Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Germanicus, Drusus
Drusus Germanicus, ein Sohn des Claudius Drusus Nero. Nach seines Vaters Tode von seinem Onkel Tiberius, und zwar auf Befehl des Kaiser Augusts, an Kindesstatt angenommen, begann er seine erste Unternehmung mit glücklicher Dämpfung der in Pannonien und Dalmatien ausgebrochenen Empörungen, und zur Belohnung wurde er, obgleich noch nicht in dem gehörigen Alter, zum Consul ernannt, auch sofort nun wieder mit dem Tiberius zugleich nach Deutschland geschickt. Bald trat nun Tiberius die Regierung an, der ihm vom Senat die Bestätigung der proconsularischen Gewalt auf Lebenszeit auswirkte, wodurch er zugleich das Oberkommando über alle Truppen des römischen Reichs erhielt. Bald stillte er auch einen Aufruhr der Legionen am Unterrhein, und verweigerte, da die Empörer ihn zum Kaiser machen wollten, den Antrag mit der Drohung, sich selbst umzubringen, wenn sie darauf bestehen sollten. Jetzt rückte er mit Heeresmacht gegen die Deutschen über den Rhein, richtete unter diesen ein furchtbares Blutbad an, überfiel im folgenden Jahre die Catten, unter denen er eine große Niederlage anrichtete, dann auf Ansuchen des Segestes diesem gegen den Arminius zu Hülfe eilte, und dabei des letztern Gemahlin Thusnelda gefangen bekam, auch bald darauf gegen Arminius selbst vorrückte, obgleich damals das Treffen un-————
entschieden blieb. Jetzt aber rüstete er sich mit weit stärkerer Macht gegen die Deutschen, um diese von der Seeseite anzugreifen. Mit einer nun ausgerüsteten Flotte von 1000 Fahrzeugen landete er mitten in dem Lande der Feinde, und nachdem er die Cherusker, die ihm den Uebergang wehren wollten, zurückgeschlagen, lieferte er bei Idistanisus (zwischen Minden und Blotho) eine Schlacht, welche von früh bis Abend dauerte. Die schon zurückgedrängten Deutschen geriethen, als sie die Errichtung eines Trophäums (s. d. Art.) von Seiten der Römer erblickten, in Wuth, fielen aufs neue die Römer an, und richteten viel Unordnung unter ihnen an; ein neues sehr blutiges Treffen war zwar nicht entscheidend, dennoch behauptete Germanicus das Schlachtfeld. Da der Sommer zurückging, dachte er auf seinen Rückmarsch, der aber wegen eines plötzlichen Sturms, durch welchen die ganze Flotte zerstört wurde, unglücklich genug ablief. Indessen war dieser Feldzug sein letzter in Deutschland; denn sein Onkel, Tiberius, eifersüchtig auf seinen Ruhm und seine Liebe, die er beim Volke genoß, schickte ihm Befehle über Befehle zu, nach Rom zurückzukehren, und Germanicus, trotz seiner häufigen Bitten und Gegenvorstellungen, mußte gehorchen: er reiste mit Gemahlin und Kindern nach Rom, wurde vom Kaiser – dem Schein nach – mit großer Freundschaft und Lobsprüchen aufgenommen, ja sogar ihm
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die Ehre des Triumphs bewilligt; allein im Herzen dachte Tiberius darauf, sich diesen gefährlichen Nebenbuhler, den er selbst zum Mitconsul fürs folgende Jahr ernannte, vom Halse zu schaffen. Gelegenheit findet sich für solche Herrscher bald: so auch hier. Man trug dem Germanicus auf, die Unruhen, welche in den Morgenländern ausgebrochen waren, beizulegen; ihm, zum Oberbefehlshaber des ganzen Morgenlandes ernannt, wurde sehr große Macht, dabei aber auch ein heimlicher Aufseher, ein gewisser syrischer Statthalter Piso, mitgegeben, der in allem auf ihn lauern mußte, dann die Gelegenheit sehr bald ergriff, mit Germanicus zu brechen, welcher unterdessen, ohne sich stören zu lassen, Cappadocien und Comagene zu römischen Provinzen machte. Als nun im folgenden Jahre Germanicus nach Egypten, wider das eigentliche Verbot des Kaisers, gereist war, fand er bei seiner Zurückkunft, daß Piso alle seine Anordnungen aufgehoben und keinen seiner Befehle befolgt hatte. Germanicus machte ihm darüber so nachdrückliche Vorwürfe, daß dieser zwar einigermaßen sich zurückzog; allein Germanicus empfand bald die Folgen von der Tücke dieses meuchelmörderischen Aufpassers, der ihm Gift hatte beibringen lassen, an welchem er bald darauf, im Jahre Roms 772 in seinem 34. Jahre den Geist aufgeben mußte. Die allgemeine Trauer über das Ende dieses Prinzen, auf welchen man alle Hoff-
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nung gesetzt hatte, war die schönste Lobrede für ihn. Die Geschäfte stockten, und die Majestät sah sich genöthiget, sogar durch Befehle der allzugroßen Trauer Einhalt zu thun. Allenthalben wurden ihm Ehrenbogen errichtet, zu Rom, am Rhein, auf dem Berge Amanus in Syrien u. s. f.
