Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Bayern
Bayern, ein Herzogthum im Bayerischen Kreise, welches in Ober- und Niederbayern eingetheilt wird, wovon das letztere ebener und fruchtbarer als das erstere ist, beide aber einen Ueberfluß an Getreide, Baumfrüchten und Holzungen haben. Zu Folge einer Angabe vom J. 1781 zählt man I Million 300000 Menschen darin. Die Einkünfte sollen 4 Millionen Thaler betragen. Der Beistand, den Herzog Maximilian in Bayern dem K. Ferdinand II. wider die abtrünnigen Böhmen leistete, verschaffte ihm und seinen Nachfolgern die Churwürde und das Erztruchseß- Amt, welche das Pfälzische Haus verlor, weil Churfürst Friedrich I. die ihm angebotene Böhmische Krone zu behaupten suchte. Nach des Kaisers Carl VI. Tode machte der Churfürst Carl Albrecht mit Frankreichs Hülfe Anspruch auf die Oestreichische Erbschaft. Das Glück schien ihm anfangs günstig: allein es änderte sich 1742, da er unter dem Namen Carl VII. zum Kaiser gewählt wurde, zu seinem Nachtheil; und er mußte bis kurz vor seinem Tode sein Land in Oestreichischen Händen sehn. Sein Sohn und Nachfolger Maximilian Joseph schloß jedoch bald nach Antritt der Regierung mit der Kaiserin Maria Theresia Frieden (s. Aachner Friede): mit seinem Tode (1777) endigte sich die jüngere Linie seines Wittelsbachschen Hauses und zugleich, zu Folge————
des Westphälischen Friedens, die Churwürde; daher der Churfürst von der Pfalz, Carl Theodor, aus der ältern Wittelsbachschen Linie, das ehemahlige Erztruchseß-Amt und die fünste Stelle in dem Churfürstlichen Collegio erhielt. Ueber die Nachfolge in die Bayerischen Länder s. den Art. Bayerischer Successionskrieg.
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Bayern. Es war den 7. Sept. 1796, daß zwischen Frankreich und Bayern ein Waffenstillstand abgeschlossen wurde.
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*Bayern heißt ursprünglich Bojaria. Die Boyer, eine von den in dem Bezirk des alten Galliens wohnenden Völkerschaften, hatten sich 589 vor Christi Geburt in Böhmen niedergelassen, mußten aber nachher, durch die Marcomannen vertrieben, in Noricum diesen ihren Zufluchtsort nehmen, dem sie nun ihren Namen, das Boyerland, gaben. – Im 6ten Jahrhundert nach Chr. Geb. fiel bei der Theilung der Söhne des Clovis Bayern dem Könige von Austrasien zu, und wurde von Herzogen regiert. Schon vor Carl dem Großen war Bayern in die Oberpfalz und das alte Noricum und dann in den Südersee, oder den südlichen Theil des Landes nebst Rhätien, eingetheilt. 920 erhielt Arnold den Titel eines Herzogs von Bayern u. nachher sein jüngster Sohn den eines Pfalzgrafen. Unter den folgenden Herzogen vereinigten Heinrich der Prächtige und Heinrich der Löwe auch das Herzogthum Sachsen mit Bayern, konnten sich aber nicht behaupten. Der letzte wurde vom Kaiser Friedrich I. in die Acht erklärt, das Herzogthum Bayern auf immer Guelfs Nachfolgern entrissen, und vielmehr dem Pfalzgraf Otto von Wittelsbach zu Theil. Ludwig, Ottoʼs Sohn, wurde auch vom Kaiser Friedrich II. zum Pfalzgrafen des Rheins creirt, und nun theilten Ludwig der Strenge und Heinrich Bayern und die Rheinische Pfalz unter sich. – Die Erlangung der Churwürde und die
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darauf folgenden Ereignisse in Bayern sind kürzlich in dem Haupt-Art. (1. 134) angeführt.
