Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Jagd- oder Horn-Musik, Die
Die Jagd- oder Horn-Musik, eine bis jetzt nur in Rußland vorhandene Musik, die von ungefähr 35 bis 40 Personen aufgeführt wird, welche insgesammt metallene organisirte Jagdhörner von verschiedener Größe und Weite haben, mit welchen jeder nur einen und denselben Ton angiebt, so oft es die vorgeschriebenen Noten erfordern. Da jeder Musiker dabei nur eine Note und den damit bezeichneten Ton zu beobachten hat, den er in dem Augenblicke anstimmen muß, wo ihn die Reihe trifft, die übrigen aber pausiret werden; so setzt dieses eine außerordentliche Genauigkeit in der Ausführung voraus, welche dennoch in Rußland aufs bewundernswürdigste bewerkstelligt wird. Die Erfindung dieser Musik schreibt sich von einem gewissen Maresch aus Böhmen, Tonkünstler in Petersburg (er starb daselbst 1794), her, welcher auf Veranlassung des Russisch-kaiserl. Ober-Jägermeisters, des Grafen Narischkin, an Statt des rauhen, eintönigen Gebrülls der gewöhnlichen Russischen Jägerhörner, jene Anzahl Hörner nach verschiedener Größe und Weite verfertigen und sie unter eben so viel Jägerbursche vertheilen ließ, die sich dann in drei bis vier Reihen hinter einander mit dem Blatte in der Hand stellen und genau auf den ihnen vorgeschriebenen Ton Acht haben mußten, bis dieser angegeben war. Hieraus ist nach und nach ein so vollkommenes————
und richtig eingespieltes Orchester entstanden, daß man ganze Partien, Sinfonien, Fugen etc. mit aller möglichen Präcision und einem so gleichformigen Anwachsen und Verschwinden der Töne herausbringt, daß man ein Instrument zu hören glaubt. Es werden Laufer, Harpeggiaturen, ja sogar Triller mit Vor- und Nachschlage aufs genaueste hervorgebracht; und mit Recht behauptet man, daß nur in einem Lande wie in Rußland, wo der mit Leibeigenschaft verbundene Zwang die eiserne Geduld bewirken kann, die zu dem Maschinenmäßigen dieser Musik erforderlich ist, ein solches Orchester, das überdieß auch aus so vielen Personen besteht, zu Stande gebracht werden könne. – Das erste Orchester dieser Art besaß der gedachte Graf Narischkin, welcher dasselbe mit Inbegriff der dazu gehörigen vierzig Musiker 1788 an den Fürst Potemkin für 40000 Gulden verkaufte; seitdem sind nun auch in Petersburg, Moskau etc. mehrere Kapellen dieser Art vorhanden.
Die Jagd- oder Horn-Musik, eine bis jetzt nur in Rußland vorhandene Musik, die von ungefähr 35 bis 40 Personen aufgeführt wird, welche insgesammt metallene organisirte Jagdhörner von verschiedener Größe und Weite haben, mit welchen jeder nur einen und denselben Ton angiebt, so oft es die vorgeschriebenen Noten erfordern. Da jeder Musiker dabei nur eine Note und den damit bezeichneten Ton zu beobachten hat, den er in dem Augenblicke anstimmen muß, wo ihn die Reihe trifft, die übrigen aber pausiret werden; so setzt dieses eine außerordentliche Genauigkeit in der Ausführung voraus, welche dennoch in Rußland aufs bewundernswürdigste bewerkstelligt wird. Die Erfindung dieser Musik schreibt sich von einem gewissen Maresch aus Böhmen, Tonkünstler in Petersburg (er starb daselbst 1794), her, welcher auf Veranlassung des Russisch-kaiserl. Ober-Jägermeisters, des Grafen Narischkin, an Statt des rauhen, eintönigen Gebrülls der gewöhnlichen Russischen Jägerhörner, jene Anzahl Hörner nach verschiedener Größe und Weite verfertigen und sie unter eben so viel Jägerbursche vertheilen ließ, die sich dann in drei bis vier Reihen hinter einander mit dem Blatte in der Hand stellen und genau auf den ihnen vorgeschriebenen Ton Acht haben mußten, bis dieser angegeben war. Hieraus ist nach und nach ein so vollkommenes————
und richtig eingespieltes Orchester entstanden, daß man ganze Partien, Sinfonien, Fugen etc. mit aller möglichen Präcision und einem so gleichformigen Anwachsen und Verschwinden der Töne herausbringt, daß man ein Instrument zu hören glaubt. Es werden Laufer, Harpeggiaturen, ja sogar Triller mit Vor- und Nachschlage aufs genaueste hervorgebracht; und mit Recht behauptet man, daß nur in einem Lande wie in Rußland, wo der mit Leibeigenschaft verbundene Zwang die eiserne Geduld bewirken kann, die zu dem Maschinenmäßigen dieser Musik erforderlich ist, ein solches Orchester, das überdieß auch aus so vielen Personen besteht, zu Stande gebracht werden könne. – Das erste Orchester dieser Art besaß der gedachte Graf Narischkin, welcher dasselbe mit Inbegriff der dazu gehörigen vierzig Musiker 1788 an den Fürst Potemkin für 40000 Gulden verkaufte; seitdem sind nun auch in Petersburg, Moskau etc. mehrere Kapellen dieser Art vorhanden.