Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Brienne
Brienne, s. Necker.————————
* Cardinal de Loménie von Brienne (geb. zu Paris 1727), Erzbischof von Toulouse und nachher von Sens, wurde durch eine Hofcabale am 8. April 1787 zum Chef des Finanzraths, an Calonneʼs Stelle, und zum Principalminister (sein Bruder aber zum Kriegsminister) erhoben. Ein schwacher, eitler Mann, der durch Ausschweifungen seine Gesundheit zerrüttet, und durch Intriguen sein Herz verdorben hatte, dünkte er sich, obgleich es ihm an allen Kenntnissen fehlte, als Principalminister die Rolle eines Mazarinʼs oder Richelieuʼs zu spielen. Mit den Parlamentern hatte er, wegen ihrer Widerspenstigkeit, neue Abgaben zu genehmigen, einen harten Kampf: er bewirkte ihre Aufhebung. Ein neuer höchster Gerichtshof sollte unter dem Namen der Cour plenière ihre Stelle ersetzen, Gesetze und Abgaben eintragen, und der höchste Gerichtshof des ganzen Reichs sein. Allein da dieses Tribunal durchaus vom Hofe besetzt werden sollte, so erregte das darüber erlassene Edict vom 8. Mai 1788 allgemeines Murren im ganzen Reiche. Der Minister wußte sich nicht anders zu helfen, als durch Gewalt der Waffen und Entfernung der Parlamenter. Allein auch damit glückte es nicht; die Gährungen und Unruhen stiegen immer höher, und Brienne sah sich genöthigt, durch ein neues Edict vom 8. August der Nation die Zusammenberufung der Stände und vorläufi-
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ge Aufhebung der Cour plenière zu versprechen. In der Hoffnung, sich dadurch nicht wenig bei dem Volke beliebt gemacht zu haben, legte er bald darauf, am 25. August, seine Stelle nieder und erhielt den Cardinalshut und einen ansehnlichen Gnadengehalt. Der königliche Schatz hatte während der Zeit, da er Minister war, an hundert Millionen Livres verloren, welche zur Ausführung seiner Projecte verwendet worden waren. Und auch diese waren eigentlich nicht von ihm, sondern das Werk seines Freundes, des Siegelbewahrers Lamoignon, der sich zugleich mit Brienne vom Hofe entfernte und bald darauf erschoß, wahrscheinlich um der Rache des Volks zu entgehen, das ihn verabscheute. Allein Brienne bewarb sich im fernern Laufe der Revolution eifrig um die Volksgunst, und war einer der ersten Bischöfe, welche den Bürgereid ablegten. Der Papst machte ihm hierüber in einem Schreiben vom 23. Febr. 1791 die bittersten Vorwürfe; allein Brienne achtete wenig darauf, und schickte ihm den Cardinalshut zurück, um weniger abhängig von ihm zu sein. Dieses kriechende Buhlen nach der Gunst der herrschenden Parthei beweist hinlänglich, daß der Charakter dieses schwindsüchtigen Prälaten nicht der beste gewesen sein muß. Er wurde auch späterhin eingekerkert, und soll sich 1794 im Gefängnisse selbst ermordet haben.
Brienne, s. Necker.————————
* Cardinal de Loménie von Brienne (geb. zu Paris 1727), Erzbischof von Toulouse und nachher von Sens, wurde durch eine Hofcabale am 8. April 1787 zum Chef des Finanzraths, an Calonneʼs Stelle, und zum Principalminister (sein Bruder aber zum Kriegsminister) erhoben. Ein schwacher, eitler Mann, der durch Ausschweifungen seine Gesundheit zerrüttet, und durch Intriguen sein Herz verdorben hatte, dünkte er sich, obgleich es ihm an allen Kenntnissen fehlte, als Principalminister die Rolle eines Mazarinʼs oder Richelieuʼs zu spielen. Mit den Parlamentern hatte er, wegen ihrer Widerspenstigkeit, neue Abgaben zu genehmigen, einen harten Kampf: er bewirkte ihre Aufhebung. Ein neuer höchster Gerichtshof sollte unter dem Namen der Cour plenière ihre Stelle ersetzen, Gesetze und Abgaben eintragen, und der höchste Gerichtshof des ganzen Reichs sein. Allein da dieses Tribunal durchaus vom Hofe besetzt werden sollte, so erregte das darüber erlassene Edict vom 8. Mai 1788 allgemeines Murren im ganzen Reiche. Der Minister wußte sich nicht anders zu helfen, als durch Gewalt der Waffen und Entfernung der Parlamenter. Allein auch damit glückte es nicht; die Gährungen und Unruhen stiegen immer höher, und Brienne sah sich genöthigt, durch ein neues Edict vom 8. August der Nation die Zusammenberufung der Stände und vorläufi-
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ge Aufhebung der Cour plenière zu versprechen. In der Hoffnung, sich dadurch nicht wenig bei dem Volke beliebt gemacht zu haben, legte er bald darauf, am 25. August, seine Stelle nieder und erhielt den Cardinalshut und einen ansehnlichen Gnadengehalt. Der königliche Schatz hatte während der Zeit, da er Minister war, an hundert Millionen Livres verloren, welche zur Ausführung seiner Projecte verwendet worden waren. Und auch diese waren eigentlich nicht von ihm, sondern das Werk seines Freundes, des Siegelbewahrers Lamoignon, der sich zugleich mit Brienne vom Hofe entfernte und bald darauf erschoß, wahrscheinlich um der Rache des Volks zu entgehen, das ihn verabscheute. Allein Brienne bewarb sich im fernern Laufe der Revolution eifrig um die Volksgunst, und war einer der ersten Bischöfe, welche den Bürgereid ablegten. Der Papst machte ihm hierüber in einem Schreiben vom 23. Febr. 1791 die bittersten Vorwürfe; allein Brienne achtete wenig darauf, und schickte ihm den Cardinalshut zurück, um weniger abhängig von ihm zu sein. Dieses kriechende Buhlen nach der Gunst der herrschenden Parthei beweist hinlänglich, daß der Charakter dieses schwindsüchtigen Prälaten nicht der beste gewesen sein muß. Er wurde auch späterhin eingekerkert, und soll sich 1794 im Gefängnisse selbst ermordet haben.