Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Carl der erste
Carl der erste, König von England, Schottland und Irland, geboren im J. 1600, enthauptet den Febr. 1649. Dieser unglückliche Monarch war groß und gut gebaut, gesund und hart, von einem edlen und sanften Ansehen. Er hatte Tugenden, aber die Fehler, die sie begleiteten, und die Mißgunst des Glücks verhinderten ihn, Vortheil davon zu ziehen. Seine Wohlthätigkeit hatte etwas hartes, seine Frömmigkeit artete in Aberglauben aus, und sein natürlicher Verstand beugte sich unter den Verstand fremder Rathgeber von weniger Fähigkeiten. Sein Vater, Jacob 1. wollte ihn mit einer Spanischen Prinzessin verheirathen, erhielt aber abschlägliche Antwort. Dennoch bestand er darauf, ihm eine katholische Prinzessin, Henriette Marie aus Frankreich, zu großem Verdrusse der Nation, zu geben. Diese Heirath, vielleicht aber noch mehr der Verdruß über den vom Spanischen Hofe persönlich geholten Korb, entschied Carln, Partei wider das Haus Oestreich zu nehmen; und so bald Jacob 1. starb, ließ er sein Erstes einen Krieg gegen Spanien sein, in welchem Cadix noch 1625 vergebens angegriffen wurde. Jacobs verhaßter Günstling Buckingham ward auch Günstling des Sohns, und verleitete ihn, da er insbesondere von dem Französischen Hofe beleidigt war, 1626 auch zu einem Kriege wider Frankreich zum Besten der Hugenotten, welcher eben————
so schlecht als der wider Spanien lief. Aber die Hauptursache alles Unglücks waren die von seinem Vater angenommenen Grundsätze in Ansehung der königlichen Hoheit, welche dieser König um so viel mehr zur Unzeit durchsetzen wollte, da er noch den Französischen Krieg auf dem Halse hatte, zu dessen Fortführung ihm das Parlament den Beistand versagte, und sich selbst solchen Schatzungen widersetzte, welche seine Vorgänger, ohne dessen Einwilligung zu heben gewohnt waren. Mit Frankreich wurde im Jahr 1629 Friede geschlossen, in welchem dieser Krone der völlige Besitz von Canada eingeräumt wurde, da bis dahin England ganz Nordamerika als sein alleiniges Eigenthum angesehen hatte. Mit Spanien wurde im folgenden Jahre Friede geschlossen. Der König konnte wissen daß die Presbyterianer in der Nation so wohl als im Parlamente die Oberhand hätten; und dennoch ließ er sich 1637 einfallen, die Englische Liturgie und die bischöflichen Vorrechte in Schottland mit Gewalt einzuführen. Als die Schotten zu den Waffen griffen, und er eine Zeit lang vergebens gesucht hatte, durch Darlehen und eigenmächtig erpreßte Auflagen sein Heer zusammen zu halten, mußte er endlich dem Parlament 1641 versprechen, es nicht aus einander gehen zu lassen, bis allen Beschwerden abgeholfen sein würde; und nun war er ohne Hülfe verlohren. Das Parlament legte alles darauf an, um eine
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solche Regiments-Verfassung einzuführen, bei welcher dem Könige nichts als der Name übrig geblieben sein würde. Er wagte es also, wieder zu den Waffen zu greifen. In dem Parlament war das Ansehen der Großen des Landes ganz verlohren, und alles ging nach dem Betrieb der Independenten, einer Religionspartei, die in England aus den Calvinisten entstanden war, und eine neue Reformation der Kirche zum Zweck hatte, deren Grundsätze, auf den Staat übergetragen, allem Ansehen, das Rang und Stand geben, entgegen standen. Der König hatte also den Adel großen Theils, die eifrigen Anhänger der Englischen Kirche und insonderheit die Katholiken noch sehr auf seiner Seite. Anfangs glückte es ihm im Felde unter der Anführung seines Schwestersohns, des Pfälzischen Prinzen Robert, zumal da in der Armee des Parlaments keine Disciplin war. Er wagte es auch, 1644 ein Parlament zu Oxford zusammen zu berufen, welches dem zu London entgegen zu wirken suchte. Allein nun fing Cromwell an sich zu zeigen; ein Mann, der durch seine Schlauheit und Muth für die großen wenn gleich noch so ungerechten Unternehmungen geboren zu sein schien, die er ausgeführt hat. Der König verlor in allen Gefechten, die er von der Zeit an wagte, und sah im Jahr 1646 keine andre Auskunft, als sich den Schotten in die Hände zu geben. Diese aber lieferten ihn im folgenden Jahre für Geld
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an das Parlament aus; und nun wußte es Cromwell dahin zu bringen, daß die Armee ein Blutgericht über den König verlangte, welches im Januar dieses Jahres niedergesetzt wurde, und ihm bald das Urtheil der Enthauptung sprach. S. den Art. Dissidenten.
