Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Eugen, Franz
Franz Eugen, Prinz von Savoyen, geb. zu Paris 1663, war gewiß der größte aller Feldherrn, die in den neueren Zeiten Oesterreichs Heere angeführt haben; und bloß einem Zufall verdankte dieser Staat das Glück, den großen Mann zu besitzen. Der Prinz war nehmlich zum geistlichen Stande bestimmt, besaß schon als Knabe mehrere Abteien, hatte aber einen unauslöschlichen Hang zum Soldatenstande, und bat Ludwig XIV. um eine Stelle unter der Armee. Er erhielt aber durch Cabale des stolzen und herrschsüchtigen Louvois abschlägliche Antwort, und mußte vom Könige selbst wegen seiner schwachen körperlichen Beschaffenheit und seines geistlichen Standes mancherlei Spott erfahren. Voll von Zorn verließ er sein Vaterland, und beschloß, nicht eher als mit den Waffen in der Hand zurück zu kehren. Er nahm Oesterreichische Dienste, erhielt nach einigen Proben ungemeiner Heldentugenden bald ein Regiment, und wurde endlich bis zum Generallieutenant erhoben, welcher Posten damahls der höchste bei der Armee war. Er focht mit gleichem Ruhme unter Leopold I. und Carl VI. in zwei Kriegen gegen die Türken, und führte im Spanischen Erbfolgekriege, welcher größten Theils in die Zeiten Josephs I. fiel, das Commando gegen Frankreich mit dem glücklichsten Erfolg. Seine Siege bei Genta und Peterwardein bewirkten hauptsächlich————
die Friedensschlüsse zu Carlowitz und Passarowitz, durch welche die Grenzen Ungarns ungemein erweitert wurden; und Ludwig XIV. empfand während des Erbfolgekriegs durch die Niederlagen bei Höchstädt, Turin, Oudenarde und Malplaquet, wo Eugen mit Marlborough vereint seine Heere vernichtete, wie gefährlich ihm der als Feind sei, den er als Freund kaum eines Blicks gewürdigt hatte. Noch bis an seinen Tod, welcher den 21. April 1736 erfolgte, führte der unsterbliche Held die Kriege seines Monarchen mit vorzüglichem Glück, und sein Nachruhm wird dadurch noch erhöht, daß er nicht nur mitten im Waffengeräusche die Wissenschaften liebte und beförderte, sondern auch oft die Stelle eines Unterhändlers und Gesandten zum größten Vortheil seines Hofs verwaltete. Auch als Privatmann erscheint er in dem günstigsten Lichte; denn er war Feind aller Ausschweifungen und Cabalen, und seine Redlichkeit machte alle Verläumdungen kriechender Hofleute fruchtlos.
Franz Eugen, Prinz von Savoyen, geb. zu Paris 1663, war gewiß der größte aller Feldherrn, die in den neueren Zeiten Oesterreichs Heere angeführt haben; und bloß einem Zufall verdankte dieser Staat das Glück, den großen Mann zu besitzen. Der Prinz war nehmlich zum geistlichen Stande bestimmt, besaß schon als Knabe mehrere Abteien, hatte aber einen unauslöschlichen Hang zum Soldatenstande, und bat Ludwig XIV. um eine Stelle unter der Armee. Er erhielt aber durch Cabale des stolzen und herrschsüchtigen Louvois abschlägliche Antwort, und mußte vom Könige selbst wegen seiner schwachen körperlichen Beschaffenheit und seines geistlichen Standes mancherlei Spott erfahren. Voll von Zorn verließ er sein Vaterland, und beschloß, nicht eher als mit den Waffen in der Hand zurück zu kehren. Er nahm Oesterreichische Dienste, erhielt nach einigen Proben ungemeiner Heldentugenden bald ein Regiment, und wurde endlich bis zum Generallieutenant erhoben, welcher Posten damahls der höchste bei der Armee war. Er focht mit gleichem Ruhme unter Leopold I. und Carl VI. in zwei Kriegen gegen die Türken, und führte im Spanischen Erbfolgekriege, welcher größten Theils in die Zeiten Josephs I. fiel, das Commando gegen Frankreich mit dem glücklichsten Erfolg. Seine Siege bei Genta und Peterwardein bewirkten hauptsächlich————
die Friedensschlüsse zu Carlowitz und Passarowitz, durch welche die Grenzen Ungarns ungemein erweitert wurden; und Ludwig XIV. empfand während des Erbfolgekriegs durch die Niederlagen bei Höchstädt, Turin, Oudenarde und Malplaquet, wo Eugen mit Marlborough vereint seine Heere vernichtete, wie gefährlich ihm der als Feind sei, den er als Freund kaum eines Blicks gewürdigt hatte. Noch bis an seinen Tod, welcher den 21. April 1736 erfolgte, führte der unsterbliche Held die Kriege seines Monarchen mit vorzüglichem Glück, und sein Nachruhm wird dadurch noch erhöht, daß er nicht nur mitten im Waffengeräusche die Wissenschaften liebte und beförderte, sondern auch oft die Stelle eines Unterhändlers und Gesandten zum größten Vortheil seines Hofs verwaltete. Auch als Privatmann erscheint er in dem günstigsten Lichte; denn er war Feind aller Ausschweifungen und Cabalen, und seine Redlichkeit machte alle Verläumdungen kriechender Hofleute fruchtlos.