Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Gotha
Das Herzogthum Gotha, ein Theil der südlichen Landgrafschaft Thüringen; ein sehr fruchtbares, blühendes und stark bevölkertes Land, dessen Größe ungefähr 22 bis 23 geographische Quadratmeilen beträgt, und welche ungefähr 80,000 Einwohner enthält. Der südliche Theil enthält einen großen Theil des Thüringer Waldes, der Schwarzwald genannt; eine reitzende Gegend, welche Holz und Waldungen im Ueberfluß hat, aber sich desto weniger zum Getreidebau schickt: dagegen die Mitte und der nördliche Theil des Landes auf dem vortrefflichsten Boden die reichsten Ernten geben, und zu den schönsten Landschaften in Thüringen gehören. Die Haupt- und Residenzstadt————————
Gotha liegt an einer Anhöhe an der Leine in einer schönen Gegend, und zählte 1792 11,387 Einwohner. Die Stadt ist wegen ihrer guten Bauart, Reinlichkeit und wegen mehrerer Merkwürdigkeiten eben so angenehm und sehenswerth, als sie wegen der Aufklärung und des guten Tons ihrer Einwohner interessant ist. In Gotha selbst zeichnen wir das Schloß Friedenstein mit den neuen Anlagen, sonderlich der großen Terrasse, aus, die nach dem Urtheil eines Kenners, außer der zu Windsor, wenige ihres gleichen hat (hier ist das vortreffliche Münz-Cabinet, eins der ersten und vollständigsten in Europa, dessen größten Schatz die antiken Münzen ausmachen, nebst einer schönen numismatischen Bibliothek, die Kunst- und Naturalien- Kammer und die herzogliche Bibliothek, die auch außer Deutschland bekannt ist, und vortreffliche Manuscripte enthält); ferner, den großen Englischen Garten; Eckhofs denkmahlloses Grab auf einem Kirchhofe vor der Stadt; und in der Gegend von Gotha, Schnepfenthal, wegen der Salzmannschen Erziehungsanstalt; und die Ruinen der drei Gleichischen Schlösser, Gleichen, Mühlberg u. Wachsenburg. Uebrigens hat Gotha ein Gymnasium, mehrere Erziehungs-Anstalten, auch weibliche, wie auch verschiedene gute Fabriken. Auch kommt hier Beckers Reichsanzeiger und dessen Nationalzeitung heraus.
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* Gotha. Billig erwähnen wir hier noch der eine halbe Stunde von Gotha gelegenen, vom Herzog Ernst II. gestifteten und von ihm so väterlich ausgestatteten Sternwarte, für welche er († 21. Apr. 1804) ein Capital von 40,000 Thalern aussetzte. Der Obrist von Zach, einer der angesehensten Astronomen, hatte die Aufsicht darüber, und machte das Institut zu einem wahren Mittelpunkte der Stern- und Erdkunde. 1797 versammleten sich auch hier, bei Anwesenheit des berühmten Lalande aus Paris, mehrere der eifrigsten Kenner und Beförderer dieser Wissenschaft. Leider! ist dieses herrliche Monument eines fürstlichen Astronomen kurz nach seinem Tode verlassen worden, nicht, wie das Gerücht sagte, weil es baufällig geworden, sondern weil Herr von Zach als Oberhofmeister mit der verwittweten Herzogin nach Eisenberg gegangen, folglich es seines Hauptaufsehers beraubt ist. Doch fängt man neuerlich an, es ganz in seiner vorigen Zierde, unter der Oberaufsicht des Kammeraths von Lindenau, wieder herzustellen.
Das Herzogthum Gotha, ein Theil der südlichen Landgrafschaft Thüringen; ein sehr fruchtbares, blühendes und stark bevölkertes Land, dessen Größe ungefähr 22 bis 23 geographische Quadratmeilen beträgt, und welche ungefähr 80,000 Einwohner enthält. Der südliche Theil enthält einen großen Theil des Thüringer Waldes, der Schwarzwald genannt; eine reitzende Gegend, welche Holz und Waldungen im Ueberfluß hat, aber sich desto weniger zum Getreidebau schickt: dagegen die Mitte und der nördliche Theil des Landes auf dem vortrefflichsten Boden die reichsten Ernten geben, und zu den schönsten Landschaften in Thüringen gehören. Die Haupt- und Residenzstadt————————
Gotha liegt an einer Anhöhe an der Leine in einer schönen Gegend, und zählte 1792 11,387 Einwohner. Die Stadt ist wegen ihrer guten Bauart, Reinlichkeit und wegen mehrerer Merkwürdigkeiten eben so angenehm und sehenswerth, als sie wegen der Aufklärung und des guten Tons ihrer Einwohner interessant ist. In Gotha selbst zeichnen wir das Schloß Friedenstein mit den neuen Anlagen, sonderlich der großen Terrasse, aus, die nach dem Urtheil eines Kenners, außer der zu Windsor, wenige ihres gleichen hat (hier ist das vortreffliche Münz-Cabinet, eins der ersten und vollständigsten in Europa, dessen größten Schatz die antiken Münzen ausmachen, nebst einer schönen numismatischen Bibliothek, die Kunst- und Naturalien- Kammer und die herzogliche Bibliothek, die auch außer Deutschland bekannt ist, und vortreffliche Manuscripte enthält); ferner, den großen Englischen Garten; Eckhofs denkmahlloses Grab auf einem Kirchhofe vor der Stadt; und in der Gegend von Gotha, Schnepfenthal, wegen der Salzmannschen Erziehungsanstalt; und die Ruinen der drei Gleichischen Schlösser, Gleichen, Mühlberg u. Wachsenburg. Uebrigens hat Gotha ein Gymnasium, mehrere Erziehungs-Anstalten, auch weibliche, wie auch verschiedene gute Fabriken. Auch kommt hier Beckers Reichsanzeiger und dessen Nationalzeitung heraus.
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* Gotha. Billig erwähnen wir hier noch der eine halbe Stunde von Gotha gelegenen, vom Herzog Ernst II. gestifteten und von ihm so väterlich ausgestatteten Sternwarte, für welche er († 21. Apr. 1804) ein Capital von 40,000 Thalern aussetzte. Der Obrist von Zach, einer der angesehensten Astronomen, hatte die Aufsicht darüber, und machte das Institut zu einem wahren Mittelpunkte der Stern- und Erdkunde. 1797 versammleten sich auch hier, bei Anwesenheit des berühmten Lalande aus Paris, mehrere der eifrigsten Kenner und Beförderer dieser Wissenschaft. Leider! ist dieses herrliche Monument eines fürstlichen Astronomen kurz nach seinem Tode verlassen worden, nicht, wie das Gerücht sagte, weil es baufällig geworden, sondern weil Herr von Zach als Oberhofmeister mit der verwittweten Herzogin nach Eisenberg gegangen, folglich es seines Hauptaufsehers beraubt ist. Doch fängt man neuerlich an, es ganz in seiner vorigen Zierde, unter der Oberaufsicht des Kammeraths von Lindenau, wieder herzustellen.