so schlecht als der wider Spanien lief. Aber die Hauptursache alles Unglücks waren die von seinem Vater angenommenen Grundsätze in Ansehung der königlichen Hoheit, welche dieser König um so viel mehr zur Unzeit durchsetzen wollte, da er noch den Französischen Krieg auf dem Halse hatte, zu dessen Fortführung ihm das Parlament den Beistand versagte, und sich selbst solchen Schatzungen widersetzte, welche seine Vorgänger, ohne dessen Einwilligung zu heben gewohnt waren. Mit Frankreich wurde im Jahr 1629 Friede geschlossen, in welchem dieser Krone der völlige Besitz von Canada eingeräumt wurde, da bis dahin England ganz Nordamerika als sein alleiniges Eigenthum angesehen hatte. Mit Spanien wurde im folgenden Jahre Friede geschlossen. Der König konnte wissen daß die Presbyterianer in der Nation so wohl als im Parlamente die Oberhand hätten; und dennoch ließ er sich 1637 einfallen, die Englische Liturgie und die bischöflichen Vorrechte in Schottland mit Gewalt einzuführen. Als die Schotten zu den Waffen griffen, und er eine Zeit lang vergebens gesucht hatte, durch Darlehen und eigenmächtig erpreßte Auflagen sein Heer zusammen zu halten, mußte er endlich dem Parlament 1641 versprechen, es nicht aus einander gehen zu lassen, bis allen Beschwerden abgeholfen sein würde; und nun war er ohne Hülfe verlohren. Das Parlament legte alles darauf an, um eine
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solche Regiments-Verfassung einzuführen, bei welcher dem Könige nichts als der Name übrig geblieben sein würde. Er wagte es also, wieder zu den Waffen zu greifen. In dem Parlament war das Ansehen der Großen des Landes ganz verlohren, und alles ging nach dem Betrieb der Independenten, einer Religionspartei, die in England aus den Calvinisten entstanden war, und eine neue Reformation der Kirche zum Zweck hatte, deren Grundsätze, auf den Staat übergetragen, allem Ansehen, das Rang und Stand geben, entgegen standen. Der König hatte also den Adel großen Theils, die eifrigen Anhänger der Englischen Kirche und insonderheit die Katholiken noch sehr auf seiner Seite. Anfangs glückte es ihm im Felde unter der Anführung seines Schwestersohns, des Pfälzischen Prinzen Robert, zumal da in der Armee des Parlaments keine Disciplin war. Er wagte es auch, 1644 ein Parlament zu Oxford zusammen zu berufen, welches dem zu London entgegen zu wirken suchte. Allein nun fing Cromwell an sich zu zeigen; ein Mann, der durch seine Schlauheit und Muth für die großen wenn gleich noch so ungerechten Unternehmungen geboren zu sein schien, die er ausgeführt hat. Der König verlor in allen Gefechten, die er von der Zeit an wagte, und sah im Jahr 1646 keine andre Auskunft, als sich den Schotten in die Hände zu geben. Diese aber lieferten ihn im folgenden Jahre für Geld
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an das Parlament aus; und nun wußte es Cromwell dahin zu bringen, daß die Armee ein Blutgericht über den König verlangte, welches im Januar dieses Jahres niedergesetzt wurde, und ihm bald das Urtheil der Enthauptung sprach. S. den Art. Dissidenten.