Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Hamilton
Hamilton. Unter diesem Namen haben sich in dem vorigen und dem gegenwärtigen Jahrhundert mehrere schätzbare Mahler in Deutschland und England ausgezeichnet; in dem gegenwärtigen ist vorzüglich Gavin Hamilton, ein Engländer, berühmt, welcher um das Jahr 1760 einer der besten Historienmahler zu Rom war, vorzüglich die Antiken studirte, und 1773 eine Sammlung von Kupferstichen unter dem Titel Schola Italica Picturae herausgab.————————
* Hamilton (spr. Hämilten) ist ein Name, der in vieler Hinsicht das dankbare Andenken der Nachwelt verdient. So hat sich der
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Ritter William Hamilton für Naturforscher und Kunstliebhaber einen bedeutenden Ruf erworben. Er, aus einer großen schottischen Familie herstammend (geb. ungefähr 1731) hatte Anfangs eben nicht viel Reichthum, doch ein gewisser Erwerbtrieb brachte ihn nach und nach so weit, daß er eines der glänzenden englischen Häuser in Neapel, wo er den Gesandtschaftsposten bekleidete, ausmachte. Sein Haus war fast 38 Jahre lang der Mittelpunkt aller gebildeten Reisenden aus dem nördlichen Europa. Er war einer der thätigsten und forschenden Kunstsammler, der Tausende bei Unternehmungen aufopferte, ungeachtet nicht zu läugnen ist, daß er eben durch diese seine Speculation beträchtlichen Gewinn erlangte: welches besonders der Fall bei dem Verkauf seiner ersten Vasensammlung an das brittische Museum und bei dem Absatz seiner prachtvollen Campi Phlegraei war, Ohne seine diplomatischen Berufsgeschäfte hintanzusetzen, war Hamilton der genaueste Beobachter der Alterthümer, der Künste und der Natur; er gab den Künstlern Arbeit und hatte sich ein trefliches naturhistorisches Cabinet gesammlet. Die Lehre von den Vulkanen dankt ihm die wichtigsten Aufklärungen, und seine beiden Werke: Observations on mount Vesuvius und das Prachtwerk der Phlegräischen Gefilde werden immerfort ruhmvolle
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Denkmäler für ihn sein. Die Kunde der alten Vasen- Gemälde ist gleichsam von ihm geschaffen worden. – Seine Ernennung zum englischen Gesandten in Neapel (1764) traf ziemlich in die Periode, wo man eben die entdeckten unterirdischen Städte Pompeii, Herculanum etc. ausgrub, u. Hamilton trug sehr viel zur bessern Betreibung dieser Ausgrabungen, hauptsächlich aber zur Aufwicklung der 800 verkohlten Papyrus-Rollen bei, welche in einem unterirdischen Gange gefunden worden waren, wozu der Pater Antonio Piaggi allein von ihm besoldet wurde. – Was sein häusliches Leben anlangt, so lebte er mit seiner ersten Gattin, die er 1755 heirathete, in der glücklichsten Ehe, aber 1782 verlor er sie durch den Tod, und als er dann 1784 nach 20jähriger Abwesenheit in sein Vaterland zurückkehrte, verliebte er sich in die schöne Tänzerin Miß Harto, mit der er sich verband, und welche als Lady Hamilton in Neapel alles zu bezaubern wußte. Daß sie in der engsten Verbindung mit dem berühmten Seehelden Nelson lebte und ihn auch auf seinen Reisen begleitete, ist bekannt. – Hamilton mußte am Ende seiner politischen Laufbahn, bei dem Einrücken der Franzosen, aus Neapel flüchten, wo er seine Kunstschätze zwar rettete, aber einen Theil seiner Vasen dicht an der Küste Britanniens verlor. In seinem Vaterlande beschäftigte er sich noch mit seinen Handschriften, die hoffentlich noch nach seinem
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Tode (der ihn als 72jährigen Greis im April 1803 übereilte) durch seinen Freund Charles Townley herauskommen werden.
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