Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Fleury, Andreas Hercules von
Andreas Hercules von Fleury, einer der wichtigsten Staatsmänner unter der Regierung des schwachen Ludwigs XV. Königs von Frankreich, war 1653 zu Lodeve in Niederlanguedoc geboren. Er erwarb sich zu Paris die Gunst vieler Großen, die ihm das Bisthum zu Frejus verschafften. In der Folge bekam er die Stelle eines Lehrers Ludwigs XV. der ihn wie seinen Vater liebte, und sich nicht nur während seiner Minderjährigkeit sondern selbst nach erlangter Regierung unumschränkt von ihm beherrschen ließ; denn Fleury leitete alle Geschäfte und war Premierminister in der That, ob er gleich nie diesen Titel führte. Betrachten wir seinen Charakter und seine Verdienste um den Staat, so wird das Urtheil des Unparteiischen ihm gewiß weit mehr zum Lobe als zum Tadel gereichen. Zwar ist es gegründet, daß er bisweilen sein Ansehn durch Cabale behauptete, daß er auch, um die Cardinalswürde zu erlangen und sich für die Ertheilung derselben dankbar zu beweisen, die päpstlichen Anmaßungen so sehr als möglich unterstützte, die Unabhängigkeit seines Vaterlandes von dem Römischen Stuhl untergrub und die Religionszwiste eher befördern als dämpfen half. Allein seine Verdienste sind weit größer; und die Mittel, die er zur Erhaltung des entvölkerten und gesunkenen Staats wählte, waren sehr zweckmäßig. denn er führte Ordnung in der Ver-————
waltung der Finanzen ein und suchte seinem durch Ludwigs XIV. verheerende Kriege entnervten Vaterlande den Frieden auf alle Art zu sichern; und wirklich gelang ihm der letzte Plan sehr glücklich. An einem einzigen Kriege, den die Pohlnische Königswahl 1733 gegen Oesterreich nothwendig machte, nahm er thätigen Antheil, und der Friede, der bald geschlossen wurde, verschaffte der Französischen Krone ganz Lothringen. Ziemlich lange genoß Frankreich die wohlthätigen Früchte seiner Staatsverwaltung oder vielmehr seiner Alleinherrschaft; denn er starb erst im neunzigsten Lebensjahre zu Issy bei Versailles, mit dem Nachruhm eines überaus verdienstvollen Mannes: und nicht mit Unrecht können wir behaupten, daß ohne ihn der gänzliche Umsturz des Französischen Colosses weit früher verursacht worden wäre.
Andreas Hercules von Fleury, einer der wichtigsten Staatsmänner unter der Regierung des schwachen Ludwigs XV. Königs von Frankreich, war 1653 zu Lodeve in Niederlanguedoc geboren. Er erwarb sich zu Paris die Gunst vieler Großen, die ihm das Bisthum zu Frejus verschafften. In der Folge bekam er die Stelle eines Lehrers Ludwigs XV. der ihn wie seinen Vater liebte, und sich nicht nur während seiner Minderjährigkeit sondern selbst nach erlangter Regierung unumschränkt von ihm beherrschen ließ; denn Fleury leitete alle Geschäfte und war Premierminister in der That, ob er gleich nie diesen Titel führte. Betrachten wir seinen Charakter und seine Verdienste um den Staat, so wird das Urtheil des Unparteiischen ihm gewiß weit mehr zum Lobe als zum Tadel gereichen. Zwar ist es gegründet, daß er bisweilen sein Ansehn durch Cabale behauptete, daß er auch, um die Cardinalswürde zu erlangen und sich für die Ertheilung derselben dankbar zu beweisen, die päpstlichen Anmaßungen so sehr als möglich unterstützte, die Unabhängigkeit seines Vaterlandes von dem Römischen Stuhl untergrub und die Religionszwiste eher befördern als dämpfen half. Allein seine Verdienste sind weit größer; und die Mittel, die er zur Erhaltung des entvölkerten und gesunkenen Staats wählte, waren sehr zweckmäßig. denn er führte Ordnung in der Ver-————
waltung der Finanzen ein und suchte seinem durch Ludwigs XIV. verheerende Kriege entnervten Vaterlande den Frieden auf alle Art zu sichern; und wirklich gelang ihm der letzte Plan sehr glücklich. An einem einzigen Kriege, den die Pohlnische Königswahl 1733 gegen Oesterreich nothwendig machte, nahm er thätigen Antheil, und der Friede, der bald geschlossen wurde, verschaffte der Französischen Krone ganz Lothringen. Ziemlich lange genoß Frankreich die wohlthätigen Früchte seiner Staatsverwaltung oder vielmehr seiner Alleinherrschaft; denn er starb erst im neunzigsten Lebensjahre zu Issy bei Versailles, mit dem Nachruhm eines überaus verdienstvollen Mannes: und nicht mit Unrecht können wir behaupten, daß ohne ihn der gänzliche Umsturz des Französischen Colosses weit früher verursacht worden wäre.