Mit Uebergehung der mancherlei Unruhen und Zwistigkeiten, welche in diesem Lande mit den Landständen etc. vorsielen, erwähnen wir vorzüglich hier des für die Bewohner der Pfalzbayerischen Länder so beglückenden Regierungsantritts Maximilian Josephs IV., welcher, nach Carl Theodors Tode (16. Febr. 1799), diesem als Herzog von Zweibrücken folgte, und unter welchem das von den schweren Kriegslasten, die in der letzten Zeit so hart auf diese Staaten gedrückt hatten, heimgesuchte Land allmählich sich zu erholen, und durch die weise Pflege der Regierung emporzukommen begann. Mit dem Anfang des so außerordentlich wichtigen 19ten Jahrhunderts entstand auch für Bayern eine neue sehr wichtige Epoche. Durch den im J. 1805 zwischen Oestreich und Bayern entstandenen Krieg (über welchen das nähere bei dem Artikel Oestreich in den Nachtr. angeführt werden soll) wurde zwar Bayern von östreichischen Truppen in Besitz genommen; der Churfürst hatte sich nach Würzburg, so wie alle seine Truppen nach Franken begeben; aber in dem Zeitpunkte, wo der Churfürst vielleicht alle seine Besitzungen zu verlieren befürchten mußte, erhielt er, da er den französischen Kaiser, Napoleon, um Schutz anflehte, nicht nur seine Staaten wieder, sondern machte auch durch den von nun an
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genommenen Antheil seiner Truppen an den Thaten und Siegen der Franzosen die bedeutendsten Acquisitionen. Er wurde zur Königs würde erhoben, erlangte durch den darauf erfolgten Presburger Frieden, außer mehreren, das wichtige Tyrol, die Markgrafschaft Burgau und Zubehör, das Fürstenthum Eichstädt, den Theil des Gebiets von Passau, der bisher dem Churfürst von Salzburg gehörte, die wichtige zeitherige freie Reichsstadt Augsburg und überhaupt, ob es gleich das Fürstenthum Würzburg an den Churfürst von Salzburg abtreten mußte, einen Gewinn von einem Drittel seiner vorigen Volksmenge. Das Königreich Bayern also – welches außer den in dem Hauptartikel angeführten und andern bedeutenden Producten im Pflanzen- und Mineral-Reiche, auch Eisengruben, Bleibergwerke, Kupfer- und Silbergruben, auch schönen Marmor, Steinkohlen, Salz, nicht minder im Passauischen eine schöne Porzellan-Erde und die schwarze oder Schmelztiegelerde hat – beträgt nach der neuesten statistischen Angabe in seiner Arealgröße zusammen 1595 Quadratmeilen, worauf eine Bevölkerung von 3,141,636 Seelen gerechnet wird, worunter die in Schwaben und Franken liegenden Souverainitäts-Lande die stärkste Bevölkerung (nemlich 4441 Seelen auf die Quadratmeile), hingegen Tyrol u. selbst das eigentliche Herzogthum Bayern die schwächere (jenes 1374, dieses 1688 Seelen) enthal-
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ten. Die Staatseinkünfte aus allen bayerischen Provinzen werden zusammen auf 17 Millionen angeschlagen.
Uebrigens bemerken wir noch, daß im Jahr 1806 das Großpriorat des Johanniterordens auch mit dem Hause Bayern verbunden, nachdem aber im J. 1808 dieser Orden in den bayerischen Staaten aufgehoben wurde, nunmehr die Verwaltung einer besondern Commission unter dem Namen: Königliche Zentral- Administration der ehemaligen Johanniter-Ordens- Güter übertragen worden ist. (S. Johanniter-Ritter i. d. Nachtr.)
des Westphälischen Friedens, die Churwürde; daher der Churfürst von der Pfalz, Carl Theodor, aus der ältern Wittelsbachschen Linie, das ehemahlige Erztruchseß-Amt und die fünste Stelle in dem Churfürstlichen Collegio erhielt. Ueber die Nachfolge in die Bayerischen Länder s. den Art. Bayerischer Successionskrieg.
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Bayern. Es war den 7. Sept. 1796, daß zwischen Frankreich und Bayern ein Waffenstillstand abgeschlossen wurde.
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*Bayern heißt ursprünglich Bojaria. Die Boyer, eine von den in dem Bezirk des alten Galliens wohnenden Völkerschaften, hatten sich 589 vor Christi Geburt in Böhmen niedergelassen, mußten aber nachher, durch die Marcomannen vertrieben, in Noricum diesen ihren Zufluchtsort nehmen, dem sie nun ihren Namen, das Boyerland, gaben. – Im 6ten Jahrhundert nach Chr. Geb. fiel bei der Theilung der Söhne des Clovis Bayern dem Könige von Austrasien zu, und wurde von Herzogen regiert. Schon vor Carl dem Großen war Bayern in die Oberpfalz und das alte Noricum und dann in den Südersee, oder den südlichen Theil des Landes nebst Rhätien, eingetheilt. 920 erhielt Arnold den Titel eines Herzogs von Bayern u. nachher sein jüngster Sohn den eines Pfalzgrafen. Unter den folgenden Herzogen vereinigten Heinrich der Prächtige und Heinrich der Löwe auch das Herzogthum Sachsen mit Bayern, konnten sich aber nicht behaupten. Der letzte wurde vom Kaiser Friedrich I. in die Acht erklärt, das Herzogthum Bayern auf immer Guelfs Nachfolgern entrissen, und vielmehr dem Pfalzgraf Otto von Wittelsbach zu Theil. Ludwig, Ottoʼs Sohn, wurde auch vom Kaiser Friedrich II. zum Pfalzgrafen des Rheins creirt, und nun theilten Ludwig der Strenge und Heinrich Bayern und die Rheinische Pfalz unter sich. – Die Erlangung der Churwürde und die
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darauf folgenden Ereignisse in Bayern sind kürzlich in dem Haupt-Art. (1. 134) angeführt.
