Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Julianus, Der Kaiser
Der Kaiser Julianus, ein Vetter der Söhne Constantins, welcher im Jahre 361 nach Chr. Geb. den Kaiserthron bestieg, allein schon 363 an einer Wunde, die er in einem Gefechte mit den Persern erhalten hatte, den Geist aufgeben mußte. Sein Haß gegen das Christenthum zog ihm den Beinamen des Abtrünnigen und gräuliche Verwünschungen von den ältern christlichen Schriftstellern zu. Wenn man aber bedenkt, wie klösterlich er erzogen worden war, und wie wenig sich sein heller Verstand und die natürliche Lebhaftigkeit seines Geistes an die Fesseln einer überspannten Andächtelei, worin damahls das ganze Christenthum bestand, gewöhnen konnte, so wird man genöthigt, ein milderes Urtheil über ihn auszusprechen. Mäßigkeit, Klugheit, Gerechtigkeit und Tapferkeit waren seine Haupttugenden. Er war Kenner und Beförderer der Wissenschaften und selbst Schriftsteller. Unter seinen uns übrigen Werken zeichnen sich besonders einige satyrische Aufsätze aus, unter welchen die Spottschrift auf die Kaiser die merkwürdigste ist. Hang zu Aberglauben und Schwärmereien, und eine nicht zu billigende Vorliebe für das aberwitzige System der neuplatonischen Philosophen sind Flecken seiner sonst aufgeklärten Denkungsart, und charakterisiren in ihm einen Regenten des vierten Jahrhunderts, worin dergleichen Träume-————
reien viel Glück machten.
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