Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Fauchet, Der Abbé
Der Abbeʼ Fauchet. Dieser Mann gehörte zu denjenigen Geistlichen, welche bei der Französischen Revolution eine ihrem Charakter durchaus unwürdige Rolle spielten. Er war in dem Besitz einer schimmernden Beredsamkeit, durch welche er das Volk täuschte und ganz für sich einnahm. Vorzüglich benutzte er im Jahre 1789 jeden Aufruhr in Paris, um das Volk zu überreden, daß es volles Recht habe so zu handeln, und daß Aristokraten vom Anbeginn der Welt an das größte Unglück gestiftet hätten; unter andern bürdete er ihnen auf, daß sie allein an Christi Kreuzigung Schuld gewesen wären und in dessen Person einen Mann vertilgt hätten, dessen ungeheuchelte Volksliebe man nicht habe bezweifeln können. Fauchet war einer der ersten, weicher als Geistlicher den berühmten Constitutionseid ablegte und dafür zum constitutionellen Bischof des Departements von Calvados gewählt wurde. Seine Kanzelvorträge wurden seitdem noch freier; und er empfahl allgemein die Einführung eines Ackergesetzes, wodurch alle liegende Gründe in Frankreich den Bürgern zu gleichen Theilen zufallen sollten. Durch die Vertheidigung dieses unausführbaren Plans, welchen die wüthendsten Demokraten im Geheimen entworfen hatten, gewann Fauchet immer mehr Popularität, erhielt eine Stelle bei der zweiten National-Versammlung und dem nachherigen Con-————
vent, und schmeichelte den Jacobinern auf eine seinen Charakter ganz entehrende Art. Er selbst sprach nicht oft in den Versammlungen, sondern saß immer in sich gekehrt und wie halb schlafend da; wenn er aber glaubte, daß es Zeit sei einen Pfeil seiner hämischen Tücke zu verschießen, so ließ er seine Creaturen die Rednerbühne besteigen, und gab alsdann ihren Anträgen mit heuchlerischer Gleißnerei seine Zustimmung. Da aber im Jahre 1793 die Unordnungen in Frankreich aufs höchste gestiegen, und die constitutionelle Geistlichkeit eben so verhaßt wurde als die unbeeidigten Priester, so verlor auch Fauchet sein Ansehen. Die Jacobiner strichen seinen Namen auf ihrer Liste aus: man beschuldigte ihn mit Charlotte Corday, der Mörderin Marats, Verbindungen gehabt zu haben; und er mußte mit den Girondisten (den 31. Octbr. 1793) die Guillotine besteigen, die er längst verdient hatte.
Der Abbeʼ Fauchet. Dieser Mann gehörte zu denjenigen Geistlichen, welche bei der Französischen Revolution eine ihrem Charakter durchaus unwürdige Rolle spielten. Er war in dem Besitz einer schimmernden Beredsamkeit, durch welche er das Volk täuschte und ganz für sich einnahm. Vorzüglich benutzte er im Jahre 1789 jeden Aufruhr in Paris, um das Volk zu überreden, daß es volles Recht habe so zu handeln, und daß Aristokraten vom Anbeginn der Welt an das größte Unglück gestiftet hätten; unter andern bürdete er ihnen auf, daß sie allein an Christi Kreuzigung Schuld gewesen wären und in dessen Person einen Mann vertilgt hätten, dessen ungeheuchelte Volksliebe man nicht habe bezweifeln können. Fauchet war einer der ersten, weicher als Geistlicher den berühmten Constitutionseid ablegte und dafür zum constitutionellen Bischof des Departements von Calvados gewählt wurde. Seine Kanzelvorträge wurden seitdem noch freier; und er empfahl allgemein die Einführung eines Ackergesetzes, wodurch alle liegende Gründe in Frankreich den Bürgern zu gleichen Theilen zufallen sollten. Durch die Vertheidigung dieses unausführbaren Plans, welchen die wüthendsten Demokraten im Geheimen entworfen hatten, gewann Fauchet immer mehr Popularität, erhielt eine Stelle bei der zweiten National-Versammlung und dem nachherigen Con-————
vent, und schmeichelte den Jacobinern auf eine seinen Charakter ganz entehrende Art. Er selbst sprach nicht oft in den Versammlungen, sondern saß immer in sich gekehrt und wie halb schlafend da; wenn er aber glaubte, daß es Zeit sei einen Pfeil seiner hämischen Tücke zu verschießen, so ließ er seine Creaturen die Rednerbühne besteigen, und gab alsdann ihren Anträgen mit heuchlerischer Gleißnerei seine Zustimmung. Da aber im Jahre 1793 die Unordnungen in Frankreich aufs höchste gestiegen, und die constitutionelle Geistlichkeit eben so verhaßt wurde als die unbeeidigten Priester, so verlor auch Fauchet sein Ansehen. Die Jacobiner strichen seinen Namen auf ihrer Liste aus: man beschuldigte ihn mit Charlotte Corday, der Mörderin Marats, Verbindungen gehabt zu haben; und er mußte mit den Girondisten (den 31. Octbr. 1793) die Guillotine besteigen, die er längst verdient hatte.