Mit Uebergehung der mancherlei Unruhen und Zwistigkeiten, welche in diesem Lande mit den Landständen etc. vorsielen, erwähnen wir vorzüglich hier des für die Bewohner der Pfalzbayerischen Länder so beglückenden Regierungsantritts Maximilian Josephs IV., welcher, nach Carl Theodors Tode (16. Febr. 1799), diesem als Herzog von Zweibrücken folgte, und unter welchem das von den schweren Kriegslasten, die in der letzten Zeit so hart auf diese Staaten gedrückt hatten, heimgesuchte Land allmählich sich zu erholen, und durch die weise Pflege der Regierung emporzukommen begann. Mit dem Anfang des so außerordentlich wichtigen 19ten Jahrhunderts entstand auch für Bayern eine neue sehr wichtige Epoche. Durch den im J. 1805 zwischen Oestreich und Bayern entstandenen Krieg (über welchen das nähere bei dem Artikel Oestreich in den Nachtr. angeführt werden soll) wurde zwar Bayern von östreichischen Truppen in Besitz genommen; der Churfürst hatte sich nach Würzburg, so wie alle seine Truppen nach Franken begeben; aber in dem Zeitpunkte, wo der Churfürst vielleicht alle seine Besitzungen zu verlieren befürchten mußte, erhielt er, da er den französischen Kaiser, Napoleon, um Schutz anflehte, nicht nur seine Staaten wieder, sondern machte auch durch den von nun an
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genommenen Antheil seiner Truppen an den Thaten und Siegen der Franzosen die bedeutendsten Acquisitionen. Er wurde zur Königs würde erhoben, erlangte durch den darauf erfolgten Presburger Frieden, außer mehreren, das wichtige Tyrol, die Markgrafschaft Burgau und Zubehör, das Fürstenthum Eichstädt, den Theil des Gebiets von Passau, der bisher dem Churfürst von Salzburg gehörte, die wichtige zeitherige freie Reichsstadt Augsburg und überhaupt, ob es gleich das Fürstenthum Würzburg an den Churfürst von Salzburg abtreten mußte, einen Gewinn von einem Drittel seiner vorigen Volksmenge. Das Königreich Bayern also – welches außer den in dem Hauptartikel angeführten und andern bedeutenden Producten im Pflanzen- und Mineral-Reiche, auch Eisengruben, Bleibergwerke, Kupfer- und Silbergruben, auch schönen Marmor, Steinkohlen, Salz, nicht minder im Passauischen eine schöne Porzellan-Erde und die schwarze oder Schmelztiegelerde hat – beträgt nach der neuesten statistischen Angabe in seiner Arealgröße zusammen 1595 Quadratmeilen, worauf eine Bevölkerung von 3,141,636 Seelen gerechnet wird, worunter die in Schwaben und Franken liegenden Souverainitäts-Lande die stärkste Bevölkerung (nemlich 4441 Seelen auf die Quadratmeile), hingegen Tyrol u. selbst das eigentliche Herzogthum Bayern die schwächere (jenes 1374, dieses 1688 Seelen) enthal-
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ten. Die Staatseinkünfte aus allen bayerischen Provinzen werden zusammen auf 17 Millionen angeschlagen.
Uebrigens bemerken wir noch, daß im Jahr 1806 das Großpriorat des Johanniterordens auch mit dem Hause Bayern verbunden, nachdem aber im J. 1808 dieser Orden in den bayerischen Staaten aufgehoben wurde, nunmehr die Verwaltung einer besondern Commission unter dem Namen: Königliche Zentral- Administration der ehemaligen Johanniter-Ordens- Güter übertragen worden ist. (S. Johanniter-Ritter i. d. Nachtr.)