Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Chesterfield, Philipp Dormer Stanhope Graf von
Philipp Dormer Stanhope Graf von Chesterfield, geb. 1694, gest. 1773. Dieser geistvolle Lord, welcher bis aus Ende seines Lebens die Heiterkeit und Annehmlichkeit seines Geistes behielt, durch welche er so berühmt worden ist, spielte auch als Staatsmann eine seinen Talenten angemessene Rolle. Seine Beredsamkeit im Parlamente machte, daß er sehr früh zur Hofpartei gezogen wurde, die er jedoch, da er ein Feind der Minister vorzüglich Walpoles war, wieder verließ, der Ministerpartei im Parlament große Unruhen machte, und Walpoles Fall beförderte. Nach dem letztern Ereigniß ging er jedoch wieder an den Hof, und wurde nachher zum Vicekönig in Irland erhoben, welche Würde er so glücklich bekleidete, daß ihm in Dublin eine Ehrensäule errichtet, und von dem Könige ein Staatssecretariat gegeben wurde, das er jedoch 1748 niederlegte, und von der Zeit an in gelehrter Ruhe lebte. Er hatte das Glück, die berühmtesten Männer seiner Nation zu Zeitgenossen zu haben. Er hat mehrere Schriften geschrieben, unter welchem vorzüglich seine Briefe an seinen Sohn auch in Deutschland bekannt sind, welche jedoch mehr Lebensklugheit als Moral enthalten, wiewohl das Urtheil Johnsons zu hart ist, wenn er sagt: »diese Briefe lehren die Moral einer Hure und die Manieren eines Tanzmeisters.« Johnson war Chesterfields Feind, und————
sagte daher von ihm: »ich glaubte, Chesterfield sei ein Lord unter witzigen Köpfen, allein ich finde, er ist bloß ein witziger Kopf unter den Lords.« Ein Hauptfehler von ihm war die Spielsucht, welche Leidenschaft seinem Ruhme eben so nachtheilig wurde als seiner Ruhe.
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