Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch
Alfred der Große
Alfred oder Aelfred der Große, König von England (geb. 849, gest. 900) gehört unter die nicht allzugroße Anzahl der Fürsten, denen die Nachwelt den so oft gemißbrauchten Namen des Großen ohne Weigerung zugesteht. Er bestieg den Englischen Thron 872, zu einer Zeit, wo die Dänen, oder Normänner, die schon seit 787 den Engländern furchtbar waren, ihre Eroberungen und Verwüstungen in diesem Lande immer weiter verbreiteten. Alfred zog gegen sie, wiewohl anfangs nicht mit Glück, zu Felde, schloß Vergleiche mit ihnen ab, die aber von den Dänen nicht gehalten, sondern vielmehr ihre Verwüstungen, welche besonders die Kirchen trafen, immer fortgesetzt wurden. Da sie endlich so große Verstärkung von ihren Landsleuten erhielten, daß Alfred nicht wagen konnte, ihnen Widerstand zu leisten, rettete er sich mittelst Verkleidung, und stand über ein Jahr lang bei einem Schäfer im Dienste. Allein eben in diesem Zustande, der ihm jeden Widerstand unmöglich machte, sann er darauf, diesen nachdrücklich vorzubereiten. Er erfuhr, daß seine Unterthanen sich in der Stille gegen ihre Feinde rüsteten, gab ihnen daher von seinem Aufenthalte Nachricht, hielt es aber für das beste, über die Verfassung, in der sich die Dänen befänden, selbst Kundschaft einzuziehen. In dieser Absicht begab er sich, als Harfenspieler verkleidet, in das Lager des Däni-————
schen Königs Guthrum, und da er hier unter der Maske seiner musikalischen Talente deutlich genug wahrnahm, daß die Dänen sich einer völligen Sicherheit und Sorglosigkeit überließen: so eilte er zu seinem Heere zurück, stellte sich an dessen Spitze und erfocht über die Dänen einen so vollkommenen Sieg, daß sie genöthiget wurden, um Friede zu bitten. Er gestattete den noch im Lande befindlichen, sich anzubauen, doch mußten sie sowohl, als ihr König, das Christenthum annehmen. Von jetzt an machte er in seinem Lande die besten Einrichtungen. Er legte Festungen an, übte einen Theil seiner Unterthanen in den Waffen, während er durch den andern den Ackerbau betreiben ließ Von Zeit zu Zeit suchten indeß neue Schwärme der Dänen in sein Land einzubrechen: dies gab Alfred Gelegenheit. Schiffe erbauen zu lassen, und sowohl mit diesen, als auch mit seinen Landtruppen den Feinden, wenn sie landen wollten, tapfern Widerstand zu leisten und ihre Landungen zu verhindern. Außerdem, daß er auf diese Art für die Sicherheit seiner Unterthanen sorgte, war er auch zugleich für mehrere Bildung derselben durch Gesetze und Unterricht bedacht. Er ließ zu dem Ende die Gesetze seiner Vorfahren zusammentragen und vermehrte sie, übersetzte auch selbst die Psalmen und die Aesopischen Fabeln und einige andere Schriften in die englische oder damalige angelsächsische Sprache, und
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legte eine Schule zu Oxford an. Sein vorzüglichstes Augenwerk ging jedoch auf zwei Stücke, nemlich: seine Feinde stets, wo möglich, zur See zu bekriegen, und an seinem Hofe stets die in Wissenschaften und Künsten erfahrensten Männer zu unterhalten. Durch seinen oftmaligen und vertrauten Umgang mit diesen erwarb er sich selbst viele Kenntnisse, verglich die verschiedenen Nachrichten, die er von ihnen einzog, und wußte sie, bei seinem Scharfsinne und Klugheit, sehr gut zu benutzen. Ihm bleibt besonders das Verdienst, zu Englands Seemacht den ersten Grund gelegt zu haben. Denn er war es, der zuerst Schiffe, oder vielmehr Galeeren erbauen ließ, die sechzig Ruderer hatten, und hierdurch sowohl, als auch in Ansehung ihrer Größe und Beschaffenheit, noch einmal so stark waren, als die vorher gebräuchlich gewesenen größten Schiffe. Er glaubte nemlich mit Recht, daß eines Theils schon die Größe dieser Schiffe dem Feinde ein Schrecken einjagen müßte, andern Theils im Gefechte ein solches Schiff eine große Anzahl kleinerer Fahrzeuge vernichten könnte. Daß übrigens Alfred die von ihm erbaueten Schiffe nicht blos deshalb, um sie gegen seine Feinde zu gebrauchen, sondern auch zu andern Zwecken gebraucht habe, ist mehr als wahrscheinlich. Es scheint daher die Nachricht einiger Schriftsteller: daß er einige Entdeckungsreisen nach den Norwegischen und Lappländischen Küsten, und
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sogar nach Ostindien habe unternehmen lassen, und aus jenen Ländern Wallroßzähne, aus diesem Edelsteine und andere Waaren erhalten habe, ziemlich glaubwürdig, zumal da man selbst die Personen, die er zu diesen Reisen gebraucht, namentlich angiebt. Und so wäre denn Alfred auch der erste, der seine Unterthanen auf Indien aufmerksam gemacht hat.
