Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Claviere
Claviere, geboren zu Genf, und Mitglied des großen Raths daselbst. Im Jahr 1782 spielte er bei dem Aufruhr der Bürger gegen den Magistrat eine bedeutende Rolle war aber feigherzig genug, seine Partei in dem Augenblick der Gefahr zu verlassen, und sich durch die Flucht zu entfernen. Der Magistrat verbannte ihn nachher förmlich aus dem Gebiete der Republik, und er begab sich nach Frankreich. Im Jahr 1790 riethen ihm einige seiner in Genf zurück gelaßnen Freunde, er möchte von der allgemeinen Amnesti, die man so eben bekannt gemacht hatte, Gebrauch machen, und in sein Vaterland zurück kehren. Aber Claviere verwarf diese Anträge, und scheute sich nicht, seinen Freunden ganz offenherzig zu gestehen, daß er sich an seinem Vaterlande empfindlich rächen werde. Im Laufe der Revolution zeigte sich auch einige Jahre später eine erwünschte Gelegenheit dazu. Claviere war Mirabeauʼs Freund, und wurde vorzüglich, wegen seiner Kenntnisse im Finanzfache, von ihm geschätzt. Da Ludwig XVI. im März 1792 sein Ministerium mit lauter populären Ministern besetzen wollte, so fiel seine Wahl unter andern auch auf Claviere, für welchen er das Departement der Contributionen bestimmt hatte. Der neue Minister konnte seinen ränkevollen und heimtückischen Charakter nicht lange verläugnen; er veranlaßte Uneinigkeit unter seinen Colle-————
gen, und behandelte den König so kränkend, daß selbst Dümouriez ihn zu entfernen rieth. Dieses geschah am 12. Juni 1792. Allein durch die große Revolution vom 10. August erhielt Claviere seine Stelle wieder, und nun wollte er seinem Vaterlande zeigen, daß er ihm nicht umsonst Rache geschworen habe. Durch eine Kette von Cabalen und Niederträchtigkeiten wußte er es dahin einzuleiten, daß der General Montesquion, der damals Oberbefehlshaber der Alpenarmee war, den Befehl erhielt, sich der Stadt Genf zu bemächtigen. Der General, der zu edel und rechtschaffen war, ein Volk feindlich anzugreifen, welches die Frankreicher nicht beleidigt hatte: wiedersetzte sich diesem Befehle. Claviere war äußerst erbittert, daß seine Entwürfe so scheiterten; und da Genf seiner Rache entgangen war, so mußte doch wenigstens Montesquion ein Opfer derselben werden. Er bewirkte ein Anklagedecret gegen ihn, und würde ihn gewiß auf die Guillotine gebracht haben, wenn er sich nicht durch seine schleunige Flucht gerettet hätte Claviere hatte durch diese Intriguen den Haß und die Verachtung aller Rechtschaffenen auf sich gezogen, und wurde endlich selbst von seinen ehemahligen Freunden verfolgt. Im Jahr 1793 verlor er seine Ministerstelle, und bald darauf machte die Guillotine seinem ränkevollen Leben ein Ende.
Claviere, geboren zu Genf, und Mitglied des großen Raths daselbst. Im Jahr 1782 spielte er bei dem Aufruhr der Bürger gegen den Magistrat eine bedeutende Rolle war aber feigherzig genug, seine Partei in dem Augenblick der Gefahr zu verlassen, und sich durch die Flucht zu entfernen. Der Magistrat verbannte ihn nachher förmlich aus dem Gebiete der Republik, und er begab sich nach Frankreich. Im Jahr 1790 riethen ihm einige seiner in Genf zurück gelaßnen Freunde, er möchte von der allgemeinen Amnesti, die man so eben bekannt gemacht hatte, Gebrauch machen, und in sein Vaterland zurück kehren. Aber Claviere verwarf diese Anträge, und scheute sich nicht, seinen Freunden ganz offenherzig zu gestehen, daß er sich an seinem Vaterlande empfindlich rächen werde. Im Laufe der Revolution zeigte sich auch einige Jahre später eine erwünschte Gelegenheit dazu. Claviere war Mirabeauʼs Freund, und wurde vorzüglich, wegen seiner Kenntnisse im Finanzfache, von ihm geschätzt. Da Ludwig XVI. im März 1792 sein Ministerium mit lauter populären Ministern besetzen wollte, so fiel seine Wahl unter andern auch auf Claviere, für welchen er das Departement der Contributionen bestimmt hatte. Der neue Minister konnte seinen ränkevollen und heimtückischen Charakter nicht lange verläugnen; er veranlaßte Uneinigkeit unter seinen Colle-————
gen, und behandelte den König so kränkend, daß selbst Dümouriez ihn zu entfernen rieth. Dieses geschah am 12. Juni 1792. Allein durch die große Revolution vom 10. August erhielt Claviere seine Stelle wieder, und nun wollte er seinem Vaterlande zeigen, daß er ihm nicht umsonst Rache geschworen habe. Durch eine Kette von Cabalen und Niederträchtigkeiten wußte er es dahin einzuleiten, daß der General Montesquion, der damals Oberbefehlshaber der Alpenarmee war, den Befehl erhielt, sich der Stadt Genf zu bemächtigen. Der General, der zu edel und rechtschaffen war, ein Volk feindlich anzugreifen, welches die Frankreicher nicht beleidigt hatte: wiedersetzte sich diesem Befehle. Claviere war äußerst erbittert, daß seine Entwürfe so scheiterten; und da Genf seiner Rache entgangen war, so mußte doch wenigstens Montesquion ein Opfer derselben werden. Er bewirkte ein Anklagedecret gegen ihn, und würde ihn gewiß auf die Guillotine gebracht haben, wenn er sich nicht durch seine schleunige Flucht gerettet hätte Claviere hatte durch diese Intriguen den Haß und die Verachtung aller Rechtschaffenen auf sich gezogen, und wurde endlich selbst von seinen ehemahligen Freunden verfolgt. Im Jahr 1793 verlor er seine Ministerstelle, und bald darauf machte die Guillotine seinem ränkevollen Leben ein Ende.