Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Fenelon
Fenelon, mit seinem vollständigen Namen Franz von Salignac de la Motte Fenelon, Verfasser des Telemach und vieler andern schätzbaren Schriften, ist gewiß Jedem verehrungswürdig, der nur einigen Anspruch auf wissenschaftliche Kenntnisse macht. Er war 1651 auf dem Schlosse Fenelon geboren, kam in der Folge als Prediger nach Paris, und ward bald an Ludwigs XIV. Hofe Lehrer dreier königlichen Prinzen, der Herzoge von Bourgogne, Anjon und Berry. Da ersterer viel Hoffnung zur Krone hatte, so lehrte er ihn in verschiedenen ihm gewidmeten Schriften, unter denen besonders der Telemach sich auszeichnet, die Regentenpflichten auf die deutlichste und unterhaltendste Art; und es ist sehr zu bedauern, daß eine Cabale des Bischofs Bossuet und der herrschsüchtigen Marquise Maintenon ihn vom Hofe entfernte, wo er so viel Nutzen stiftete. Er wurde der Heterodoxie verdächtig gemacht und in das Erzbisthum Cambray verwiesen, welches er schon als Lehrer der Prinzen erhalten hatte, und lebte hier bis an seinen Tod (1715) als Muster eines rechtschaffenen und in seinem Berufe unermüdeten Mannes. Sein Telemach kann gewiß in jeder Rücksicht als eins der schönsten Producte der Französischen Literatur angesehen werden. Den Stoff zu diesem vortrefflichen heroischen Roman nahm er, wie bekannt, aus der Odyssee des Homer, bildete ihn————
aber so vortrefflich aus, daß seine Bearbeitung mit Recht ganz neu genannt werden kann. Der Styl ist classisch erhaben, voll Feuer und Anmuth; und die häufig eingewebten Regeln aus dem Gebiete der Moral und Politik sind mit unnachahmlicher Schönheit vorgetragen.
Fenelon, mit seinem vollständigen Namen Franz von Salignac de la Motte Fenelon, Verfasser des Telemach und vieler andern schätzbaren Schriften, ist gewiß Jedem verehrungswürdig, der nur einigen Anspruch auf wissenschaftliche Kenntnisse macht. Er war 1651 auf dem Schlosse Fenelon geboren, kam in der Folge als Prediger nach Paris, und ward bald an Ludwigs XIV. Hofe Lehrer dreier königlichen Prinzen, der Herzoge von Bourgogne, Anjon und Berry. Da ersterer viel Hoffnung zur Krone hatte, so lehrte er ihn in verschiedenen ihm gewidmeten Schriften, unter denen besonders der Telemach sich auszeichnet, die Regentenpflichten auf die deutlichste und unterhaltendste Art; und es ist sehr zu bedauern, daß eine Cabale des Bischofs Bossuet und der herrschsüchtigen Marquise Maintenon ihn vom Hofe entfernte, wo er so viel Nutzen stiftete. Er wurde der Heterodoxie verdächtig gemacht und in das Erzbisthum Cambray verwiesen, welches er schon als Lehrer der Prinzen erhalten hatte, und lebte hier bis an seinen Tod (1715) als Muster eines rechtschaffenen und in seinem Berufe unermüdeten Mannes. Sein Telemach kann gewiß in jeder Rücksicht als eins der schönsten Producte der Französischen Literatur angesehen werden. Den Stoff zu diesem vortrefflichen heroischen Roman nahm er, wie bekannt, aus der Odyssee des Homer, bildete ihn————
aber so vortrefflich aus, daß seine Bearbeitung mit Recht ganz neu genannt werden kann. Der Styl ist classisch erhaben, voll Feuer und Anmuth; und die häufig eingewebten Regeln aus dem Gebiete der Moral und Politik sind mit unnachahmlicher Schönheit vorgetragen.