Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Aristipp
Aristipp, ein berühmter Griechischer Philosoph, der Stifter einer philosophischen Secte, welche von Aristipps Vaterstadt Cyrene den Namen der Cyrenäischen erhalten hat. Seine Philosophie, deren Hauptgrundsatz die Wollust oder die Glückseligkeit war, stand schon bei den Sokratikern in einem bösen Rufe, und hat denselben auch in der Folge bei vielen beibehalten. Wieland, welcher im dritten Theile des Agathon seine Vertheidigung übernommen hat, charakterisirt ihn durch folgende Hauptzüge: »Da er einer der besten Köpfe seiner Zeit war, und zu gleicher Zeit eigenes Vermögen besaß, so hatte er Gelegenheit, sich einen Grad von Einsicht zu erwerben, der ihn zu einem scharfen und sichern Beurtheiler aller Gegenstände des menschlichen Lebens machte. Meister über seine Leidenschaften, frei von Sorgen, behauptete er fast immer eine gleiche Heiterkeit des Geistes. Er hatte seine schönsten Jahre zu Athen in dem Umgange mit Sokrates und den größten Männern dieses berühmten Zeitalters zugebracht; die Euripiden und Aristophanen, die Phidias und Polygnote und (die Wahrheit zu sagen) auch die Phrynen und Laiden hatten seinen Witz gebildet, und das zarte Gefühl des Schönen in ihm entwickelt. Nichts glich der Annehmlichkeit seines Umgangs. Er besaß das Geheimniß, den Großen selbst die unangenehmsten Wahrheiten mit————
Hülfe eines Einfalls erträglich zu machen. Er liebte das Vergnügen weil er das Schöne liebte, und aus dem nehmlichen Grunde liebte er auch die Tugend; aber er mußte das Vergnügen in seinem Wege finden, und die Tugend mußte ihm keine allzu beschwerlichen Pflichten auflegen. Sein fester Grundsatz war, daß es in unsrer Gewalt sei, in allen Umständen glücklich zu sein: des Phalaris glühenden Ochsen ausgenommen; denn wie man in diesem sollte glücklich sein können, davon konnte er sich keinen Begriff machen. Er setzte jedoch voraus, daß Seele und Leib gesund sein müßten.«
Aristipp, ein berühmter Griechischer Philosoph, der Stifter einer philosophischen Secte, welche von Aristipps Vaterstadt Cyrene den Namen der Cyrenäischen erhalten hat. Seine Philosophie, deren Hauptgrundsatz die Wollust oder die Glückseligkeit war, stand schon bei den Sokratikern in einem bösen Rufe, und hat denselben auch in der Folge bei vielen beibehalten. Wieland, welcher im dritten Theile des Agathon seine Vertheidigung übernommen hat, charakterisirt ihn durch folgende Hauptzüge: »Da er einer der besten Köpfe seiner Zeit war, und zu gleicher Zeit eigenes Vermögen besaß, so hatte er Gelegenheit, sich einen Grad von Einsicht zu erwerben, der ihn zu einem scharfen und sichern Beurtheiler aller Gegenstände des menschlichen Lebens machte. Meister über seine Leidenschaften, frei von Sorgen, behauptete er fast immer eine gleiche Heiterkeit des Geistes. Er hatte seine schönsten Jahre zu Athen in dem Umgange mit Sokrates und den größten Männern dieses berühmten Zeitalters zugebracht; die Euripiden und Aristophanen, die Phidias und Polygnote und (die Wahrheit zu sagen) auch die Phrynen und Laiden hatten seinen Witz gebildet, und das zarte Gefühl des Schönen in ihm entwickelt. Nichts glich der Annehmlichkeit seines Umgangs. Er besaß das Geheimniß, den Großen selbst die unangenehmsten Wahrheiten mit————
Hülfe eines Einfalls erträglich zu machen. Er liebte das Vergnügen weil er das Schöne liebte, und aus dem nehmlichen Grunde liebte er auch die Tugend; aber er mußte das Vergnügen in seinem Wege finden, und die Tugend mußte ihm keine allzu beschwerlichen Pflichten auflegen. Sein fester Grundsatz war, daß es in unsrer Gewalt sei, in allen Umständen glücklich zu sein: des Phalaris glühenden Ochsen ausgenommen; denn wie man in diesem sollte glücklich sein können, davon konnte er sich keinen Begriff machen. Er setzte jedoch voraus, daß Seele und Leib gesund sein müßten.«