Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Faust, Doctor Johann
Doctor Johann Faust, war ein berühmter Schwarzkünstler des 16. Jahrhunderts, der durch die abenteuerlichen Sagen, mit denen man sich lange von ihm herumtrug, die unverdiente Ehre erhielt, für einen großen Kenner der geheimen Wissenschaften und der höhern Magie zu gelten. Von seinen eigentlichen Lebensumständen weiß man wenig Zuverlässiges; nur so viel ist gewiß, daß in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. ein gewisser Faust, der in Ingolstadt Theologie studirt, nachher aber die Medicin erlernt hatte, in Deutschland umherzog und durch allerhand magische und Taschenspieler-Künste die Augen des vornehmen und geringen Pöbels blendete. Man war in den damahligen Zeiten noch viel zu wenig mit den Kräften der Natur bekannt, als daß man sich hätte überzeugen können, Faust bediene sich bei seinen Gaukeleien geheimer aber doch natürlicher Mittel: der leidige Teufel mußte das alles bewirken, und am Ende auch selbst den Künstler holen; wenigstens verschwand Faust gegen das Jahr 1560, nachdem ihn wahrscheinlich das Alter genöthigt hatte, von seinen bisher sehr einträglichen Charlatanerien abzustehen und sich in irgend einen Winkel Deutschlands zurückzuziehen. Die Summe seiner Geheimnisse soll er der Nachwelt in dem berüchtigten Buche, das den Namen Höllenzwang führt, aufbehalten haben; allein dieses elende————
Machwerk, worin die Kunst Geister zu citiren systematisch vorgetragen wird, hat unstreitig einen andern Verfasser, der Fausts Namen mißbrauchte, um die Neugierigen desto mehr zu reitzen.
Doctor Johann Faust, war ein berühmter Schwarzkünstler des 16. Jahrhunderts, der durch die abenteuerlichen Sagen, mit denen man sich lange von ihm herumtrug, die unverdiente Ehre erhielt, für einen großen Kenner der geheimen Wissenschaften und der höhern Magie zu gelten. Von seinen eigentlichen Lebensumständen weiß man wenig Zuverlässiges; nur so viel ist gewiß, daß in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. ein gewisser Faust, der in Ingolstadt Theologie studirt, nachher aber die Medicin erlernt hatte, in Deutschland umherzog und durch allerhand magische und Taschenspieler-Künste die Augen des vornehmen und geringen Pöbels blendete. Man war in den damahligen Zeiten noch viel zu wenig mit den Kräften der Natur bekannt, als daß man sich hätte überzeugen können, Faust bediene sich bei seinen Gaukeleien geheimer aber doch natürlicher Mittel: der leidige Teufel mußte das alles bewirken, und am Ende auch selbst den Künstler holen; wenigstens verschwand Faust gegen das Jahr 1560, nachdem ihn wahrscheinlich das Alter genöthigt hatte, von seinen bisher sehr einträglichen Charlatanerien abzustehen und sich in irgend einen Winkel Deutschlands zurückzuziehen. Die Summe seiner Geheimnisse soll er der Nachwelt in dem berüchtigten Buche, das den Namen Höllenzwang führt, aufbehalten haben; allein dieses elende————
Machwerk, worin die Kunst Geister zu citiren systematisch vorgetragen wird, hat unstreitig einen andern Verfasser, der Fausts Namen mißbrauchte, um die Neugierigen desto mehr zu reitzen.