entschieden blieb. Jetzt aber rüstete er sich mit weit stärkerer Macht gegen die Deutschen, um diese von der Seeseite anzugreifen. Mit einer nun ausgerüsteten Flotte von 1000 Fahrzeugen landete er mitten in dem Lande der Feinde, und nachdem er die Cherusker, die ihm den Uebergang wehren wollten, zurückgeschlagen, lieferte er bei Idistanisus (zwischen Minden und Blotho) eine Schlacht, welche von früh bis Abend dauerte. Die schon zurückgedrängten Deutschen geriethen, als sie die Errichtung eines Trophäums (s. d. Art.) von Seiten der Römer erblickten, in Wuth, fielen aufs neue die Römer an, und richteten viel Unordnung unter ihnen an; ein neues sehr blutiges Treffen war zwar nicht entscheidend, dennoch behauptete Germanicus das Schlachtfeld. Da der Sommer zurückging, dachte er auf seinen Rückmarsch, der aber wegen eines plötzlichen Sturms, durch welchen die ganze Flotte zerstört wurde, unglücklich genug ablief. Indessen war dieser Feldzug sein letzter in Deutschland; denn sein Onkel, Tiberius, eifersüchtig auf seinen Ruhm und seine Liebe, die er beim Volke genoß, schickte ihm Befehle über Befehle zu, nach Rom zurückzukehren, und Germanicus, trotz seiner häufigen Bitten und Gegenvorstellungen, mußte gehorchen: er reiste mit Gemahlin und Kindern nach Rom, wurde vom Kaiser – dem Schein nach – mit großer Freundschaft und Lobsprüchen aufgenommen, ja sogar ihm
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die Ehre des Triumphs bewilligt; allein im Herzen dachte Tiberius darauf, sich diesen gefährlichen Nebenbuhler, den er selbst zum Mitconsul fürs folgende Jahr ernannte, vom Halse zu schaffen. Gelegenheit findet sich für solche Herrscher bald: so auch hier. Man trug dem Germanicus auf, die Unruhen, welche in den Morgenländern ausgebrochen waren, beizulegen; ihm, zum Oberbefehlshaber des ganzen Morgenlandes ernannt, wurde sehr große Macht, dabei aber auch ein heimlicher Aufseher, ein gewisser syrischer Statthalter Piso, mitgegeben, der in allem auf ihn lauern mußte, dann die Gelegenheit sehr bald ergriff, mit Germanicus zu brechen, welcher unterdessen, ohne sich stören zu lassen, Cappadocien und Comagene zu römischen Provinzen machte. Als nun im folgenden Jahre Germanicus nach Egypten, wider das eigentliche Verbot des Kaisers, gereist war, fand er bei seiner Zurückkunft, daß Piso alle seine Anordnungen aufgehoben und keinen seiner Befehle befolgt hatte. Germanicus machte ihm darüber so nachdrückliche Vorwürfe, daß dieser zwar einigermaßen sich zurückzog; allein Germanicus empfand bald die Folgen von der Tücke dieses meuchelmörderischen Aufpassers, der ihm Gift hatte beibringen lassen, an welchem er bald darauf, im Jahre Roms 772 in seinem 34. Jahre den Geist aufgeben mußte. Die allgemeine Trauer über das Ende dieses Prinzen, auf welchen man alle Hoff-
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nung gesetzt hatte, war die schönste Lobrede für ihn. Die Geschäfte stockten, und die Majestät sah sich genöthiget, sogar durch Befehle der allzugroßen Trauer Einhalt zu thun. Allenthalben wurden ihm Ehrenbogen errichtet, zu Rom, am Rhein, auf dem Berge Amanus in Syrien u. s. f.