Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Amsterdam
Amsterdam, die größte und prächtigste Stadt der vereinigten Niederlande in Holland, am Zusammenstusse der Amstel und Y, welche, in Ansehung der Größe und Schönheit, der Menge ihrer Einwohner, des sich überall hin erstreckenden Handels und des daher entspringenden Reichthums, wenig Städten in Europa nachsteht. Mitten durch dieselbe fließt die Amstel. Sie entstand aus einem bloß von Fischern bewohnten Dorfe. Die ganze Stadt ist wegen des sumpfigen Bodens auf einen Rost, d. i. auf eingerammelte eichene Pfähle, gebaut und überall von Canälen durchschnitten. Durch die daselbst angebrachten Schleußen, mittelst welcher man die ganze Stadt unter Wasser setzen kann, ist sie, wenn nicht die Natur sich wider dieselbe verschwört, so unzugängig als eine Festung. Sie hat gegen 300000 Einwohner von allen Religionen, unter welchen sich 30000 Juden befinden. Die merkwürdigsten Gebäude sind: das Rathhaus, die Börse (mit zwei schönen bedeckten Gängen, wohin sich die Kaufleute bei bösem Wetter begeben können, und 46 starken numerirten Pfeilern, zur Bequemlichkeit der Kaufleute, die sich wohin bescheiden und gleich in dem Gewühle finden wollen), die Admiralitäts-Gebäude, das Ostindische Gesellschaftshaus und die berühmten Hospitäler. Auch giebt es vortreffliche Kunstsammlungen daselbst, die jedoch jetzt größten————
Theils nach Paris gebracht worden sind. Es war den 19. Dec. 1794, in diesem durch eine seltne Kälte merkwürdigen Winter, daß die Franzosen, welche die Natur selbst über beeiste Flüsse nach Holland führte, in Amsterdam einzogen.
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* Amsterdam, diese ansehnliche Hauptstadt, und nunmehr (seit 1808) die Residenz des Königs von Holland, der Sitz der Regierung, des diplomatischen Corps, des Ministeriums, der Verwaltungscollegien etc. ist ohnstreitig eine der prächtigsten Städte, die sich durch Betriebsamkeit und den Handel der Einwohner in weniger als 4 Jahrhunderten zu einer der ersten Handelsstädte erhoben hat. Das in dem Hauptartikel angeführte Rath- oder Stadthaus, eines der schönsten Werke neuerer Zeit, das auf 13,659 eingerammelten Mastbäumen ruht, und von Jakob von Kampen erbaut, und durch die Bildhauerarbeiten von Quellin noch verschönert wurde, ist jetzt zum königlichen Pallast erhoben worden. Eben so verdient die Navigations-Schule, seit 1785 gegründet, so wie unter den treflichen Anstalten auch die wohlthätige Gesellschaft zu Rettung der Ertrunkenen, welche für den Retter eines solchen Verunglückten eine goldne Medaille zur Belohnung bestimmt, vorzüglich Erwähnung.
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Ansicht: Amsterdam