Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Baile, Peter
Peter Baile, (sprich Bäle) geb. 1647 zu Cartat in der Provinz Foix, gestorben 1706. Er war anfänglich Professor der Philosophie zu Sedan, nachher Professor zu Rotterdam. Er hatte eine außerordentliche Belesenheit in allen Theilen der Literatur und einen ungemeinen Scharfsinn, und wußte seine Gedanken nicht nur faßlich, sondern auch angenehm und witzig vorzutragen. Als Philosoph war er ein Skeptiker. Sein Skepticism, verbunden mit seinem Witze, verursachte, daß er in seinen Schriften sich bald als einen Verehrer der Religion und der guten Sitten, bald als einen Spötter derselben zeigte. Hierdurch hat er sich eine Menge Feinde, unter welchen der Professor Jutien, einst sein Freund, der heftigste war, zugezogen, welche es endlich dahin brachten, daß ihm seine Professur abgenommen wurde. Unterdessen hat er das unläugbare Verdienst, ungemein viel zur allgemeinen Aufklärung beigetragen zu haben, wie denn auch sein Lebenswandel, bis auf eine zu große Reitzbarkeit, sehr philosophisch und untadelhaft war. Seinem Tode sah er mit der größten Ruhe entgegen: noch den Tag vorher arbeitete er bis in die Mitternacht, so wie er uberhaupt sein ganzes Leben unter anhaltenden Arbeiten zubrachte; daher er auch wenig für die seine Welt war. Sein Hauptbuch, durch weiches er sich einen unsterblichen Ruhm erworben, ist sein historischkritisches————
Wörterbuch (Dictionaire historique et critique), welches mehrere Mahle in 3 und auch in 4 Foliobänden aufgelegt und auch ins Deutsche übersetzt worden ist. Es enthält solches einen Schatz von Gelehrsamkeit und scharfsinnigen Bemerkungen, welche in die Nachrichten von dem Leben berühmter Männer und in die Beschreibungen von mancherlei Orten eingewebt sind. Voltaire sagt, der wahre Werth dieses Werks ließe sich, nach Bailens eignem Geständniß, in Einen Band bringen; er habe selbst gesagt, er würde nicht mehr als einen Folioband daraus gemacht haben, wenn er für sich und nicht für die Buchhändler geschrieben hätte. Allein dʼArgens setzt in seinen Reflexions fur le gout Mißtrauen in diese Erzählung, weil sie Voltaire von einer Person habe, deren literarische Glaubwürdigkeit sehr verdächtig sei. DʼArgens dachte ganz anders; er erzählt, daß er in Holland mit Voltairen lange hierüber gesprochen, und diesem gezeigt habe, daß das Vortreffliche dieses Werks wenigstens drei Bände erfordere, ohne jedoch Voltairen von seiner Meinung abzubringen.
Peter Baile, (sprich Bäle) geb. 1647 zu Cartat in der Provinz Foix, gestorben 1706. Er war anfänglich Professor der Philosophie zu Sedan, nachher Professor zu Rotterdam. Er hatte eine außerordentliche Belesenheit in allen Theilen der Literatur und einen ungemeinen Scharfsinn, und wußte seine Gedanken nicht nur faßlich, sondern auch angenehm und witzig vorzutragen. Als Philosoph war er ein Skeptiker. Sein Skepticism, verbunden mit seinem Witze, verursachte, daß er in seinen Schriften sich bald als einen Verehrer der Religion und der guten Sitten, bald als einen Spötter derselben zeigte. Hierdurch hat er sich eine Menge Feinde, unter welchen der Professor Jutien, einst sein Freund, der heftigste war, zugezogen, welche es endlich dahin brachten, daß ihm seine Professur abgenommen wurde. Unterdessen hat er das unläugbare Verdienst, ungemein viel zur allgemeinen Aufklärung beigetragen zu haben, wie denn auch sein Lebenswandel, bis auf eine zu große Reitzbarkeit, sehr philosophisch und untadelhaft war. Seinem Tode sah er mit der größten Ruhe entgegen: noch den Tag vorher arbeitete er bis in die Mitternacht, so wie er uberhaupt sein ganzes Leben unter anhaltenden Arbeiten zubrachte; daher er auch wenig für die seine Welt war. Sein Hauptbuch, durch weiches er sich einen unsterblichen Ruhm erworben, ist sein historischkritisches————
Wörterbuch (Dictionaire historique et critique), welches mehrere Mahle in 3 und auch in 4 Foliobänden aufgelegt und auch ins Deutsche übersetzt worden ist. Es enthält solches einen Schatz von Gelehrsamkeit und scharfsinnigen Bemerkungen, welche in die Nachrichten von dem Leben berühmter Männer und in die Beschreibungen von mancherlei Orten eingewebt sind. Voltaire sagt, der wahre Werth dieses Werks ließe sich, nach Bailens eignem Geständniß, in Einen Band bringen; er habe selbst gesagt, er würde nicht mehr als einen Folioband daraus gemacht haben, wenn er für sich und nicht für die Buchhändler geschrieben hätte. Allein dʼArgens setzt in seinen Reflexions fur le gout Mißtrauen in diese Erzählung, weil sie Voltaire von einer Person habe, deren literarische Glaubwürdigkeit sehr verdächtig sei. DʼArgens dachte ganz anders; er erzählt, daß er in Holland mit Voltairen lange hierüber gesprochen, und diesem gezeigt habe, daß das Vortreffliche dieses Werks wenigstens drei Bände erfordere, ohne jedoch Voltairen von seiner Meinung abzubringen.