Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Hebert
Hebert, ehemahliger Logenschließer eines Theaters zu Paris, nachher Substitut des Procurators der dasigen Gemeinde, und endlich das Haupt einer ganz schändlichen Partei, welche unter dem Namen der Ultrarevolutionairs bekannt geworden ist. Zuerst machte er durch ein berüchtigtes Volksblatt, Père Duchesne betitelt, im Anfange des Jahres 1792 Aufsehen. Diese Schrift, welche in unbestimmten Nummern erschien, enthielt freilich viel Wahrheiten, war aber im allerniedrigsten Ton abgefaßt und voll von schmähsüchtigen Lästerungen gegen den Hof. Weil die Königin unter dem Namen der Madame Veto darin aufgeführt worden war, so erhielt der Verfasser auf einige Zeit Arrest; aber kaum war er wieder frei geworden, als er seine Unverschämtheit noch weiter zu treiben anfing. Er benutzte jede Gelegenheit, dem Hof einen Streich zu versetzen, und trug unstreitig am meisten dazu bei, daß dieser dem Volke mit jedem Tage verächtlicher ward. Zur Belohnung dieses Dienstes, den er den Jacobinern geleistet hatte, stellte man ihn bei der Gemeinde zu Paris an, wo er in Gesellschaft des niederträchtigen Chaumette in der Folge eine Partei stiftete, die nichts Geringeres beabsichtigte, als gänzlichen Umsturz aller bürgerlichen Ordnung, Abschaffung des Gottesdienstes und Einführung einer Barbarei, deren sich Vandalen nicht————
hätten schämen dürfen. Hebert und seine Genossen befleißigten sich, in ihrem Aeußern einen ekelhaften Cynismus zu affectiren, Jedermann brüderlich zu duzen, und allen Anstand aus den gesellschaftlichen Zirkeln zu verbannen. Die Französische Sprache gewann unter ihren Händen einen ungemeinen Zuwachs an neuen und barbarischen Wörtern, von welchen sie bis jetzt noch nicht ganz gereinigt ist; und die Sanscülotterie erreichte beinahe im buchstäblichen Sinne den höchsten Grad. Selbst Robespierre glaubte dem Unwesen dieser Elenden ein Ende machen zu müssen; sie wurden wegen Verschwörungen gegen die Republik angeklagt, und am 24. März 1794 durch die Guillotine hingerichtet. Unter allen Factionen, welche Frankreich unglücklich gemacht haben, gehört diese zu den allerverächtlichsten; und man wird Mühe haben, sich einst zu überzeugen, daß es eine Zeit gab, wo das Pariser Volk den Befehlen eines pöbelhaften Logenschließers unterthänig war, und in ihm einen Vertheidiger der Freiheit verehrte.
Hebert, ehemahliger Logenschließer eines Theaters zu Paris, nachher Substitut des Procurators der dasigen Gemeinde, und endlich das Haupt einer ganz schändlichen Partei, welche unter dem Namen der Ultrarevolutionairs bekannt geworden ist. Zuerst machte er durch ein berüchtigtes Volksblatt, Père Duchesne betitelt, im Anfange des Jahres 1792 Aufsehen. Diese Schrift, welche in unbestimmten Nummern erschien, enthielt freilich viel Wahrheiten, war aber im allerniedrigsten Ton abgefaßt und voll von schmähsüchtigen Lästerungen gegen den Hof. Weil die Königin unter dem Namen der Madame Veto darin aufgeführt worden war, so erhielt der Verfasser auf einige Zeit Arrest; aber kaum war er wieder frei geworden, als er seine Unverschämtheit noch weiter zu treiben anfing. Er benutzte jede Gelegenheit, dem Hof einen Streich zu versetzen, und trug unstreitig am meisten dazu bei, daß dieser dem Volke mit jedem Tage verächtlicher ward. Zur Belohnung dieses Dienstes, den er den Jacobinern geleistet hatte, stellte man ihn bei der Gemeinde zu Paris an, wo er in Gesellschaft des niederträchtigen Chaumette in der Folge eine Partei stiftete, die nichts Geringeres beabsichtigte, als gänzlichen Umsturz aller bürgerlichen Ordnung, Abschaffung des Gottesdienstes und Einführung einer Barbarei, deren sich Vandalen nicht————
hätten schämen dürfen. Hebert und seine Genossen befleißigten sich, in ihrem Aeußern einen ekelhaften Cynismus zu affectiren, Jedermann brüderlich zu duzen, und allen Anstand aus den gesellschaftlichen Zirkeln zu verbannen. Die Französische Sprache gewann unter ihren Händen einen ungemeinen Zuwachs an neuen und barbarischen Wörtern, von welchen sie bis jetzt noch nicht ganz gereinigt ist; und die Sanscülotterie erreichte beinahe im buchstäblichen Sinne den höchsten Grad. Selbst Robespierre glaubte dem Unwesen dieser Elenden ein Ende machen zu müssen; sie wurden wegen Verschwörungen gegen die Republik angeklagt, und am 24. März 1794 durch die Guillotine hingerichtet. Unter allen Factionen, welche Frankreich unglücklich gemacht haben, gehört diese zu den allerverächtlichsten; und man wird Mühe haben, sich einst zu überzeugen, daß es eine Zeit gab, wo das Pariser Volk den Befehlen eines pöbelhaften Logenschließers unterthänig war, und in ihm einen Vertheidiger der Freiheit verehrte.