Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Barthelemy
Barthelemy, s. Baseler Friede.————————
Barthelemy. s. Anacharsis.
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*Johann Jacob Barthelemy: am 20. Januar 1716 zu Cassis, unweit Aubagne, in der ehemaligen Provence, geboren, erhielt eine gute Erziehung, und wurde eine Zeitlang nach Marseille geschickt, um von den Jesuiten zum geistlichen Stande vorbereitet zu werden. Barthelemy fand aber so wenig Neigung zu dem letztern, daß er in der Folge alle Anträge zu geistlichen Stellen ablehnte, und den Titel eines Abbé bloß deswegen annahm, um anzuzeigen, daß er zu diesem Stand gehörte. Er schätzte von Jugend auf das Studium der alten Sprachen, sogar der ältesten orientalischen, und der Alterthümer überhaupt. Sein unermüdeter Fleiß und der Scharfsinn, womit er alle Gegenstände der mühsamsten und trockensten Untersuchungen erforschte, setzte ihn bald in den Stand, den Gelehrten in diesem Fache ganz neue Entdeckungen mitzutheilen, unter welchen das palmyrische Alphabet, das er bekannt machte, eine vorzügliche Stelle behauptet. Im Jahr 1747 wurde er schon Mitglied der Pariser Akademie der Inschriften, nachdem er bald nach seiner Ankunft in Paris (1744) dem Aufseher des königlichen Medaillencabinets zum Gehülfen beigesellt worden war. Um eben diese Zeit machte er die Bekanntschaft des nachher so berühmten Ministers Choiseul, welcher eben im Begriff stand, als Gesandter nach Rom abzugehen, und Barthelemy einlud, ihn
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dahin zu begleiten. Dieser, seit 1753 Oberaufseher des Medaillencabinets, nahm das Anerbieten an, und ging 1755 nach Rom ab. Er durchwanderte ganz Italien, sammelte neue Schätze für Alterthümer und beschäftigte sich nach seiner Rückkehr mit gelehrten Arbeiten und mit der Einrichtung des ihm anvertrauten Cabinets, das er mit einer sehr großen Anzahl kostbarer und seltener Medaillen vermehrte. Unter seinen Privatarbeiten zeichnete sich keine durch Gelehrsamkeit und schöne Darstellung so sehr aus, als die Reise des jungen Anacharsis nach Griechenland, an der er schon 1757 zu arbeiten anfing, und die erst dreißig Jahr später vollendet wurde. Barthelemy selbst war bescheiden genug, dieses Werk eine unbehülfliche Compilation (triste compilation) zu nennen, während alle geistreichen Köpfe Frankreichs und des Auslandes dasselbe mit der größten Hochachtung aufnahmen, und die glückliche Darstellungsgabe des Verfassers nicht genug bewundern konnten, der die heterogensten Theile des griechischen Alterthums aus verschiedenen Epochen des Staats in ein so schönes Ganzes verwebt, und mit eben so viel Gelehrsamkeit als Geschmack verarbeitet hatte. (Vergl. den Art. Anacharsis.) Barthelemy, welcher noch in seinem Alter ein vollständiges Verzeichniß des königlichen Medaillen-Cabinets ausarbeiten wollte, aber durch die schon 1788 sich erhebenden Stürme daran verhindert
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wurde, blieb bei seinen eignen Arbeiten stehen, und erwartete ruhig den Ausgang der öffentlichen Angelegenheiten, an denen er übrigens nicht den mindesten Antheil nahm. Zwar raubte ihm die Revolution einen Theil seines Einkommens; allein er ertrug diesen Verlust mit williger Gelassenheit. Am 30. Aug. 1793 wurde er von einem Officianten bei der Nationalbibliothek des Aristocratismus beschuldigt und am 2. Sept. verhaftet, jedoch noch an dem nemlichen Tage durch die Bemühungen seiner Freunde, und besonders der verwittweten Choiseul, welche stets seine Gönnerin geblieben war, wieder in Freiheit gesetzt. Der Vorfall hatte aber auf seine ohnedies schon schwächliche Gesundheit die nachtheiligsten Folgen. Als der Oberbibliothekar der Nationalbibliothek, der berüchtigte Carra, am 31. Oct. 1793 guillotinirt worden war, trug man ihm diese Stelle an: er lehnte sie aber ab, um seine noch wenigen Lebenstage ruhig zuzubringen, die er am 30. April 1795, mit dem Ruhme eines durchaus rechtschaffenen Mannes, beschloß. Sein Neffe, den er von der frühesten Jugend an mit aller Sorgfalt erzogen hat, ist:
