Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
werfen
wẹr|fen [mhd. werfen, ahd. werfan, eigtl. = drehen, winden, dann: mit drehend geschwungenem Arm schleudern]: 1. a) etw. mit einer kräftigen, schwungvollen Bewegung des Arms durch die Luft fliegen lassen: den Ball, einen Stein w.; er hat den Speer, den Diskus sehr weit geworfen; lass mich auch mal w.!; er kann gut w., wirft fast 90 m weit; b) etw. als Wurfgeschoss benutzen: mit Steinen, Schneebällen [nach jmdm.] w.; die Demonstranten warfen mit Tomaten; c) (Sport) einen ↑"Wurf" (1 b) ausführen: die Fünfkämpfer müssen noch w.; hast du schon geworfen?; im Werfen ist der Finne sehr gut; d) (bes. Sport) durch Werfen (1 a), mit einem ↑"Wurf" (1 b) erzielen: die größte Weite, neuen Weltrekord w.; er hat schon drei Tore geworfen; e) (Spiel) mit einem ↑"Wurf" (1 d) erzielen: eine Sechs w. (würfeln). 2. a) mit Schwung irgendwohin befördern: den Ball an die Latte, in die Höhe, ins Tor, gegen die Wand, über den Zaun w.; Müll auf einen Haufen w.; jmdn. auf den Boden w.; das Pferd warf ihn aus dem Sattel; die Kinder warfen Steine ins Wasser; Sie warf Papiere und Bücher in einen Abfallsack (Handke, Frau 38); Haugk zerriss die Maske und warf die Schnipsel in Richtung Papierkorb (H. Gerlach, Demission 167); wütend die Tür ins Schloss w. (zuschlagen); die Kleider von sich w. (sich hastig ausziehen); Ü Bilder an die Wand w. (ugs.; projizieren); Truppen an die Front w.; Ware auf den Markt w. (in den Handel bringen); eine schwere Grippe warf sie aufs Krankenlager; jmdn. aus dem Zimmer w. (ugs.; hinausweisen); Der 25-jährige Linkshänder ... warf jetzt einen Konkurrenten aus dem Wettbewerb (NZZ 13. 10. 84, 45); einen [kurzen] Blick in die Zeitung w.; eine Frage in die Debatte w. (in der Debatte aufwerfen); so sage mir, wie es kommt, dass ... die Scharlacheiche immergrün ist, ihr Laub also behält, die Korkeiche das ihre indessen periodisch von sich wirft (Stern, Mann 50); Liebe und Freundschaft hatte er zum Alteisen geworfen (Erné, Fahrgäste 17); b) bes. aus einer starken Gemütserregung o. Ä. heraus sich unvermittelt, ungestüm irgendwohin fallen lassen: sich jmdm. an die Brust, in die Arme w.; er warf sich (stürzte sich) wütend auf seinen Gegner; sich aufs Bett, in einen Sessel w.; der Kranke warf sich schlaflos hin und her; er wollte sich vor den Zug w. (in selbstmörderischer Absicht überfahren lassen); sich jmdm. zu Füßen, vor jmdm. auf die Knie w.; Ü sich in andere Kleider w. (sich rasch umziehen); Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs haben sich die beiden Washingtoner Organisationen voll Eifer in ihre neue Mission geworfen (ihrer neuen Mission gewidmet; profil 39, 1993, 59); abends kam ein Sturm auf ... Die Wellen warfen sich (brandeten) über die Uferstraße (Fels, Kanakenfauna 87); c) (Ringen, Budo) (den Gegner) niederwerfen [sodass er mit beiden Schultern den Boden berührt]: er hat den Herausforderer sehr schnell geworfen; d) einen Körperteil o. Ä. ruckartig, mit Schwung in eine Richtung bewegen: mit einer raschen Kopfbewegung warf er [sich] die Haare aus dem Gesicht; den Kopf in den Nacken w. (ihn zurückwerfen); die Arme in die Höhe w.; ... von einem alten Sessel vom Fenster aus, wo er die Beine über die Seitenlehne w. konnte (Kronauer, Bogenschütze 36); die Tänzer warfen die Beine. 3. a) (durch bestimmte natürliche Vorgänge) hervorbringen, bilden: der Stoff wirft Falten; der See warf leichte Wellen; Dort brodelte ein zäher Brei, rumorte es in Röhren, wallte in Bauchflaschen auf, warf Blasen (Harig, Weh dem 86); Die Bäume werfen lange Schatten, die Straßen sind staubig (Weber, Tote 262); Halogenstrahler gibt es sogar ..., die einen richtigen Lichtkegel werfen (Basler Zeitung 2. 10. 85, 27); Ü die Genfer Drogenaufklärungsschrift ..., die bis in die Deutschschweiz Wellen warf (Brückenbauer 11. 9. 85, 15); b) (durch Feuchtigkeit, Kälte o. Ä.) uneben werden, sich krümmen, sich verziehen: der Rahmen wirft sich; das Holz hat sich geworfen. 4. (von Säugetieren) Junge zur Welt bringen: die Katze hat [sechs Junge] geworfen; (salopp, meist abwertend von Menschen:) Sie war dazu erzogen worden, einen ... Spießbürger zu heiraten und ... Kinder zu w. (Perrin, Frauen 205). 5. (salopp) ausgeben, spendieren: eine Runde w.; Da setzte er sich an meinen Tisch und warf ein paar Lagen. Bier und Schnaps (Weber, Tote 42).
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