Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Franklin, Doctor Benjamin
Doctor Benjamin Franklin, geb. 1706 zu Boston in Nordamerika. Dieser Mann gehört unbezweifelt zu den größten und edelsten Männern unsers Jahrhunderts, und wird als solcher von der spätesten Nachwelt erkannt werden. Seine Verdienste sind so ausgebreitet, daß man nicht weiß, bei welchen man am längsten verweilen soll, um ihm volle Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. In den frühern Jahren seiner Jugend hatte er die Buchdruckerkunst erlernt, und sie blieb auch bis in sein männliches Alter der Gegenstand seines Fleißes. Aber er war weit entfernt, bei der Ausübung dieser Kunst allein stehen zu bleiben, verwendete vielmehr die Zeit, die er seinen Berufsgeschäften abbrechen konnte, auf die Erlernung nützlicher Kenntnisse aller Art, und studirte vorzüglich naturhistorische und physische Wissenschaften. Daß er in diesen Fächern nicht bloß mechanisch arbeitete, sondern selbst prüfte und dachte, beweisen die verschiedenen neuen Entdeckungen, die er hierin machte. Unter ihnen zeichnet sich besonders die Erfindung des Blitzableiters aus, auf welche er im Jahre 1749 fiel. Man kennt die wohlthätigen Wirkungen dieser Entdeckung; und sie allein verschafft schon ihrem Urheber einen Platz unter den Männern welche sich um die Menschheit verdient gemacht haben. Franklin blieb jedoch dabei nicht stehen; er forschte immer tiefer in————
der Naturlehre, und umfaßte die mannichfaltigen Zweige derselben mit gleich günstigem Erfolge. Zum Beweise hiervon kann seine Erfindung der Harmonica dienen, welche wegen der Feinheit des Tons unter allen musikalischen Instrumenten den ersten Rang behauptet. Man sollte kaum glauben, daß ein Mann, welcher ohne seine Berufsgeschäfte zu verabsäumen auch in seinem Lieblingsfach mit so vielem Ruhm arbeitete, noch Muße genug gehabt haben konnte, sich in die Labyrinthe der Politik zu wagen: aber Franklins rastlose Thätigkeit machte auch dieses möglich; und seine politische Laufbahn, worin er als Schriftsteller und als handelnder Staatsmann auftrat, verdunkelte bald seine Verdienste um die Physik. Im Jahre 1736 war er zum Secretair der Generalversammlung von Pensylvanien ernannt worden und erhielt, nachdem er diese Stelle mehrere Jahre nach einander bekleidet hatte, als Repräsentant der Stadt Philadelphia unter den Ständen endlich selbst Sitz und Stimme. Nachher wurde er als Agent der Provinz Pensylvanien nach England geschickt, wo er im Jahre 1766 vor den Schranken des Unterhauses die Unabhängigkeit Amerikaʼs in einem öffentlichen Verhöre mit der kaltblütigsten Unerschrockenheit vertheidigte. Da aber England von der Strenge seiner Forderungen nicht nachlassen wollte, und die Amerikaner in der äußersten Verzweiflung zu den Waffen griffen; so unterstützte
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Franklin, der bisher immer noch versucht hatte, die Streitigkeiten in Güte beizulegen, die Bemühungen der letztern mit unermüdetem Eifer, und brachte es endlich dahin, daß sich die dreizehn vereinigten Provinzen auf dem Congresse zu Philadelphia im Jahre 1776 für unabhängig von England erklärten. Er reiste darauf nach Frankreich, und unterhandelte ein Bündniß zwischen dem Hofe zu Versailles und den neuen Amerikanischen Freistaaten, wodurch die letztern beträchtliche Vortheile erheilten. Der 1783 erfolgte all gemeine Friede war das höchste Ziel der Wünsche Franklins, der nun das große Werk vollendet sah, zu dessen Anfang er so mächtig gewirkt hatte. Die Constitutionen der einzelnen Provinzen gewannen durch seine Bemühungen an innerer Stärke und Festigkeit, und beweisen, daß sein scharfsinniger Geist im Gebiete der Gesetzgebung eben so wohl etwas Vorzügliches liefern konnte, als in den übrigen Fächern des menschlichen Wissens. Er hielt sich in den letzten Jahren seines thätigen Lebens in Philadelphia auf, und starb daselbst am 17. April 1790. Sein Tod wurde allgemein beklagt; und die Französische Nationalversammlung legte aus Achtung für den Verstorbenen öffentliche Zeichen der Trauer an. Als Schriftsteller lieferte Franklin verschiedene einzelne Abhandlungen, welche größten Theils naturhistorische und politische Gegenstände betreffen; einige darunter
