Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Catilina, Lucius Sergius
Lucius Sergius Catilina, dessen merkwürdiges Leben sein Zeitgenosse Sallust musterhaft beschrieben hat, stammte aus einem der angesehensten Geschlechter zu Rom. Er war sehr kühn und unternehmend, aber auch verschwenderisch, wollüstig, boshaft und herrschsüchtig. Schon in seiner Jugend verübte er viele Abscheulichkeiten; zu ihm gesellten sich eine Menge Römer von gleichem Charakter, nebst einem großen Theile der niedrigsten und Verworfensten Volksclasse. Um seine Herrschsucht zu befriedigen, zugleich aber seine zerrütteten Finanzen empor zu bringen, stiftete er, als die Zahl seiner Anhänger zunahm, mit ihnen vereint, eine Verschwörung wider den Staat. Er wollte nehmlich die Consuln und die vornehmsten Senatoren ermorden lassen, Rom in Brand stecken, die Sclaven befreien, den Pöbel mit dem Vermögen der Getödteten bereichern, und sich zum Herrscher aufwerfen. Schon war die Ausführung nahe, schon wimmelte Rom und Etrurien von Verschwornen, und Waffen wurden überall herbei geschaft – als Cicero durch die Geschwätzigkeit der Concubine des Curius, eines der Mitverschwornen, den schwarzen Plan erfuhr. Dieser große Mann, der jetzt zum Consul gewählt, und dem Catilina, der auch darum angehalten hatte, vorgezogen worden war, traf sogleich wirksame Sicherheits-Anstalten, und entlarv-————
te den Bösewicht, der eben mit der größten Unverschämtheit im Senate saß, in einer langen und heftigen Rede. Catilina beschloß nun, wüthend über den vereitelten glücklichen Ausgang, einen offenbaren Krieg, eilte nach Etrurien, brachte ein Heer unter seine Fahnen, und ließ den Prätor Lentulus in Rom zurück, um bei günstiger Gelegenheit die Verschwörung auszuführen. Allein Lentulus ward mit seinen Anhängern verrathen, gefangen genommen, und nebst den vornehmsten derselben auf Befehl des Senats, ehe noch die übrigen von seiner Partei zu seiner Befreiung herbei eilen konnten, hingerichtet. Antonius zog mit einem starken Truppencorps nach Etrurien; ein anderes schnitt dem Catilina den Rückzug nach Oberitalien und Gallien ab, und nöthigte ihn zur Schlacht. Das Gefecht war mörderisch; viele Patrioten starben, mit den Waffen in der Hand. Die verschwornen kämpften als Verzweifelte, und blieben fast alle auf dem Schlachtfelde; Catilina aber stürzte sich endlich mit der größten Wuth unter die dichtesten Schaaren der Feinde, und fand, von Wunden bedeckt, seinen Tod (im Jahr 691 nach Erbauung Roms, 62 vor Christi Geb.) Seine Verschwörung hätte der schon damals wankenden Republik ein Ende machen können, wenn er Cäsars Glück und Klugheit gehabt hätte, und der Plan später zum Ausbruch gekommen wäre.
Lucius Sergius Catilina, dessen merkwürdiges Leben sein Zeitgenosse Sallust musterhaft beschrieben hat, stammte aus einem der angesehensten Geschlechter zu Rom. Er war sehr kühn und unternehmend, aber auch verschwenderisch, wollüstig, boshaft und herrschsüchtig. Schon in seiner Jugend verübte er viele Abscheulichkeiten; zu ihm gesellten sich eine Menge Römer von gleichem Charakter, nebst einem großen Theile der niedrigsten und Verworfensten Volksclasse. Um seine Herrschsucht zu befriedigen, zugleich aber seine zerrütteten Finanzen empor zu bringen, stiftete er, als die Zahl seiner Anhänger zunahm, mit ihnen vereint, eine Verschwörung wider den Staat. Er wollte nehmlich die Consuln und die vornehmsten Senatoren ermorden lassen, Rom in Brand stecken, die Sclaven befreien, den Pöbel mit dem Vermögen der Getödteten bereichern, und sich zum Herrscher aufwerfen. Schon war die Ausführung nahe, schon wimmelte Rom und Etrurien von Verschwornen, und Waffen wurden überall herbei geschaft – als Cicero durch die Geschwätzigkeit der Concubine des Curius, eines der Mitverschwornen, den schwarzen Plan erfuhr. Dieser große Mann, der jetzt zum Consul gewählt, und dem Catilina, der auch darum angehalten hatte, vorgezogen worden war, traf sogleich wirksame Sicherheits-Anstalten, und entlarv-————
te den Bösewicht, der eben mit der größten Unverschämtheit im Senate saß, in einer langen und heftigen Rede. Catilina beschloß nun, wüthend über den vereitelten glücklichen Ausgang, einen offenbaren Krieg, eilte nach Etrurien, brachte ein Heer unter seine Fahnen, und ließ den Prätor Lentulus in Rom zurück, um bei günstiger Gelegenheit die Verschwörung auszuführen. Allein Lentulus ward mit seinen Anhängern verrathen, gefangen genommen, und nebst den vornehmsten derselben auf Befehl des Senats, ehe noch die übrigen von seiner Partei zu seiner Befreiung herbei eilen konnten, hingerichtet. Antonius zog mit einem starken Truppencorps nach Etrurien; ein anderes schnitt dem Catilina den Rückzug nach Oberitalien und Gallien ab, und nöthigte ihn zur Schlacht. Das Gefecht war mörderisch; viele Patrioten starben, mit den Waffen in der Hand. Die verschwornen kämpften als Verzweifelte, und blieben fast alle auf dem Schlachtfelde; Catilina aber stürzte sich endlich mit der größten Wuth unter die dichtesten Schaaren der Feinde, und fand, von Wunden bedeckt, seinen Tod (im Jahr 691 nach Erbauung Roms, 62 vor Christi Geb.) Seine Verschwörung hätte der schon damals wankenden Republik ein Ende machen können, wenn er Cäsars Glück und Klugheit gehabt hätte, und der Plan später zum Ausbruch gekommen wäre.