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Franz Barthelemy, welcher, nachdem er sich der diplomatischen Laufbahn gewidmet und schon unter der königlichen Regierung mehrere Gesandtschaften an auswärtige Höfe als Sekretair begleitet hatte, zu Abschließung des Friedens mit Frankreich und Preußen im Jahr 1795 nach Basel abgeschickt wurde: ein Geschäft, welches er am 5. April desselben Jahrs mit Glück beendigte, und seitdem als Fränkischer Botschafter bei der Sweiz in Basel blieb. Allein im J. 1797 rufte ihn ein höherer Posten in sein Vaterland zurück. Man hatte ihn nemlich mit 138 Stimmen im Rathe der Alten an die Stelle Latourneurs zum Mitgliede im vollziehenden Directorio gewählt. Alle Partheien waren mit dieser Wahl zufrieden, und schon wurden Anstalten gemacht, um den künftigen Director mit allem Pomp einzuholen. Der bescheidene Barthelemy vermied aber dieses Gepränge und kam in aller Stille in Paris an. Indessen erfuhr er auch hier das Schicksal so vieler anderer: er wurde am 4. Sept. (97) arretirt und mit Pichegrü und andern Proscribirten nach Rochefort und von da nach Cayenne deportirt. Nach kurzer Zeit wußte er jedoch mit 6 andern und seinem treuen Kammerdiener Le Tellier, der ihn nicht verlassen und lieber das Exil mit seinem Herrn getheilt hatte, zu entfliehen, worauf er nach England kam, und bald darauf, da die Revolution v. 18. Bru-
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maire eintrat, einer der ersten ward, welche wieder zurückgerufen wurden. Bald ernannte man ihn nun auch zum Senator.
Barthelemy. s. Anacharsis.
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*Johann Jacob Barthelemy: am 20. Januar 1716 zu Cassis, unweit Aubagne, in der ehemaligen Provence, geboren, erhielt eine gute Erziehung, und wurde eine Zeitlang nach Marseille geschickt, um von den Jesuiten zum geistlichen Stande vorbereitet zu werden. Barthelemy fand aber so wenig Neigung zu dem letztern, daß er in der Folge alle Anträge zu geistlichen Stellen ablehnte, und den Titel eines Abbé bloß deswegen annahm, um anzuzeigen, daß er zu diesem Stand gehörte. Er schätzte von Jugend auf das Studium der alten Sprachen, sogar der ältesten orientalischen, und der Alterthümer überhaupt. Sein unermüdeter Fleiß und der Scharfsinn, womit er alle Gegenstände der mühsamsten und trockensten Untersuchungen erforschte, setzte ihn bald in den Stand, den Gelehrten in diesem Fache ganz neue Entdeckungen mitzutheilen, unter welchen das palmyrische Alphabet, das er bekannt machte, eine vorzügliche Stelle behauptet. Im Jahr 1747 wurde er schon Mitglied der Pariser Akademie der Inschriften, nachdem er bald nach seiner Ankunft in Paris (1744) dem Aufseher des königlichen Medaillencabinets zum Gehülfen beigesellt worden war. Um eben diese Zeit machte er die Bekanntschaft des nachher so berühmten Ministers Choiseul, welcher eben im Begriff stand, als Gesandter nach Rom abzugehen, und Barthelemy einlud, ihn
