Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
Wort
Wọrt, das; -[e]s, Wörter u. Worte [mhd., ahd. wort, eigtl. = feierlich Gesprochenes]: 1. a) kleinste selbstständige sprachliche Einheit von ↑"Lautung" (2) u. ↑"Inhalt" (2 a) bzw. Bedeutung: ein ein-, drei-, mehrsilbiges, kurzes, langes, zusammengesetztes, deutsches, fremdsprachliches, fachsprachliches, veraltetes, umgangssprachliches, vulgäres, mundartliches W.; dieses W. ist ein Substantiv, Verb, Pronomen; Das deutsche W. für Substitution, nämlich »Ersatz«, ist infolge der beiden Weltkriege in Deutschland bestens bekannt (Gruhl, Planet 102); ein W. buchstabieren, richtig/falsch schreiben, aussprechen, gebrauchen, übersetzen; bestimmte Wörter [im Text] unterstreichen; du musst dir die Wörter merken; wie viele Wörter hat diese Zeile?; diese beiden Wörter kenne ich nicht; Zu diesem Zeitpunkt kannte sie kein einziges schlechtes oder schmutziges W., was schlimmer anzuhören war als Arschloch (Alexander, Jungfrau 101); einen Text W. für W. abschreiben; das ist im wahrsten Sinne des -es, in des -es wahrster Bedeutung wunderbar; 2 000 Mark, in -en (auf Quittungen, Zahlungsanweisungen o. Ä.; in Buchstaben ausgeschrieben): zweitausend; b) "Wort" (1 a) in speziellem Hinblick auf seinen bestimmten Inhalt, Sinn; Ausdruck, Begriff: Liebe ist ein großes W.; Angst ist ein zu hartes W. dafür (Stern, Mann 68); Er nahm das W. Kultur bitter ernst wie alles, womit er in Berührung kam (H. Gerlach, Demission 155); nach dem passenden, treffenden W. suchen. 2. etw., was man als Ausdruck seiner Gedanken, Gefühle o. Ä. zusammenhängend äußert; Äußerung: ein W. des Dankes; Worte des Trostes; aufmunternde, beschwichtigende, freundliche, anerkennende, verletzende, scharfe, harte, unvorsichtige, unnötige, überflüssige -e; das waren goldene (beherzigenswerte) -e; zwischen uns ist kein böses W. gefallen; ihm ist ein unbedachtes W. entschlüpft; Nun mögen starke -e auch in einem so feinsinnigen Bereich wie dem der Kunst durchaus angemessen sein (NJW 19, 1984, 1091); das ist das erste W., das ich davon höre (das ist mir ganz neu); bei jmdm. ist jedes zweite, dritte W. »Geld« (jmd. spricht sehr häufig über Geld); mir fehlen die -e, ich habe/finde keine -e [dafür]! (ich bin vor Entrüstung o. Ä. sprachlos); daran/davon ist kein W. wahr, daran ist kein wahres W. (nichts von dem Gesagten stimmt); darüber ist kein W. gefallen (das wurde überhaupt nicht erwähnt); ein W. einwerfen, dagegen sagen; mit jmdm. ein paar -e wechseln, ein offenes/ernstes W. reden, sprechen; Fischerwilm hat sie besorgt, dachte Otto Brasch, aber über den rede ich kein W. (sage ich gar nichts; Loest, Pistole 160); Warum liest man nie ein wahres W. (die Wahrheit) über einen solchen Literaten? Warum sind alle diese Zustände bei uns so verlogen? (Reich-Ranicki, Th. Mann 113); das W. an jmdn. richten (jmdn. ansprechen, zu jmdm. sprechen); seine -e sorgsam wählen, abwägen; die richtigen, passenden -e für etw. finden; [zur Begrüßung] ein paar -e sprechen (eine kleine Ansprache halten); vor Angst kein W. herausbringen; die -e gut zu setzen wissen (geh.; gut reden können); viel[e] -e machen (unnötig viel reden); er hat mir kein [einziges] W. (gar nichts) davon gesagt; spar dir deine -e!; er hat kein W. mit mir gesprochen; davon weiß ich kein W. (das ist mir ganz neu); ich verstehe kein W. (kann deinen, seinen usw. Gedankengängen, Ausführungen nicht folgen); bei dem Lärm kann man ja sein eigenes W. nicht, kaum verstehen; sie schien beleidigt zu sein darüber, dass der Muslim ihr das W. abgeschnitten (sie unterbrochen, am Weitersprechen gehindert) hatte (Stern, Mann 322); er sollte seinen -en Taten folgen lassen; Irgendwann wirst du noch mal im Dunkeln hinfallen und dir das Bein brechen. Denk an meine -e (Singer [Übers.], Feinde 35); majestätisches Pathos, verschwenderische Rhetorik, hämmernder Rhythmus und die hemmungslose Lust an großen -en (Reich-Ranicki, Th. Mann 136); auf ein W.! (ich möchte Sie/dich kurz sprechen); auf jmds. W., -e (Meinung) [nicht] viel geben; auf jmds. W., -e (Rat) hören; der Hund hört, gehorcht [ihm] aufs W. (befolgt [s]einen Befehl auf der Stelle); [jmdm.] etw. aufs W. glauben ([jmdm.] das Gesagte ohne