Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Kirchgeßner, Mariane
Mariane Kirchgeßner, (geb. zu Waghäusel um 1770) eine große, leider! aber blinde Virtuosin auf der Harmonica. Im vierten Jahre verlor sie durch die Blattern und den schwarzen Staar ihr Gesicht gänzlich. Bei ihrer großen Neigung zur Musik lernte sie schon in den frühesten Jaheen ohne Anweisung viele Stücke auf dem Claviere spielen: der Reichsprälat, Freiherr v. Beroldingen ließ ihr nachher die Harmonica beim Kapellmeister Schmidtbauer in Carlsruhe erlernen; und so ward sie durch diese Unterstützung und durch eignen Fleiß eine der größten Virtuosinnen für dieses Instrument. Ihr schmelzendes Adagio, das Hinsterben und Wachsen der Töne, die Fertigkeit, mit welcher sie sogar Concerts, Quartetten etc. auf der Harmonica spielt, reißen zur Bewunderung hin. Auf ihren Reisen (seit 1791) nach Wien, Berlin, Leipzig etc. und neuerlich (1796) nach Stockholm, Hamburg etc. hat sie den einstimmigen Beifall der Kenner und Liebhaber, und, wenn anders die Nachrichten hierüber sich bestätigen, ganz neuerlich in London das schönste Geschenk – ihr Gesicht wieder erhalten.————————
*Mariane Kirchgeßner, diese berühmte Harmonikaspielerin, welche ihr Gesicht nur einigermaßen wieder erhielt, kaufte sich im Winter 1799 in Gohlis, nahe bei Leipzig, ein Landgut, wo sie in Gesellschaft ihres bisherigen treuen Begleiters, des Herrn Rath Boßlers, nun in Ruhe zuzubringen gedachte, obgleich sie von hier aus bisweilen kleine Kunstreisen vornahm. Allein diese Ruhe wurde im Oct. 1806 bei dem damaligen Vordringen der französischen Truppen durch Mißhandlungen einiger Soldaten schon sehr erschüttert, und sie konnte sich nicht wieder ganz davon erholen. Nach einiger Zeit trat sie wieder eine musikalische Reise an, kam im Winter 1808 nach Schafhausen, starb aber, kaum hier angelangt, am 9. Decemb. desselben Jahres. Unter dem außerordentlichsten Zudrange und unter den theilnehmendsten Betrauern wurde sie in dem adlichen Frauenkloster Paradies (unweit der Stadt gelegen) begraben.
Mariane Kirchgeßner, (geb. zu Waghäusel um 1770) eine große, leider! aber blinde Virtuosin auf der Harmonica. Im vierten Jahre verlor sie durch die Blattern und den schwarzen Staar ihr Gesicht gänzlich. Bei ihrer großen Neigung zur Musik lernte sie schon in den frühesten Jaheen ohne Anweisung viele Stücke auf dem Claviere spielen: der Reichsprälat, Freiherr v. Beroldingen ließ ihr nachher die Harmonica beim Kapellmeister Schmidtbauer in Carlsruhe erlernen; und so ward sie durch diese Unterstützung und durch eignen Fleiß eine der größten Virtuosinnen für dieses Instrument. Ihr schmelzendes Adagio, das Hinsterben und Wachsen der Töne, die Fertigkeit, mit welcher sie sogar Concerts, Quartetten etc. auf der Harmonica spielt, reißen zur Bewunderung hin. Auf ihren Reisen (seit 1791) nach Wien, Berlin, Leipzig etc. und neuerlich (1796) nach Stockholm, Hamburg etc. hat sie den einstimmigen Beifall der Kenner und Liebhaber, und, wenn anders die Nachrichten hierüber sich bestätigen, ganz neuerlich in London das schönste Geschenk – ihr Gesicht wieder erhalten.————————
*Mariane Kirchgeßner, diese berühmte Harmonikaspielerin, welche ihr Gesicht nur einigermaßen wieder erhielt, kaufte sich im Winter 1799 in Gohlis, nahe bei Leipzig, ein Landgut, wo sie in Gesellschaft ihres bisherigen treuen Begleiters, des Herrn Rath Boßlers, nun in Ruhe zuzubringen gedachte, obgleich sie von hier aus bisweilen kleine Kunstreisen vornahm. Allein diese Ruhe wurde im Oct. 1806 bei dem damaligen Vordringen der französischen Truppen durch Mißhandlungen einiger Soldaten schon sehr erschüttert, und sie konnte sich nicht wieder ganz davon erholen. Nach einiger Zeit trat sie wieder eine musikalische Reise an, kam im Winter 1808 nach Schafhausen, starb aber, kaum hier angelangt, am 9. Decemb. desselben Jahres. Unter dem außerordentlichsten Zudrange und unter den theilnehmendsten Betrauern wurde sie in dem adlichen Frauenkloster Paradies (unweit der Stadt gelegen) begraben.