeugt sich auch bei Kindern, deren Aeltern keine Kretinen waren. Die Ursachen davon haben viele neuere Aerzte beschäftigt; und wahrscheinlich entsteht der Kretinismus von der eingeschlossenen, feuchten und ungesunden Luft der dasigen tiefen Alpenthäler, die Geist und Körper erschlafft, und zugleich durch Erschlaffung der Halsmuskeln die Kröpfe erzeugt, von dem unreinen und mit vielen fremden Theilen geschwängerten Wasser und der Unreinlichkeit der Straßen, so wie überhaupt von der geringen Cultur und großen Trägheit und Un-————
reinlichkeit der meisten Einwohner des Walliserlandes. Die besten bisher entdeckten Mittel, dieses Volksübel auszurotten, sind nach Herrn Fodere, dem neuesten Schriftsteller über die Kretinen (dessen Werk von Lindemann aus dem Franz, übersetzt ist, Berlin, 1796. 8.), daß man die Heirathen dieser Unglücklichen unter einander untersage, damit sich das Uebel nicht fortpflanze, daß man Kinder, die einen Ansatz dazu haben, in hoch liegenden Gegenden erziehen lasse (weil man bemerkt hat, daß der Kretinismus sich bloß in den Thälern erzeugt und erhält), und daß man den Kunstfleiß und die Thätigkeit der Länder, wo das Uebel herrscht, zu beleben suche, indem dasselbe durch Unthätigkeit außerordentlich befördert wird.
Die Kretinen oder Cretins, eine Art Menschen in den Thälern des Walliserlandes in der Schweiz und einigen Districten von Savoyen, die an körperlicher und geistiger Bildung außerordentlich vernachlässigt sind. Sie sind sehr zahlreich, und begreifen mehrere taufende von Familien. Ihre charakteristischen Zeichen sind ein dicker, unförmlicher, oben platter Kopf mit plump gebauten Knochen, röthliche Augen, ein großer herabhängender Kropf und übrigens ein unansehnlicher Körperbau. Dazu kommt noch eine gänzliche Geistesschwäche und Fühllosigkeit, begleitet von einer Trägheit, Gefräßigkeit, Wollust und Unreinlichkeit, die ihres Gleichen sucht. Dieses Uebel, welches man Kretinismus nennt, wird zwar außer jenen Gegenden nicht angetroffen, pflanzt sich aber daselbst von Generation zu Generation fort, und erzeugt sich auch bei Kindern, deren Aeltern keine Kretinen waren. Die Ursachen davon haben viele neuere Aerzte beschäftigt; und wahrscheinlich entsteht der Kretinismus von der eingeschlossenen, feuchten und ungesunden Luft der dasigen tiefen Alpenthäler, die Geist und Körper erschlafft, und zugleich durch Erschlaffung der Halsmuskeln die Kröpfe erzeugt, von dem unreinen und mit vielen fremden Theilen geschwängerten Wasser und der Unreinlichkeit der Straßen, so wie überhaupt von der geringen Cultur und großen Trägheit und Un-————
reinlichkeit der meisten Einwohner des Walliserlandes. Die besten bisher entdeckten Mittel, dieses Volksübel auszurotten, sind nach Herrn Fodere, dem neuesten Schriftsteller über die Kretinen (dessen Werk von Lindemann aus dem Franz, übersetzt ist, Berlin, 1796. 8.), daß man die Heirathen dieser Unglücklichen unter einander untersage, damit sich das Uebel nicht fortpflanze, daß man Kinder, die einen Ansatz dazu haben, in hoch liegenden Gegenden erziehen lasse (weil man bemerkt hat, daß der Kretinismus sich bloß in den Thälern erzeugt und erhält), und daß man den Kunstfleiß und die Thätigkeit der Länder, wo das Uebel herrscht, zu beleben suche, indem dasselbe durch Unthätigkeit außerordentlich befördert wird.