Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Großvezier, Der
Der Großvezier, auf Türkisch Wesir Azem oder Aethsäm, ist der oberste Staatsbeamte im Osmannischen Reiche. Er vereinigt in seiner Person alle höchsten Aemter; er ist oberster Richter, oberster Verwalter der Finanzen, Director der innern und auswärtigen Affairen, und führt im Kriege das oberste Commando der Truppen unumschränkt. Seine Macht ist daher weit größer als die eines Premierministers, und selbst der Kaiser vermag nicht viel mehr als sein Großvezier. Im Divan führt er den Vorsitz, und seine Beisitzer sind sechs andere Veziere. Seine ordentlichen Einkünfte betragen jährlich auf 600,000 Rthlr. (die außerordentlichen sind aber gewöhnlich noch weit größer); und jeder Großvezier würde sich einen ungeheuern Schaß sammeln können, wenn ihn nicht oft die Laune des Großsultans, oder der Unwille des Volks, welches ihn wegen seiner ungeheuern und unumschränkten Macht gewöhnlich für den Urheber der meisten Bedrückungen hält, von der höchsten Stufe des Glücks plötzlich herabstürzte. Die Folge seiner Entsetzung war ehedem fast allemahl die Strangulirung, jetzt aber hat man Statt derselben die Verbannung eingeführt; und man weiß sehr wenig Beispiele von Großvezieren, die ihre Würde bis an ihren Tod verwalten konnten.
Der Großvezier, auf Türkisch Wesir Azem oder Aethsäm, ist der oberste Staatsbeamte im Osmannischen Reiche. Er vereinigt in seiner Person alle höchsten Aemter; er ist oberster Richter, oberster Verwalter der Finanzen, Director der innern und auswärtigen Affairen, und führt im Kriege das oberste Commando der Truppen unumschränkt. Seine Macht ist daher weit größer als die eines Premierministers, und selbst der Kaiser vermag nicht viel mehr als sein Großvezier. Im Divan führt er den Vorsitz, und seine Beisitzer sind sechs andere Veziere. Seine ordentlichen Einkünfte betragen jährlich auf 600,000 Rthlr. (die außerordentlichen sind aber gewöhnlich noch weit größer); und jeder Großvezier würde sich einen ungeheuern Schaß sammeln können, wenn ihn nicht oft die Laune des Großsultans, oder der Unwille des Volks, welches ihn wegen seiner ungeheuern und unumschränkten Macht gewöhnlich für den Urheber der meisten Bedrückungen hält, von der höchsten Stufe des Glücks plötzlich herabstürzte. Die Folge seiner Entsetzung war ehedem fast allemahl die Strangulirung, jetzt aber hat man Statt derselben die Verbannung eingeführt; und man weiß sehr wenig Beispiele von Großvezieren, die ihre Würde bis an ihren Tod verwalten konnten.