Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Dülon
Dülon ist gegenwärtig in Petersburg angestellt.————————
Dülon, geb. zu Stendal 1770, ein wegen seiner Talente so wohl als wegen seines Schicksals berühmter junger Künstler auf der Flöte. Schon im dritten Monate nach seiner Geburt ward er blind, und brachte es dennoch so weit, daß er schon im 13. Jahre, unter Begleitung seines Vaters, auf seinen Reisen sich in den vorzüglichsten Orten Deutschlands mit außerordentlichem Beifall hören ließ. Auch auf dem Claviere trägt er Seb. Bachische Fugen mit Präcision und ohne Anstoß vor; ja er componirt auch selbst, indem er, ohne ein Instrument zu gebrauchen, alles mit der außerordentlichsten Genauigkeit in die Feder dictirt. Prof. Wolke zu Petersburg lehrte zu Anfange des Jahres 1796 dem blinden Virtuosen ein ihm ganz fremdes Alphabet und Zifferzeichen, so daß derselbe die tastbarsten Lettern lesen, sie componiren, ja auch von andern gesetzte Zahlen angeben, und selbst Rechenexempel machen konnte.
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*Dülon, der blinde Flötenspieler, ist eigentlich zu Oranienburg an der Havel (nicht zu Stendal) und zwar 1769 geboren. Schon in der ersten Woche seines Lebens verlor er durch einen ungeschickten Augenarzt sein Gesicht. Eine höchst interessante, wenn gleich vielleicht zu weitschweifige, Lebensbeschreibung dieses merkwürdigen Künstlers ist in 2 Bänden, Zürich 1807 u. 8 herausgekommen: Dülons, des blinden Flötenspielers, Leben und Meinungen, von ihm sebst bearbeitet, herausg. v. C M. Wieland.
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