Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Garrick, David
David Garrick. Dieser berühmte Mann, einer der größten Schauspieler, die es je gegeben, war 1716 zu Heresford geboren, wo sein Vater, Capitain bei der Englischen Infanterie, auf Werbung lag. Seine Talente zur Schauspielerkunst entwickelten sich sehr früh. In den Schulwissenschaften machte er keine großen Fortschritte, wiewohl er i. J. 1735 ein Schüler des gelehrten Johnsons ward; eben so wenig wollte ihm die Rechtsgelehrsamkeit schmecken. Nach seines Vaters Tode ließ er sich auf kurze Zeit mit seinem Bruder in einen Weinhandel ein; allein im Sommer 1741 trat er in die Laufbahn, zu der ihn die Natur bestimmt hatte, und debütirte zu Ipsevich in der Rolle des Abran im Trauerspiel Oronoko. Er spielte hierauf wechselsweise in London und in Dublin, bis er im J. 1747 in Verbindung mit Lacy das Eigenthum des Drury-Laue Theaters nebst der Erneuerung des Privilegiums kaufte, und die Direction dieses Theaters übernahm. Hier spielte er bis 1776, von welcher Zeit er jedoch zwei Jahre (1763–1765) zu Reisen anwendete. Den 10. Aug. 1776 trat er zum letzten Mahle in der Rolle des Bon Felix in dem Wunder, einem Lustspiel der Mad. Centlirre auf; er begab sich auf sein reitzendes Landhaus bei London zur Ruhe, die ihm jedoch durch heftige Steinschmerzen sehr getrübt wurde, und starb schon 1779. In einem Alter von 30 Jahren hatte er————
sich mit der berühmten Tänzerin Violetti, einem überaus schönen Frauenzimmer, verheirathet. Er hatte nicht lange gespielt, als man schon seinen Talenten volle Gerechtigkeit widerfahren ließ; eine Gerechtigkeit, die in der Folge an Abgötterei zu gränzen anfing. Garrick war klein von Person, aber wohl gebaut und gut gebildet; er hatte schwarze, lebhafte Augen und eine reine melodische Stimme: was aber das wichtigste ist, er hatte sich, seine Gestalt, sein Gesicht, seine Züge so bewundernswürdig in der Gewalt, daß er alles, was er nur wollte, damit auszudrucken vermochte. Daher war er auch gleich groß im tragischen und im komischen Fache; wiewohl das letztere eigentlich sein höchster Triumph war. Lichtenberg, der ihn sah, hat uns im Deutschen Museum äußerst schätzbare Bemerkungen über einige seiner Rollen mitgetheilt. Er kannte und beobachtete den Ausdruck der Leidenschaften in seinen kleinsten Theilen; alles an ihm stand in der vollkommensten Harmonie zu dem Charakter, den er darstellte. »Sie haben (soll er einst zu einem Französischen Schauspieler gesagt haben) die Rolle des Trunkenen mit viel Wahrheit und dabei mit Anstand gespielt; nur – wenn Sie mir diesen kleinen Tadel verzeihen wollen – Ihr linker Fuß war zu nüchtern.« Von der Gewalt, die Garrick über seinen Körper hatte, zeugt folgende Anekdote, die er selbst erzählt hat. Der berühmte Verfasser des Tom Jones
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war gestorben, als man den Druck seiner Werke vollendete; man wünschte sein Portrait dazu zu besitzen, und Garrick versprach es zu schaffen. Er ging hierauf zu seinem Freund Hogarth, begab sich bei demselben in ein Nebenzimmer, wickelte sich in einen Mantel, den er zu diesem Zwecke mitgebracht hatte, und nahm ganz die Physiognomie Fieldings an. Eben so veränderte er seine Stimme, rufte dann Hogarth, und bat ihn zu mahlen. Hogarth erschrickt, er glaubt Fielding selbst zu sehen. »Eile, mich zu mahleu!« sagt ihm Garrick. Dieser thut es; und dieß ist das Portrait, das in der Englischen Ausgabe von Fieldings Werken fehlt. Garrick arbeitete auch als dramatischer Schriftsteller mit Beifall; und nach einer Nachricht im Deutschen Museum (1777) soll er ein Werk über den mündlichen Vortrag hinterlassen haben. Sein Leichnam wurde von vier der vornehmsten Engländer getragen, und in der Westmünster Abtei an dem Fuß eines Denkmahls, das dem Andenken Shakespears errichtet ist, beigesetzt. Er hinterließ ein sehr großes Vermögen, das er theils seinem Glücke theils seiner Sparsamkeit, die oft an den Geitz gegränzt haben soll, zu danken hatte. Wir besitzen eine Beschreibung seines Lebens von Davies, welche auch ins Deutsche übersetzt ist.
