Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Bilderstürmer
Bilderstürmer (Iconoclasten) nannte man diejenigen Anhänger der christlichen Religion, welche in den Kirchen keine Bilder, noch weniger aber die Verehrung derselben dulden wollten. Die Streitigkeit über den Bilderdienst fing sich zuerst in Griechenland an, und verbreitete sich von da durch Europa; besonders war derselbe im achten und neunten Jahrhundert sehr heftig. In den ersten drei Jahrhunderten nach Christi Geburt wußte man bei den Christen von keinen Gemälden und Bildnissen in den Kirchen, ja man machte ihnen dieses sogar zum Vorwurf. Die erste Veranlassung zum Bilderdienst gab theils die Gewohnheit, daß man den Kaisern Ehrensäulen mit ihren Bildnissen errichtete, theils auch der Umstand, daß man das Andenken der Bischöfe und der Märtyrer durch ihre Bildnisse zu erhalten suchte. Man stellte diese im 4ten, besonders aber im 5ten Jahrhundert nach und nach in den Kirchen auf, ohne ihnen einige Verehrung zu erweisen. Allein seit dem 6ten Jahrhundert fing man an, die Bilder aus Liebe zu küssen, Weihrauch und Lampen vor ihnen zu brennen, auch ihnen Wunder zuzuschreiben. Manche Bischöfe suchten nun die Christen von dieser Verehrung der Bilder abzuziehen, andere duldeten sie blos als eine anständige Verzierung der Kirche, da hingegen noch andere sich in ihrer Verehrung der Bilder der Abgötterei näherten. Der————
orientalische Kaiser Leo III., dem Aberglauben und der Verehrung der Bilder sehr abgeneigt, befahl 726, alle Bilder der Heiligen, Christus Bild ausgenommen, aus den Kirchen wegzunehmen und sich der Verehrung derselben ganz zu enthalten. Ueber diesen Befehl entstand zuerst auf den Inseln des Archipelagus ein bürgerlicher Krieg; allein da die Päpste Gregor II. und III. sich des Bilderdienstes annahmen, Leo nicht, wie sie verlangten, seinen Befehl zurücknahm, und jene ihn deshalb für keinen wahren Christen erklärten, so fingen auch in Italien Leoʼs Unterthauen an, sich zu empören. Es bildeten sich nun zwei Parteien in der christlichen Kirche, die Bilderverehrer und Bilderstürmer, die einander wechselseitig verfolgten und mordeten. Leoʼs Sohn, Constantin, der ihm 741 in der Regierung und auch seinem Beispiele in Ansehung des Bilderverbots folgte, verfuhr jedoch gelinder: Er hielt 754 eine Kirchenversammlung zu Constantinopel, auf welcher sowohl der Gebrauch als die Verehrung der Bilder verworfen wurde. Auch Constantins Sohn, Leo IV. (775 zur Regierung gelangt) folgte denselben, Beispielen; allein seine Gemahlin Irene ließ ihn im Jahr 780 vergiften; und eine Kirchenversammlung zu Nicaea in Bithynien (786) bestätigte die Verehrung der Bilder, und belegte diejenigen mit Strafen, welche behaupteten, daß man außer Gott nichts verehren und anbeten dürfe. Allein wenn
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schon die Griechen und Italiäner dem Bilderdienst ganz ergeben waren; so folgten doch die meisten Christen im Occidente (Britten, Deutsche, Franzosen) ihrem Beispiele nicht, sondern behaupteten blos, daß man zwar die Bilder beibehalten und in den Kirchen aufstellen könne, daß sie aber, ohne Gott zu beleidigen, nicht verehret werden dürften. Auch Carl der Große schrieb (wahrscheinlich mit Beihülfe Alcuins) gegen den Bilderdienst, und eine Kirchenversammlung, die er 794 zu Frankfurt am Main halten ließ, sprach für ihn und seine Schrift, trotz der Gegenschrift des Papstes Hadrian. Unter den Griechen ging jedoch der Bilderstreit, nach Irenens Verweisung (802), von neuem an, und dauerte fast die Hälfte dieses Jahrhunderts hindurch. Ihr Nachfolger, Nicephorus, warf zwar die Bilder nicht aus den Kirchen; doch durften die Anhänger der Bilder ihre Gegner nicht verfolgen. Endlich stellte die Kaiserin Theodora, nach einer 842 zu Constantinopel gehaltenen Kirchenversammlung, bei den Griechen den Bilderdienst wieder her, welches durch eine zweite 879 daselbst gehaltene Kirchenversammlung bestätigt wurde. Im occidentalischen Reiche behielt man anfänglich noch immer die Bilder bei, jedoch blos, um das Andenken der verdienten Männer zu erhalten, dahingegen die Verehrung derselben verboten war. Dieses verordnete auch eine unter Ludwig dem Frommen 824 zu Paris
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gehaltene Kirchenversammlung. Allein nach und nach entfernte man sich immer mehr von dieser Meinung, und das Urtheil des Papstes, dessen Ansehen immer mehr wuchs, und welches für den Bilderdienst sprach, fand endlich auch in der occidentalischen Kirche Eingang.