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dahin zu begleiten. Dieser, seit 1753 Oberaufseher des Medaillencabinets, nahm das Anerbieten an, und ging 1755 nach Rom ab. Er durchwanderte ganz Italien, sammelte neue Schätze für Alterthümer und beschäftigte sich nach seiner Rückkehr mit gelehrten Arbeiten und mit der Einrichtung des ihm anvertrauten Cabinets, das er mit einer sehr großen Anzahl kostbarer und seltener Medaillen vermehrte. Unter seinen Privatarbeiten zeichnete sich keine durch Gelehrsamkeit und schöne Darstellung so sehr aus, als die Reise des jungen Anacharsis nach Griechenland, an der er schon 1757 zu arbeiten anfing, und die erst dreißig Jahr später vollendet wurde. Barthelemy selbst war bescheiden genug, dieses Werk eine unbehülfliche Compilation (triste compilation) zu nennen, während alle geistreichen Köpfe Frankreichs und des Auslandes dasselbe mit der größten Hochachtung aufnahmen, und die glückliche Darstellungsgabe des Verfassers nicht genug bewundern konnten, der die heterogensten Theile des griechischen Alterthums aus verschiedenen Epochen des Staats in ein so schönes Ganzes verwebt, und mit eben so viel Gelehrsamkeit als Geschmack verarbeitet hatte. (Vergl. den Art. Anacharsis.) Barthelemy, welcher noch in seinem Alter ein vollständiges Verzeichniß des königlichen Medaillen-Cabinets ausarbeiten wollte, aber durch die schon 1788 sich erhebenden Stürme daran verhindert
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wurde, blieb bei seinen eignen Arbeiten stehen, und erwartete ruhig den Ausgang der öffentlichen Angelegenheiten, an denen er übrigens nicht den mindesten Antheil nahm. Zwar raubte ihm die Revolution einen Theil seines Einkommens; allein er ertrug diesen Verlust mit williger Gelassenheit. Am 30. Aug. 1793 wurde er von einem Officianten bei der Nationalbibliothek des Aristocratismus beschuldigt und am 2. Sept. verhaftet, jedoch noch an dem nemlichen Tage durch die Bemühungen seiner Freunde, und besonders der verwittweten Choiseul, welche stets seine Gönnerin geblieben war, wieder in Freiheit gesetzt. Der Vorfall hatte aber auf seine ohnedies schon schwächliche Gesundheit die nachtheiligsten Folgen. Als der Oberbibliothekar der Nationalbibliothek, der berüchtigte Carra, am 31. Oct. 1793 guillotinirt worden war, trug man ihm diese Stelle an: er lehnte sie aber ab, um seine noch wenigen Lebenstage ruhig zuzubringen, die er am 30. April 1795, mit dem Ruhme eines durchaus rechtschaffenen Mannes, beschloß. Sein Neffe, den er von der frühesten Jugend an mit aller Sorgfalt erzogen hat, ist:
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Franz Barthelemy, welcher, nachdem er sich der diplomatischen Laufbahn gewidmet und schon unter der königlichen Regierung mehrere Gesandtschaften an auswärtige Höfe als Sekretair begleitet hatte, zu Abschließung des Friedens mit Frankreich und Preußen im Jahr 1795 nach Basel abgeschickt wurde: ein Geschäft, welches er am 5. April desselben Jahrs mit Glück beendigte, und seitdem als Fränkischer Botschafter bei der Sweiz in Basel blieb. Allein im J. 1797 rufte ihn ein höherer Posten in sein Vaterland zurück. Man hatte ihn nemlich mit 138 Stimmen im Rathe der Alten an die Stelle Latourneurs zum Mitgliede im vollziehenden Directorio gewählt. Alle Partheien waren mit dieser Wahl zufrieden, und schon wurden Anstalten gemacht, um den künftigen Director mit allem Pomp einzuholen. Der bescheidene Barthelemy vermied aber dieses Gepränge und kam in aller Stille in Paris an. Indessen erfuhr er auch hier das Schicksal so vieler anderer: er wurde am 4. Sept. (97) arretirt und mit Pichegrü und andern Proscribirten nach Rochefort und von da nach Cayenne deportirt. Nach kurzer Zeit wußte er jedoch mit 6 andern und seinem treuen Kammerdiener Le Tellier, der ihn nicht verlassen und lieber das Exil mit seinem Herrn getheilt hatte, zu entfliehen, worauf er nach England kam, und bald darauf, da die Revolution v. 18. Bru-
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maire eintrat, einer der ersten ward, welche wieder zurückgerufen wurden. Bald ernannte man ihn nun auch zum Senator.