sich mit der berühmten Tänzerin Violetti, einem überaus schönen Frauenzimmer, verheirathet. Er hatte nicht lange gespielt, als man schon seinen Talenten volle Gerechtigkeit widerfahren ließ; eine Gerechtigkeit, die in der Folge an Abgötterei zu gränzen anfing. Garrick war klein von Person, aber wohl gebaut und gut gebildet; er hatte schwarze, lebhafte Augen und eine reine melodische Stimme: was aber das wichtigste ist, er hatte sich, seine Gestalt, sein Gesicht, seine Züge so bewundernswürdig in der Gewalt, daß er alles, was er nur wollte, damit auszudrucken vermochte. Daher war er auch gleich groß im tragischen und im komischen Fache; wiewohl das letztere eigentlich sein höchster Triumph war. Lichtenberg, der ihn sah, hat uns im Deutschen Museum äußerst schätzbare Bemerkungen über einige seiner Rollen mitgetheilt. Er kannte und beobachtete den Ausdruck der Leidenschaften in seinen kleinsten Theilen; alles an ihm stand in der vollkommensten Harmonie zu dem Charakter, den er darstellte. »Sie haben (soll er einst zu einem Französischen Schauspieler gesagt haben) die Rolle des Trunkenen mit viel Wahrheit und dabei mit Anstand gespielt; nur – wenn Sie mir diesen kleinen Tadel verzeihen wollen – Ihr linker Fuß war zu nüchtern.« Von der Gewalt, die Garrick über seinen Körper hatte, zeugt folgende Anekdote, die er selbst erzählt hat. Der berühmte Verfasser des Tom Jones
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war gestorben, als man den Druck seiner Werke vollendete; man wünschte sein Portrait dazu zu besitzen, und Garrick versprach es zu schaffen. Er ging hierauf zu seinem Freund Hogarth, begab sich bei demselben in ein Nebenzimmer, wickelte sich in einen Mantel, den er zu diesem Zwecke mitgebracht hatte, und nahm ganz die Physiognomie Fieldings an. Eben so veränderte er seine Stimme, rufte dann Hogarth, und bat ihn zu mahlen. Hogarth erschrickt, er glaubt Fielding selbst zu sehen. »Eile, mich zu mahleu!« sagt ihm Garrick. Dieser thut es; und dieß ist das Portrait, das in der Englischen Ausgabe von Fieldings Werken fehlt. Garrick arbeitete auch als dramatischer Schriftsteller mit Beifall; und nach einer Nachricht im Deutschen Museum (1777) soll er ein Werk über den mündlichen Vortrag hinterlassen haben. Sein Leichnam wurde von vier der vornehmsten Engländer getragen, und in der Westmünster Abtei an dem Fuß eines Denkmahls, das dem Andenken Shakespears errichtet ist, beigesetzt. Er hinterließ ein sehr großes Vermögen, das er theils seinem Glücke theils seiner Sparsamkeit, die oft an den Geitz gegränzt haben soll, zu danken hatte. Wir besitzen eine Beschreibung seines Lebens von Davies, welche auch ins Deutsche übersetzt ist.