Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Canitz, Friedrich Rudolph Freiherr von
Friedrich Rudolph Freiherr von Canitz, geb. zu Berlin 1654, verdient als deutscher Dichter und als Hersteller eines richtigern Geschmacks gewiß auch eine dankbare Erwähnung. Zwar war er Geschäftsmann, als welcher er in auswärtigen Angelegenheiten unter dem Churfürst Friedrich Wilhelm und dessen Nachfolger gebraucht wurde, und auch die Stelle eines wirklichen geheimen Raths erhielt; allein schon in seinem Vaterlande genoß er den besten Unterricht; und nun, da eben jene Geschäfte öftere Reisen erforderten, so erhielt er eben dabei Bildung und Geschmack von den Ausländern: er lernte die vorzüglichsten Gelehrten, die besten Dichter auf seinen Reisen kennen, und erhielt zugleich bei dem beständigen Umgange mit Menschen aus allen Ständen eine gewisse Geschmeidigkeit und Feinheit in der Beurtheilungskraft, und so brachte er es bei seinen vorzüglichen Talenten auch zu einem bedeutenden Grad in der Dichtkunst, obgleich er keine so reiche Einbildungskraft, oder einen so glänzenden Witz, als die Muster, die er nachzubilden strebte, besaß. Reinheit und Richtigkeit der Sprache, und ernste Harmonie seiner Verse, verbunden mit Leichtigkeit und Grazie im Versbau, stehen in seinen Gedichten oben an, unter welchen ohne Zweifel seine Satyren, wo er wohl hauptsächlich sich den Boileau (s. dies. Art.) zum————
Muster wählte, den ersten Platz behaupten. Hier legt der Dichter eine Menge brauchbarer Erfahrungen u. einen Schatz von Lebensweisheit nieder, durch welche er unvergeßlich wird, wenn auch vielleicht Weitschweifigkeit in seinem Stil einen nicht ganz unbedeutenden Fehler ausmacht. – Er starb 1699 in seinem 45. Jahre.
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