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waren jedoch vorzüglich zur Aufklärung des Volks bestimmt, und erreichten wegen ihrer Gründlichkeit und angenehmen Schreibart ganz den gehofften Zweck. Ein schätzbarer Aufsatz von ihm steht unter der Aufschrift: der arme Jacob, in Engels Philosophen für die Welt. Die lehrreiche Geschichte seines eignen Lebens, welche er für seinen Sohn anfing, geht bis auf das Jahr 1757. Er hat sich selbst folgende Grabschrift gemacht: »Der Leichnam von Benjamin Franklin liegt hier, gleich der Schale eines alten Buches, wenn der Inhalt herausgerissen und es des Titels und der Vergoldung beraubt ist, zur Speise für die Würmer; aber das Werk selbst wird nicht verloren gehen, sondern hoffentlich dereinst in einer neuen und schönern Ausgabe erscheinen, verbessert und berichtigt von dem Verfasser.«
der Naturlehre, und umfaßte die mannichfaltigen Zweige derselben mit gleich günstigem Erfolge. Zum Beweise hiervon kann seine Erfindung der Harmonica dienen, welche wegen der Feinheit des Tons unter allen musikalischen Instrumenten den ersten Rang behauptet. Man sollte kaum glauben, daß ein Mann, welcher ohne seine Berufsgeschäfte zu verabsäumen auch in seinem Lieblingsfach mit so vielem Ruhm arbeitete, noch Muße genug gehabt haben konnte, sich in die Labyrinthe der Politik zu wagen: aber Franklins rastlose Thätigkeit machte auch dieses möglich; und seine politische Laufbahn, worin er als Schriftsteller und als handelnder Staatsmann auftrat, verdunkelte bald seine Verdienste um die Physik. Im Jahre 1736 war er zum Secretair der Generalversammlung von Pensylvanien ernannt worden und erhielt, nachdem er diese Stelle mehrere Jahre nach einander bekleidet hatte, als Repräsentant der Stadt Philadelphia unter den Ständen endlich selbst Sitz und Stimme. Nachher wurde er als Agent der Provinz Pensylvanien nach England geschickt, wo er im Jahre 1766 vor den Schranken des Unterhauses die Unabhängigkeit Amerikaʼs in einem öffentlichen Verhöre mit der kaltblütigsten Unerschrockenheit vertheidigte. Da aber England von der Strenge seiner Forderungen nicht nachlassen wollte, und die Amerikaner in der äußersten Verzweiflung zu den Waffen griffen; so unterstützte
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Franklin, der bisher immer noch versucht hatte, die Streitigkeiten in Güte beizulegen, die Bemühungen der letztern mit unermüdetem Eifer, und brachte es endlich dahin, daß sich die dreizehn vereinigten Provinzen auf dem Congresse zu Philadelphia im Jahre 1776 für unabhängig von England erklärten. Er reiste darauf nach Frankreich, und unterhandelte ein Bündniß zwischen dem Hofe zu Versailles und den neuen Amerikanischen Freistaaten, wodurch die letztern beträchtliche Vortheile erheilten. Der 1783 erfolgte all gemeine Friede war das höchste Ziel der Wünsche Franklins, der nun das große Werk vollendet sah, zu dessen Anfang er so mächtig gewirkt hatte. Die Constitutionen der einzelnen Provinzen gewannen durch seine Bemühungen an innerer Stärke und Festigkeit, und beweisen, daß sein scharfsinniger Geist im Gebiete der Gesetzgebung eben so wohl etwas Vorzügliches liefern konnte, als in den übrigen Fächern des menschlichen Wissens. Er hielt sich in den letzten Jahren seines thätigen Lebens in Philadelphia auf, und starb daselbst am 17. April 1790. Sein Tod wurde allgemein beklagt; und die Französische Nationalversammlung legte aus Achtung für den Verstorbenen öffentliche Zeichen der Trauer an. Als Schriftsteller lieferte Franklin verschiedene einzelne Abhandlungen, welche größten Theils naturhistorische und politische Gegenstände betreffen; einige darunter
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waren jedoch vorzüglich zur Aufklärung des Volks bestimmt, und erreichten wegen ihrer Gründlichkeit und angenehmen Schreibart ganz den gehofften Zweck. Ein schätzbarer Aufsatz von ihm steht unter der Aufschrift: der arme Jacob, in Engels Philosophen für die Welt. Die lehrreiche Geschichte seines eignen Lebens, welche er für seinen Sohn anfing, geht bis auf das Jahr 1757. Er hat sich selbst folgende Grabschrift gemacht: »Der Leichnam von Benjamin Franklin liegt hier, gleich der Schale eines alten Buches, wenn der Inhalt herausgerissen und es des Titels und der Vergoldung beraubt ist, zur Speise für die Würmer; aber das Werk selbst wird nicht verloren gehen, sondern hoffentlich dereinst in einer neuen und schönern Ausgabe erscheinen, verbessert und berichtigt von dem Verfasser.«