Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
zerreißen
zer|rei|ßen [mhd. zerrīʒen]: 1. a) mit Gewalt in Stücke reißen; auseinander reißen: Papier, einen Brief, einen Fahrschein z.; sie zerriss das Foto in kleine Stücke; pass auf, dass du den Faden nicht zerreißt; ein großer Käfer hat das Netz der Spinne zerrissen; Richy spürt ein Verlangen, auf die Frau zuzugehen und ihr den Unterrock zu z. (Ossowski, Flatter 163); das Raubtier zerreißt seine Beute mit den Zähnen; dass eines Tages ein Europäer in Tanganjika von Hyänenhunden zerrissen (getötet u. zerfleischt) worden sei (Grzimek, Serengeti 210); Einige Flaschen ... hat es da zerrissen (landsch.; einige Flaschen sind da zerborsten; Wimschneider, Herbstmilch 135); ich könnte ihn z. (ugs.; bin sehr wütend auf ihn); Für seine Kunden zerreißt sich Käfer (ugs.; tut er alles nur Erdenkliche; e & t 5, 1987, 81); ich kann mich doch nicht z. (ugs. scherzh.; kann doch nicht an mehreren Stellen zugleich sein, mich zugleich für Verschiedenes einsetzen o. Ä.); es hat mich fast zerrissen (ugs.; ich musste furchtbar lachen), als ich das erfuhr; Ü Die Bande einer solchen Liebe können nicht einfach zerrissen werden (Brecht, Groschen 329); Der ... Wind zerriss die Wolkendecke (Plievier, Stalingrad 19); Nach dem Unfalltod einer Hausfrau werden Familien zerrissen (ADAC-Motorwelt 4, 1986, 12); ein Knall, ein Schuss, ein Schrei zerriss die Stille; ein zerrissenes Land; Das »sozialistische Weltsystem« und die kommunistische Weltbewegung sind von grundlegenden inneren Widersprüchen zerrissen (Bahro, Alternative 8); b) (durch ein Missgeschick) ein Loch, Löcher in etw. reißen: ich habe [mir] an den Dornen meine Strümpfe zerrissen; er zerreißt seine Sachen, alle seine Schuhe (ugs.; nutzt sie beim Tragen schnell ab, macht sie kaputt). 2. a) (einem Zug od. Druck nicht standhaltend) mit einem Ruck (in [zwei] Teile) auseinander gehen: der Faden, das Seil zerriss [in zwei Stücke]; eine zerrissene Saite; Ü der Nebel zerreißt (geh.; löst sich rasch auf); Da sind alle Bindungen zerrissen (haben sich alle Bindungen gelöst), die dem Menschen natürlich sind (Hacks, Stücke 61); meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt (aufs Äußerste gespannt); b) Löcher, Risse bekommen: der Stoff, das Papier zerreißt leicht; Damen in Reifröcken ..., von denen der einen das Kleid hinten zerrissen war (Th. Mann, Krull 324); er läuft mit ganz zerrissenen Kleidern, Schuhen umher.
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