Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Hyder Aly
Hyder Aly, einer der mächtigsten und kühnsten Feinde der Engländer, und überhaupt einer der größten Helden des neuern Asiens. Er schwang sich durch Tapferkeit, List und Cabale aus der Niedrigkeit bis zum Throne empor. Seinen Vater, einen unbedeutenden Feldherrn bei einem Nabob in Ostindien, verlor er im zehnten Jahre 1728, trat dann in die Dienste des Königs von Mysore an der Küste Malabar, der ihn bald wegen vieler gegen die Maratten geleisteten Dienste zum Feldherrn machte. Nach des Königs Tode machte er sich bei dessen Nachfolger sehr beliebt, nahm ihn aber plötzlich in der Hauptstadt gefangen (1760), entthronte ihn und eroberte sein Reich. Die Mißvergnügten, die er zu Tausenden hinrichten ließ, erhielten Hülfe von den Maratten, wurden aber so wie diese geschlagen. Hyder erweiterte nun das Königreich Mysore außerordentlich; sein Heer war zahlreich und trefflich geübt, und sein Vermögen sehr ansehnlich. Er erkaufte in einem Kriege, den die Maratten in Vereinigung mit der Englisch-Ostindischen Compagnie vom Jahre 1766 an gegen ihn führten, von den erstern den Frieden mit Geld, schlug die letztere in mehrern blutigen Gefechten, und nöthigte sie zu einem nachtheiligen Frieden (1769). Doch jetzt wäre er bald auf immer verloren gewesen; denn die Maratten, seine heftigsten und gefährlichsten Feinde,————
eroberten 1770 mit einem ungeheuren Heere fast sein ganzes Land, und er war bloß auf den von den Feinden belagerten Platz Seringapatam eingeschlossen. Allein auch hier verließ ihn sein Muth nicht; er zwang die Maratten zur Aufhebung der Belagerung, benutzte ihre innern Unruhen, eroberte alles wieder was er eingebüßt hatte, und genoß von 1775 bis 1780 einen vollkommnen Frieden. Allein nach Ausbruch des Kriegs zwischen den Engländern und Franzosen, nebst deren Bundesgenossen, faßte er den Plan, den erstern alle ihre Besitzungen in dem südlichen Theile der westlichen Ostindischen Halbinsel zu entreißen; er überfiel sie, und that ihnen zugleich mit seinem tapfern Sohne Tippo Saib, den er zum Statthalter über mehrere Lande gesetzt hatte, in den Jahren 1780 bis 1782 außerordentlichen Abbruch. Er gewann, von den Franzosen unterstützt, mehrere Schlachten, erlitt aber auch von den Engländern manche empfindliche Niederlage, und starb noch vor Endigung des Kriegs 1782 an einem Krebsschaden, den er schon einige Jahre gehabt hatte. Sein Sohn Tippo Saib brachte jedoch 1784 einen Frieden zu Stande, mußte aber 1792 nach einem unglücklichen Kriege mit den Engländern und ihren Alliirten an die erstern die Hälfte seiner Besitzungen abtreten.
Hyder Aly, einer der mächtigsten und kühnsten Feinde der Engländer, und überhaupt einer der größten Helden des neuern Asiens. Er schwang sich durch Tapferkeit, List und Cabale aus der Niedrigkeit bis zum Throne empor. Seinen Vater, einen unbedeutenden Feldherrn bei einem Nabob in Ostindien, verlor er im zehnten Jahre 1728, trat dann in die Dienste des Königs von Mysore an der Küste Malabar, der ihn bald wegen vieler gegen die Maratten geleisteten Dienste zum Feldherrn machte. Nach des Königs Tode machte er sich bei dessen Nachfolger sehr beliebt, nahm ihn aber plötzlich in der Hauptstadt gefangen (1760), entthronte ihn und eroberte sein Reich. Die Mißvergnügten, die er zu Tausenden hinrichten ließ, erhielten Hülfe von den Maratten, wurden aber so wie diese geschlagen. Hyder erweiterte nun das Königreich Mysore außerordentlich; sein Heer war zahlreich und trefflich geübt, und sein Vermögen sehr ansehnlich. Er erkaufte in einem Kriege, den die Maratten in Vereinigung mit der Englisch-Ostindischen Compagnie vom Jahre 1766 an gegen ihn führten, von den erstern den Frieden mit Geld, schlug die letztere in mehrern blutigen Gefechten, und nöthigte sie zu einem nachtheiligen Frieden (1769). Doch jetzt wäre er bald auf immer verloren gewesen; denn die Maratten, seine heftigsten und gefährlichsten Feinde,————
eroberten 1770 mit einem ungeheuren Heere fast sein ganzes Land, und er war bloß auf den von den Feinden belagerten Platz Seringapatam eingeschlossen. Allein auch hier verließ ihn sein Muth nicht; er zwang die Maratten zur Aufhebung der Belagerung, benutzte ihre innern Unruhen, eroberte alles wieder was er eingebüßt hatte, und genoß von 1775 bis 1780 einen vollkommnen Frieden. Allein nach Ausbruch des Kriegs zwischen den Engländern und Franzosen, nebst deren Bundesgenossen, faßte er den Plan, den erstern alle ihre Besitzungen in dem südlichen Theile der westlichen Ostindischen Halbinsel zu entreißen; er überfiel sie, und that ihnen zugleich mit seinem tapfern Sohne Tippo Saib, den er zum Statthalter über mehrere Lande gesetzt hatte, in den Jahren 1780 bis 1782 außerordentlichen Abbruch. Er gewann, von den Franzosen unterstützt, mehrere Schlachten, erlitt aber auch von den Engländern manche empfindliche Niederlage, und starb noch vor Endigung des Kriegs 1782 an einem Krebsschaden, den er schon einige Jahre gehabt hatte. Sein Sohn Tippo Saib brachte jedoch 1784 einen Frieden zu Stande, mußte aber 1792 nach einem unglücklichen Kriege mit den Engländern und ihren Alliirten an die erstern die Hälfte seiner Besitzungen abtreten.