Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Brutus
Lucius Junius Brutus, der Gründer der Römischen Republik durch die Vertreibung des letzten Römischen Königs Tarquinius Superbus (im Jahr 245 nach Erbauung Roms), gegen den er, unter dem Scheine der Dummheit, lange eine geheime Rache hegte. Die Veranlassung des Sturzes der Tarquinier ist bekannt. Lucretia (Collatins Gemahlin) erstach sich selbst, nach der Schändung, die sie von Tarquin erlitten hatte; Brutus zog ihr den Dolch aus dem Busen, sammelte das Volk um sich, und die Tarquinier wurden vertrieben. Montesquien bemerkt jedoch mit Recht, daß der Tod dieser Römischen Dame bloß die Gelegenheit zur Revolution gewesen sei, welche letztere eine nothwendige Folge des rohen, kühnen Romischen Volks war. Brutus ward hierauf mit dem Collatinus Bürgermeister, und war ein so eifriger Republikaner, daß er seinen eignen Söhnen, welche den Tarquinius wieder einzusetzen suchten, die Köpfe abhauen ließ. Er hat auch die Menschenopfer in Rom abgeschafft. Er büßte in einer Schlacht mit den Tarquinius das Leben ein.————————
Marcus Junius Brutus, Sohn der Servilia, der Schwester des Cato, welcher sein Ideal war, der berühmte Mörder Cäsars, den man für seinen Vater hält. Freiheitsschwärmerei, welche ihn taub gegen die Stimme der Vernunft und selbst der Natur und der Dankbarkeit machte, ließ ihn sich mit Cassins gegen Cäsar verschwören, welcher den 15. März 43 J. n. C. G. mitten in der Versammlung des Senats ermordet wurde. Als Cäsar den Brutus, den Dolch in der Hand, unter den Verschwornen erblickte, riefer aus: »Auch du Brutus!« – »Brutus hatte kein Gefühl der wahren Freiheit, aber seine Phantasie war erhitzt; und noch jetzt ist er der Liebling erhitzter Phantasien, welche ohne Beurtheilungskraft und Bürgergefühl sich immer von den wirklich beseligenden Tugenden der Freiheit wegschwärmen. Brutus war ein Verräther des Pompejus nach dem Tage bei Pharsalia (wo er den Cäsar anflehte, seines Lebens zu schonen), ehe er Cäsars Mörder ward. Er lief von einer Partei zur andern, und seine weiche Seele hatte selbst keine. Er was in Cassius Händen, als er seinen Vater mordete. Angst ließ ihn Gespenster sehen.« (s. Hennings über die wahren Quellen des National-Wohlstandes etc.) Aus Cäsars Asche entsprang ein bürgerlicher Krieg; s. den Art. Antonius. Brutus wurde in der Schlacht von Philippi geschlagen, so tapfer er auch stritt, und brachte sich
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die Nacht daselbst ums Leben.
Lucius Junius Brutus, der Gründer der Römischen Republik durch die Vertreibung des letzten Römischen Königs Tarquinius Superbus (im Jahr 245 nach Erbauung Roms), gegen den er, unter dem Scheine der Dummheit, lange eine geheime Rache hegte. Die Veranlassung des Sturzes der Tarquinier ist bekannt. Lucretia (Collatins Gemahlin) erstach sich selbst, nach der Schändung, die sie von Tarquin erlitten hatte; Brutus zog ihr den Dolch aus dem Busen, sammelte das Volk um sich, und die Tarquinier wurden vertrieben. Montesquien bemerkt jedoch mit Recht, daß der Tod dieser Römischen Dame bloß die Gelegenheit zur Revolution gewesen sei, welche letztere eine nothwendige Folge des rohen, kühnen Romischen Volks war. Brutus ward hierauf mit dem Collatinus Bürgermeister, und war ein so eifriger Republikaner, daß er seinen eignen Söhnen, welche den Tarquinius wieder einzusetzen suchten, die Köpfe abhauen ließ. Er hat auch die Menschenopfer in Rom abgeschafft. Er büßte in einer Schlacht mit den Tarquinius das Leben ein.————————
Marcus Junius Brutus, Sohn der Servilia, der Schwester des Cato, welcher sein Ideal war, der berühmte Mörder Cäsars, den man für seinen Vater hält. Freiheitsschwärmerei, welche ihn taub gegen die Stimme der Vernunft und selbst der Natur und der Dankbarkeit machte, ließ ihn sich mit Cassins gegen Cäsar verschwören, welcher den 15. März 43 J. n. C. G. mitten in der Versammlung des Senats ermordet wurde. Als Cäsar den Brutus, den Dolch in der Hand, unter den Verschwornen erblickte, riefer aus: »Auch du Brutus!« – »Brutus hatte kein Gefühl der wahren Freiheit, aber seine Phantasie war erhitzt; und noch jetzt ist er der Liebling erhitzter Phantasien, welche ohne Beurtheilungskraft und Bürgergefühl sich immer von den wirklich beseligenden Tugenden der Freiheit wegschwärmen. Brutus war ein Verräther des Pompejus nach dem Tage bei Pharsalia (wo er den Cäsar anflehte, seines Lebens zu schonen), ehe er Cäsars Mörder ward. Er lief von einer Partei zur andern, und seine weiche Seele hatte selbst keine. Er was in Cassius Händen, als er seinen Vater mordete. Angst ließ ihn Gespenster sehen.« (s. Hennings über die wahren Quellen des National-Wohlstandes etc.) Aus Cäsars Asche entsprang ein bürgerlicher Krieg; s. den Art. Antonius. Brutus wurde in der Schlacht von Philippi geschlagen, so tapfer er auch stritt, und brachte sich
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die Nacht daselbst ums Leben.