schen Königs Guthrum, und da er hier unter der Maske seiner musikalischen Talente deutlich genug wahrnahm, daß die Dänen sich einer völligen Sicherheit und Sorglosigkeit überließen: so eilte er zu seinem Heere zurück, stellte sich an dessen Spitze und erfocht über die Dänen einen so vollkommenen Sieg, daß sie genöthiget wurden, um Friede zu bitten. Er gestattete den noch im Lande befindlichen, sich anzubauen, doch mußten sie sowohl, als ihr König, das Christenthum annehmen. Von jetzt an machte er in seinem Lande die besten Einrichtungen. Er legte Festungen an, übte einen Theil seiner Unterthanen in den Waffen, während er durch den andern den Ackerbau betreiben ließ Von Zeit zu Zeit suchten indeß neue Schwärme der Dänen in sein Land einzubrechen: dies gab Alfred Gelegenheit. Schiffe erbauen zu lassen, und sowohl mit diesen, als auch mit seinen Landtruppen den Feinden, wenn sie landen wollten, tapfern Widerstand zu leisten und ihre Landungen zu verhindern. Außerdem, daß er auf diese Art für die Sicherheit seiner Unterthanen sorgte, war er auch zugleich für mehrere Bildung derselben durch Gesetze und Unterricht bedacht. Er ließ zu dem Ende die Gesetze seiner Vorfahren zusammentragen und vermehrte sie, übersetzte auch selbst die Psalmen und die Aesopischen Fabeln und einige andere Schriften in die englische oder damalige angelsächsische Sprache, und
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legte eine Schule zu Oxford an. Sein vorzüglichstes Augenwerk ging jedoch auf zwei Stücke, nemlich: seine Feinde stets, wo möglich, zur See zu bekriegen, und an seinem Hofe stets die in Wissenschaften und Künsten erfahrensten Männer zu unterhalten. Durch seinen oftmaligen und vertrauten Umgang mit diesen erwarb er sich selbst viele Kenntnisse, verglich die verschiedenen Nachrichten, die er von ihnen einzog, und wußte sie, bei seinem Scharfsinne und Klugheit, sehr gut zu benutzen. Ihm bleibt besonders das Verdienst, zu Englands Seemacht den ersten Grund gelegt zu haben. Denn er war es, der zuerst Schiffe, oder vielmehr Galeeren erbauen ließ, die sechzig Ruderer hatten, und hierdurch sowohl, als auch in Ansehung ihrer Größe und Beschaffenheit, noch einmal so stark waren, als die vorher gebräuchlich gewesenen größten Schiffe. Er glaubte nemlich mit Recht, daß eines Theils schon die Größe dieser Schiffe dem Feinde ein Schrecken einjagen müßte, andern Theils im Gefechte ein solches Schiff eine große Anzahl kleinerer Fahrzeuge vernichten könnte. Daß übrigens Alfred die von ihm erbaueten Schiffe nicht blos deshalb, um sie gegen seine Feinde zu gebrauchen, sondern auch zu andern Zwecken gebraucht habe, ist mehr als wahrscheinlich. Es scheint daher die Nachricht einiger Schriftsteller: daß er einige Entdeckungsreisen nach den Norwegischen und Lappländischen Küsten, und
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sogar nach Ostindien habe unternehmen lassen, und aus jenen Ländern Wallroßzähne, aus diesem Edelsteine und andere Waaren erhalten habe, ziemlich glaubwürdig, zumal da man selbst die Personen, die er zu diesen Reisen gebraucht, namentlich angiebt. Und so wäre denn Alfred auch der erste, der seine Unterthanen auf Indien aufmerksam gemacht hat.