Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Erasmus, Desiderius
Desiderius Erasmus, aus Rotterdam 1446 gebürtig, starb zu Basel 1536. Er gehörte zu den aufgeklärtesten Männern seiner Zeit, und vereinigte mit ausgebreiteter und gründlicher Gelehrsamkeit eben so viel geläuterten Geschmack und treffenden Witz. Sein natürlicher Hang zur Freiheit und philosophischer Ruhe waren Ursache, daß er viele glänzende Anträge und ansehnliche Ehrenstellen, welche ihm mehrere Fürsten und Herren Europens um die Wette anboten, von sich ablehnte, und seine gelehrte Einsamkeit dem prunkvollen Gepränge der Großen weit vorzog. Dessen ungeachtet stand er mit den gelehrtesten und größten Männern seiner Zeit in Verbindung, und arbeitete mit ihnen gemeinschaftlich an der Wiederherstellung der Wissenschaften, welche von der fürchterlichsten Barbarei darnieder gedrückt wurden. An dem Reformationsgeschäfte nahm er keinen unmittelbaren Antheil; es wurde vielmehr für ihn eine Quelle mannichfacher Bekümmernisse und Verdrüßlichkeiten; weil beyde Parteien, die katholische sowohl als die protestantische, ihn auf ihrer Seite haben wollte, und er sich nicht bestimmt für einen Theil erklärte. Erasmus würde auch vielleicht Leben und Gesundheit aufgeopfert haben, wenn er bei diesem gefährlichen Kampfe eine bedeutende Rolle hätte übernehmen wollen. Sein von Jugend an schwächlicher Körper, sein Widerwille————
gegen Fehden aller Art und sein Eifer für die Ausbreitung der Wissenschaften machten es ihm unmöglich, sich in die stürmischen theologischen Händel zu mischen. Er hoffte alles Heil und Trost von einer allgemeinen Kirchenversammlung, welche nach seiner Meinung aus den gelehrtesten Männern bestehen sollte. Diese Idee wurde nie ausgeführt, und dem Erasmus blieb nichts übrig, als durch schriftstellerische Arbeiten der Welt zu nützen. Seine zahlreichen Werke werden mit Recht immer noch sehr geschätzt und häufig gelesen. Einige satyrische Aufsätze, z. B. das Lob der Narrheit, zeichnen sich vorzüglich darunter aus.
Desiderius Erasmus, aus Rotterdam 1446 gebürtig, starb zu Basel 1536. Er gehörte zu den aufgeklärtesten Männern seiner Zeit, und vereinigte mit ausgebreiteter und gründlicher Gelehrsamkeit eben so viel geläuterten Geschmack und treffenden Witz. Sein natürlicher Hang zur Freiheit und philosophischer Ruhe waren Ursache, daß er viele glänzende Anträge und ansehnliche Ehrenstellen, welche ihm mehrere Fürsten und Herren Europens um die Wette anboten, von sich ablehnte, und seine gelehrte Einsamkeit dem prunkvollen Gepränge der Großen weit vorzog. Dessen ungeachtet stand er mit den gelehrtesten und größten Männern seiner Zeit in Verbindung, und arbeitete mit ihnen gemeinschaftlich an der Wiederherstellung der Wissenschaften, welche von der fürchterlichsten Barbarei darnieder gedrückt wurden. An dem Reformationsgeschäfte nahm er keinen unmittelbaren Antheil; es wurde vielmehr für ihn eine Quelle mannichfacher Bekümmernisse und Verdrüßlichkeiten; weil beyde Parteien, die katholische sowohl als die protestantische, ihn auf ihrer Seite haben wollte, und er sich nicht bestimmt für einen Theil erklärte. Erasmus würde auch vielleicht Leben und Gesundheit aufgeopfert haben, wenn er bei diesem gefährlichen Kampfe eine bedeutende Rolle hätte übernehmen wollen. Sein von Jugend an schwächlicher Körper, sein Widerwille————
gegen Fehden aller Art und sein Eifer für die Ausbreitung der Wissenschaften machten es ihm unmöglich, sich in die stürmischen theologischen Händel zu mischen. Er hoffte alles Heil und Trost von einer allgemeinen Kirchenversammlung, welche nach seiner Meinung aus den gelehrtesten Männern bestehen sollte. Diese Idee wurde nie ausgeführt, und dem Erasmus blieb nichts übrig, als durch schriftstellerische Arbeiten der Welt zu nützen. Seine zahlreichen Werke werden mit Recht immer noch sehr geschätzt und häufig gelesen. Einige satyrische Aufsätze, z. B. das Lob der Narrheit, zeichnen sich vorzüglich darunter aus.