Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Bologna
Bologna, die größte Stadt nach Rom im Kirchenstaate. Die Zahl ihrer Einwohner beläuft sich auf 70000. Ein Legat ist der päpstliche Gouverneur der Stadt: seine Macht ist jedoch sehr eingeschränkt, so daß fast alles vom Senat abhängt, welcher sogar selbst in Rom einen Gesandten hält; daher ist diese Stadt auch in einem ganz guten Zustande. Die Universität und die Akademie der bildenden Künste daselbst ist berühmt; auch findet man vortreffliche Gemählde und Kunstwerke daselbst, z. B. in der Kirche St. Giovanni di Monte die heilige Cäcilie von Raphael (welches Gemählde die Bolognesische Schule gestiftet haben soll), in der Dominicaner-Kirche der berühmte Mord der unschuldigen Kinder, von Guido, im Palazzo Sempini der weinende Petrus, des Guido Meisterstück. Die bessern Volksclassen haben den Ruf, sich mehr mit Büchern zu beschäftigen, als es sonst in Italien gewöhnlich ist. Uebrigens ist der Adel daselbst sehr zahlreich; und man kann sagen, daß man in wenig Städten in Europa so ausschweifend lebe, als hier. Der Bologneser Tobak und die kleinen Damenhunde, Bologneser genannt, stehen bekanntlich in großem Ruf. Von dem Bologneserstein s. in dem Art. Bononischer Stein.————————
Bologna. Es war am 16. Juni 1696, daß die Franzosen in Bologna und Ferrara einrückten, welche beide päpstliche Legationen sich gar bald republikanisirten und den Grundkeim der Cispadanischen (d. h. der, von Italien aus diesseits [cis] des Po [Padus] gelegenen) Republik enthielten. Nachdem Buonaparte Ursache fand, den mit dem Herzog v. Modena geschlossenen Waffenstillstand zu vernichten (am 6. Oct. 1796), so wurde diese neue Republik noch durch den Hinzutritt von Modena, Reggio und später von Massa und Carrara vergrößert. Ihre National-Versammlung, der Cispadanische Congreß genannt, hielt den 27. Dec. 1796 zu Reggio ihre erste Sitzung, eröffnete, da es mit diesen Sitzungen sehr langsam ging, dieselben den 20. Jan. 1792 aufs neue in Modena, und brachte endlich im März d. J. die im Ganzen nach der Französischen gemodelte Constitution zu Stande. Unterdessen hatte der Papst in dem Frieden zu Tolentino (d. 19. Feb. 1797) Bologna u. Ferrara nebst der Landschaft Romagna (gegenwärtig die Aemilische Provinz genannt und unter einer obersten Central-Repräsentation stehend) völlig abgetreten. – Zu gleicher Zeit mit der Cispaanischen wünschte n die Einwohner der jenseits des Po liegenden Lombardei ebenfalls mit Hülfe der Franzosen eine Republik zu errichten, welcher sie im Voraus den Namen der
————
Transpadanischen zudachten. Da aber Buonaparte damahls noch nicht wußte, ob er nicht genöthigt sein könnte, die Lombardei wieder zurückzugeben, so konnte er den Lombarden anfangs bloß die Hoffnung dazu machen. Als ihn jedoch seine weitern Siege in den Stand setzten, in dem am 18. April zu Ekenwald bei Leoben abgeschlossenen Friedens-Präliminarien die Unabhängigkeit und die Cinführung einer Republik in der Lombardei von Oestreich zu erhalten, so proclamirte er am 28. Juni d. J. diese zweite Italiänische Republik, welche nun den Namen der Transpadanischen, den sie sich vorläufig gegeben hatte, mit dem der Cisalpinischen (von Frankreich aus diesseits der Alpen gelegenen) vertauschte 1. Auch gab Buonaparte, welcher mit Mißvergnügen der langsamen und schwierigen Abfassung der Cispadanischen Constitution zugesehen hatte, der Cisalpinischen nicht nur selbst eine Constitution, sondern zog auch noch alle – außer Bologna und Ferrara – zu der Cispadanischen Republik gehörigen Gebiete zu derselben herüber (wozu noch überdieß die ehedem zu Venedig gehörigen Gebiete von Bergamo und Crema kamen), so daß zur Epoche des Sommers 1797 die Cisalpinische Republik Mailand, Modena, Reggio, Crema, Bergamo und Massa in sich faßt, während die Cispadanische auf Ferrara und Bologna eingeschränkt ist. Doch scheint es, als ob beide Republiken
————
sich im kurzen zu einer einzigen vereinigen dürften.
\
Fußnoten
\
1 »Die anfängliche Benennung Transpadanisch sei in Rücksicht auf Rom gewählt gewesen: aber die Blicke der Republik seien ganz auf Frankreich geheftet; wie dieses jenseits, so sei sie diesseits der Alpen ein mit demselben verschwisterter Freistaat.«
————————
* Bologna. – Außer dem, was bereits in den Interims- Nachtr. (Th. II. S. 452) zu diesem Art. hinzugefügt worden, erwähnen wir noch, daß Bologna (auch Bononien genannt) seit 1797 zur italiänischen Republik gehörte, und nun die Hauptstadt des Departements des Reno (im Königreich Italien) ausmacht. – Uebrigens hat die Universität daselbst, welche sich rühmt, die älteste in Europa zu sein, noch durch die drei Schwestern Zanotti und die berühmte Laura Bassi (welche in ihrem 18. Jahre den Doctorhut erhielt und Collegia las) einen großen Glanz erhalten; und im J. 1806 trat Clotilde Tamboni als öffentliche Lehrerin der griechischen Sprache ihr Amt mit einer feierlichen Rede an.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Bologna