Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Januarius, Der heilige
Der heilige Januarius, Schutzpatron des Königreichs Neapel, wurde zu Anfange des vierten Jahrhunderts als christlicher Märtirer nach vielen Martern zu Puzzuolo enthauptet. Sein Körper liegt zu Neapel in der Cathedralkirche begraben; allein das Haupt nebst zwei Fläschchen von seinem Blute, welches eine fromme Matrone bei seiner Enthauptung aufgefangen haben soll, wird in einer besondern Kapelle verwahrt. Dieses Blut ist es, mit welchem die Neapolitaner, die bigotteste Nation in Italien, noch jährlich die albernste Ceremonie begehen, welche selbst von dem katholischen Pöbel in andern Ländern verlacht wird. Sie behaupten von demselben, daß es, auch noch so hart geronnen, dennoch zu fließen anfange, sobald es sich dem Haupte des Heiligen nähere. Insbesondre wird jährlich am ersten Sonntage des Monaths Mai ein großes Experiment damit gemacht; man glaubt, der Schutzheilige sei vorzüglich gut gegen das Land gesinnt, wenn sich das Blut stark in dem Fläschchen bewegt und hellroth wird, da man hingegen aus dem Gegentheil traurige Besorgnisse faßt. Daß dieses Fließen des angeblichen Bluts, mit welchem jedoch diese flüssige Substanz bei genauer Untersuchung nichts gemein hat, größten Theils von den Priestern abhänge, versteht sich wohl von selbst; und es ist zu vermuthen, daß die Bewegung und Wärme der Hände————
dazu beitragen: allein Herr von Archenholz muthmaßet, daß ein Theil der dazu gehörigen Kunstgriffe verloren gegangen und die Priester nicht ganz Meister ihrer Rolle seien, weil sich dieselben oft Stunden lang quälen und vor Angst schwitzen, bevor das Blut flüssig wird.
Der heilige Januarius, Schutzpatron des Königreichs Neapel, wurde zu Anfange des vierten Jahrhunderts als christlicher Märtirer nach vielen Martern zu Puzzuolo enthauptet. Sein Körper liegt zu Neapel in der Cathedralkirche begraben; allein das Haupt nebst zwei Fläschchen von seinem Blute, welches eine fromme Matrone bei seiner Enthauptung aufgefangen haben soll, wird in einer besondern Kapelle verwahrt. Dieses Blut ist es, mit welchem die Neapolitaner, die bigotteste Nation in Italien, noch jährlich die albernste Ceremonie begehen, welche selbst von dem katholischen Pöbel in andern Ländern verlacht wird. Sie behaupten von demselben, daß es, auch noch so hart geronnen, dennoch zu fließen anfange, sobald es sich dem Haupte des Heiligen nähere. Insbesondre wird jährlich am ersten Sonntage des Monaths Mai ein großes Experiment damit gemacht; man glaubt, der Schutzheilige sei vorzüglich gut gegen das Land gesinnt, wenn sich das Blut stark in dem Fläschchen bewegt und hellroth wird, da man hingegen aus dem Gegentheil traurige Besorgnisse faßt. Daß dieses Fließen des angeblichen Bluts, mit welchem jedoch diese flüssige Substanz bei genauer Untersuchung nichts gemein hat, größten Theils von den Priestern abhänge, versteht sich wohl von selbst; und es ist zu vermuthen, daß die Bewegung und Wärme der Hände————
dazu beitragen: allein Herr von Archenholz muthmaßet, daß ein Theil der dazu gehörigen Kunstgriffe verloren gegangen und die Priester nicht ganz Meister ihrer Rolle seien, weil sich dieselben oft Stunden lang quälen und vor Angst schwitzen, bevor das Blut flüssig wird.