orientalische Kaiser Leo III., dem Aberglauben und der Verehrung der Bilder sehr abgeneigt, befahl 726, alle Bilder der Heiligen, Christus Bild ausgenommen, aus den Kirchen wegzunehmen und sich der Verehrung derselben ganz zu enthalten. Ueber diesen Befehl entstand zuerst auf den Inseln des Archipelagus ein bürgerlicher Krieg; allein da die Päpste Gregor II. und III. sich des Bilderdienstes annahmen, Leo nicht, wie sie verlangten, seinen Befehl zurücknahm, und jene ihn deshalb für keinen wahren Christen erklärten, so fingen auch in Italien Leoʼs Unterthauen an, sich zu empören. Es bildeten sich nun zwei Parteien in der christlichen Kirche, die Bilderverehrer und Bilderstürmer, die einander wechselseitig verfolgten und mordeten. Leoʼs Sohn, Constantin, der ihm 741 in der Regierung und auch seinem Beispiele in Ansehung des Bilderverbots folgte, verfuhr jedoch gelinder: Er hielt 754 eine Kirchenversammlung zu Constantinopel, auf welcher sowohl der Gebrauch als die Verehrung der Bilder verworfen wurde. Auch Constantins Sohn, Leo IV. (775 zur Regierung gelangt) folgte denselben, Beispielen; allein seine Gemahlin Irene ließ ihn im Jahr 780 vergiften; und eine Kirchenversammlung zu Nicaea in Bithynien (786) bestätigte die Verehrung der Bilder, und belegte diejenigen mit Strafen, welche behaupteten, daß man außer Gott nichts verehren und anbeten dürfe. Allein wenn
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schon die Griechen und Italiäner dem Bilderdienst ganz ergeben waren; so folgten doch die meisten Christen im Occidente (Britten, Deutsche, Franzosen) ihrem Beispiele nicht, sondern behaupteten blos, daß man zwar die Bilder beibehalten und in den Kirchen aufstellen könne, daß sie aber, ohne Gott zu beleidigen, nicht verehret werden dürften. Auch Carl der Große schrieb (wahrscheinlich mit Beihülfe Alcuins) gegen den Bilderdienst, und eine Kirchenversammlung, die er 794 zu Frankfurt am Main halten ließ, sprach für ihn und seine Schrift, trotz der Gegenschrift des Papstes Hadrian. Unter den Griechen ging jedoch der Bilderstreit, nach Irenens Verweisung (802), von neuem an, und dauerte fast die Hälfte dieses Jahrhunderts hindurch. Ihr Nachfolger, Nicephorus, warf zwar die Bilder nicht aus den Kirchen; doch durften die Anhänger der Bilder ihre Gegner nicht verfolgen. Endlich stellte die Kaiserin Theodora, nach einer 842 zu Constantinopel gehaltenen Kirchenversammlung, bei den Griechen den Bilderdienst wieder her, welches durch eine zweite 879 daselbst gehaltene Kirchenversammlung bestätigt wurde. Im occidentalischen Reiche behielt man anfänglich noch immer die Bilder bei, jedoch blos, um das Andenken der verdienten Männer zu erhalten, dahingegen die Verehrung derselben verboten war. Dieses verordnete auch eine unter Ludwig dem Frommen 824 zu Paris
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gehaltene Kirchenversammlung. Allein nach und nach entfernte man sich immer mehr von dieser Meinung, und das Urtheil des Papstes, dessen Ansehen immer mehr wuchs, und welches für den Bilderdienst sprach, fand endlich auch in der occidentalischen Kirche Eingang.