Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Barri, Gräfin du
Gräfin du Barri, die berühmte Favoritin Ludwigs XV. Königs von Frankreich, Tochter eines bloßen Commis beim Steuerpacht-Wesen zu Boucouleurs, Namens Gomart von Baubernier. Sie wurde 1744 geboren, kam nach dem Tode ihres Vaters frühzeitig zu einer Modehändlerin, und ward, nach mehrern nicht gerade vornehmen Bekanntschaften, des Grafen du Barri Mätresse. Sie konnten sich aber nicht lange zusammen vertragen, und der Graf leitete es 1768 selbst ein, daß sie dem Könige bekannt wurde. Schnell trat sie an die Stelle der Marquisin von Pompadour. Man mußte sie geschwind verheirathen: dieß Glück ward dem Grafen du Barri, einem Bruder des vorigen, zu Theil; und ihr Schwager unterrichtete sie, wie sie sich in ihrem neuen Posten zu betragen habe. Bald regierte sie ganz Frankreich: sie stürtzte den Herzog von Choiseul, dessen stolzer Geist sich nicht vor ihr beugen wollte; sie erhob den Herzog von Aiguillon, und unterstützte denselben in seiner Rache gegen das Parlament (es hatte ihn das Parlament zu Paris wegen seiner als Commandant in der Provinz Bretagne begangenen Abschenlichkeiten die Ausübung der Rechte eines Pairs von Frankreich untersagt, und der König konnte ihn nur durch einen Machtspruch retten), in welcher derselbe so weit ging, daß das Parlament im Sommer 1771 aus Paris ver-————
wiesen und wenige Wochen darauf ganz aufgehoben wurde, (s. Ludwig VXI). Man würde ihrem Geiste jedoch zu viel Ehre erzeigen, wenn man dieses alles ihrer Selbstthätigkeit, und nicht vielmehr der Cabale anderer Höflinge zuschreiben wollte, welche durch sie wirkten; sie selbst war mehr Frauenzimmer von Vergnügen als von Intrigue. Nach dem Tode des Königs erhielt sie plötzlich einen Verhaftsbefehl, und wurde in ein Kloster verbannt; zuletzt erhielt sie jedoch Erlaubniß, in ihrem schönen Pavillon zu Louveciennes unweit Marly zu wohnen. Bis zu Robespierreʼs Regierung lebte sie während der Revolution ruhig. Allein ihre Reichthümer machten dann, daß sie für eine Verbrecherin erklärt wurde; hierzu kam ihre Verbindung mit den Brissotisten: und sie wurde den 9. Dec. 1793 guillotinirt.
Gräfin du Barri, die berühmte Favoritin Ludwigs XV. Königs von Frankreich, Tochter eines bloßen Commis beim Steuerpacht-Wesen zu Boucouleurs, Namens Gomart von Baubernier. Sie wurde 1744 geboren, kam nach dem Tode ihres Vaters frühzeitig zu einer Modehändlerin, und ward, nach mehrern nicht gerade vornehmen Bekanntschaften, des Grafen du Barri Mätresse. Sie konnten sich aber nicht lange zusammen vertragen, und der Graf leitete es 1768 selbst ein, daß sie dem Könige bekannt wurde. Schnell trat sie an die Stelle der Marquisin von Pompadour. Man mußte sie geschwind verheirathen: dieß Glück ward dem Grafen du Barri, einem Bruder des vorigen, zu Theil; und ihr Schwager unterrichtete sie, wie sie sich in ihrem neuen Posten zu betragen habe. Bald regierte sie ganz Frankreich: sie stürtzte den Herzog von Choiseul, dessen stolzer Geist sich nicht vor ihr beugen wollte; sie erhob den Herzog von Aiguillon, und unterstützte denselben in seiner Rache gegen das Parlament (es hatte ihn das Parlament zu Paris wegen seiner als Commandant in der Provinz Bretagne begangenen Abschenlichkeiten die Ausübung der Rechte eines Pairs von Frankreich untersagt, und der König konnte ihn nur durch einen Machtspruch retten), in welcher derselbe so weit ging, daß das Parlament im Sommer 1771 aus Paris ver-————
wiesen und wenige Wochen darauf ganz aufgehoben wurde, (s. Ludwig VXI). Man würde ihrem Geiste jedoch zu viel Ehre erzeigen, wenn man dieses alles ihrer Selbstthätigkeit, und nicht vielmehr der Cabale anderer Höflinge zuschreiben wollte, welche durch sie wirkten; sie selbst war mehr Frauenzimmer von Vergnügen als von Intrigue. Nach dem Tode des Königs erhielt sie plötzlich einen Verhaftsbefehl, und wurde in ein Kloster verbannt; zuletzt erhielt sie jedoch Erlaubniß, in ihrem schönen Pavillon zu Louveciennes unweit Marly zu wohnen. Bis zu Robespierreʼs Regierung lebte sie während der Revolution ruhig. Allein ihre Reichthümer machten dann, daß sie für eine Verbrecherin erklärt wurde; hierzu kam ihre Verbindung mit den Brissotisten: und sie wurde den 9. Dec. 1793 guillotinirt.