Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Bernhards-Berg, Der große St
Der große St. Bernhards-Berg, der höchste auf unserer Hemisphäre, ist derjenige, welcher zwischen Valais und dem Thal Aosta sich in den Apeninen emporhebt, und auf dessen höchster Spitze die Grenze zwischen Wallis und Piemont ist. Ueber ihn geht die Straße vom Genfersee durch das Walliser Land ins Thal von Aosta und das Piemontesische. Den Namen hat er von einem savoyischen Edelmann, Bernard de Menthon, welcher hier im 10ten Jahrhunderte ein Kloster bauete, das nun ein Hospital für Reisende hat, worin gegen 600 Menschen beherbergt werden können. Der Aufenthalt hier ist, eigentlich schrecklich; ewiger Winter herrscht hier; der Glanz des Schnees blendet den Wanderer, und umsonst sucht man einen Baum oder Strauch, oder nur einen grünen Fleck. Um so verdienstlicher ist das auf dem Gipfel dieses Bergs befindliche Institut, wo Menschen aus Menschenliebe und Heldenmuth sich vereinigen, um denjenigen, welche der Zufall, die Neugier oder Unglücksfälle in ihr Kloster führen, beizuspringen; gerade an den Tagen, wo die schrecklichsten Wetter und furchtbarsten Schneegestöber jeden andern zurückhalten, setzen sich diese edlen Menschen, mit langen Stangen versehen, und von Hunden, ihren Führern, begleitet, in Marsch, um Verunglückte aufzuspüren (wobei die Hunde am thätigsten sich bezeigen), und, wo nur————
immer möglich, sie ins Leben wieder zurückzubringen: der Körper wird mit der größten Sorgfalt ins Kloster getragen, und alle Hülfsmittel werden versucht. Glückt es nicht, so werden die Todten in einer Capelle aufrecht gestellt, und öfters – da sie hier nicht in Fäulniß übergehn – sind noch Todte nach Jahren von ihren Freunden hier erkannt worden.
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Ansicht: Bernhards-Berg, Der große St