Einschränkungen glauben); ich möchte durch kein/mit keinem W. mehr daran erinnert werden; etw. in -e kleiden; Das Grausige verschlägt mir beim Versuch schon, es in -e zu fassen, die Sprache (Stern, Mann 270); etw. in/mit wenigen, knappen -en sagen, ausdrücken, erklären, darlegen; eine Sprache in W. und Schrift (mündlich u. schriftlich) beherrschen; Unsere Haltung zu Gewalt und Extremismus haben wir in unzähligen Veranstaltungen und Stellungnahmen in W. und Tat (mit unseren Äußerungen u. unseren Handlungen) dokumentiert (Spiegel 3, 1998, 14); Gerade Bürgermeister Rainer Krätschmer (SPD) habe für ältere Mitbürger ein offenes Ohr und unterstütze mit W. und Tat die Seniorengemeinschaften (FR 4. 2. 97, 6); jmdn. mit leeren -en abspeisen; Er spart dabei nicht mit kräftigen -en (NJW 19, 1984, 1091); jmdn., etw. mit keinem W. (überhaupt nicht) erwähnen; davon war mit keinem W. die Rede; mit einem W. (als Einleitung einer resümierenden Aussage; kurz gesagt), es war skandalös; mit anderen -en (mit Bezug auf eine unmittelbar vorausgegangene Aussage; anders ausgedrückt, formuliert); mit diesen -en (indem, während er das sagte) verließ er das Zimmer; das lässt sich nicht mit zwei -en sagen (lässt sich nicht so knapp sagen, bedarf einer längeren Ausführung); nach -en suchen, ringen; ohne viel -e (ohne viel darüber zu reden; ohne lange Vorreden) etw. tun; er, sie ist ein Mensch von wenig -en (ist wortkarg, redet nicht viel); jmdn. [nicht] zu W. kommen lassen (jmdm. [keine] Gelegenheit geben, sich zu äußern); Franz Jacob drängte sich zu W. (Kühn, Zeit 24); R dein Wort in Gottes Ohr/(scherzh.:) Gehörgang! (möge sich bewahrheiten, was du sagst!); das ist ja mein erstes W.! (landsch.; davon höre ich ja zum ersten Mal!); ein W. gibt/gab das andere (Rede u. Gegenrede werden/wurden immer heftiger, u. es entsteht/entstand Streit); hast du [da noch] -e? (als Ausdruck höchsten Erstaunens o. Ä.; was soll man dazu sagen?; das ist ja unglaublich); du sprichst ein großes W. gelassen aus (so einfach ist das nicht; nach Goethe, „Iphigenie“, I, 3); *das letzte/jmds. letztes W. (die/jmds. endgültige Entscheidung): Die Erklärungen können noch nicht das letzte W. gewesen sein (Strauß, Niemand 151); [immer] das letzte W. haben/behalten wollen, müssen ([ständig] darauf aus sein, Recht zu behalten, u. deshalb immer noch einmal ein Gegenargument vorbringen); das W. haben (in einer Versammlung o. Ä. an der Reihe sein, zum Thema zu sprechen); das W. ergreifen/nehmen (in einer Versammlung o. Ä. in die Diskussion eintreten, zu sprechen beginnen): Doch ich ergriff in der Ratifizierungsdebatte noch einmal das W. (W. Brandt, Begegnungen 139); Bevor er aber das W. nehmen konnte, begann Lustig zu sprechen (Bieler, Mädchenkrieg 45); das W. führen (in einer Gruppe [von Gesprächspartnern] der Bestimmende, Maßgebende sein; im Namen mehrerer als Sprecher auftreten); das große W. haben/führen (in einer Runde großsprecherisch reden): Da gab es doch noch ... einen, der bei der Innung das große W. führte (Kühn, Zeit 67); jmdm. das W. geben/erteilen (als Vorsitzender einer Versammlung o. Ä. jmdn. zum Thema sprechen lassen, als [nächsten] Sprecher aufrufen); jmdm. das W. entziehen (als Vorsitzender einer Versammlung o. Ä. jmdm. untersagen, in seiner Rede fortzufahren): Wie er einen Nachruf sprechen wollte, ist ein Polizeikommissär da gewesen, sagte: »Ich entziehe Ihnen das W.!« (Kühn, Zeit 170); jmdm. das W. verbieten (jmdm. untersagen, sich zu äußern): ich lasse mir doch von ihm nicht das W. verbieten!; jmdm., einer Sache das W. reden (geh.; sich [unverständlicherweise] nachdrücklich für jmdn., etw. aussprechen): Wer heute noch einem höheren Wasserverbrauch das W. redet, verbreitet »aberwitzigen Unsinn« (natur 10, 1991, 8); für jmdn. ein [gutes] W. einlegen (für jmdn. als Fürsprecher auftreten); etw. nicht W. haben wollen (veraltend; etw. nicht eingestehen, wahrhaben wollen); jmdm. das W. aus dem Munde/von der Zunge nehmen (jmdm. zuvorkommen, indem man sagt, was er auch gerade sagen wollte); jmdm. das W. im Munde [her]umdrehen (jmds. Aussage absichtlich falsch, gegenteilig auslegen); kein W. über etw. verlieren (etw. nicht erwähnen, sich über etw. nicht äußern, über etw. nicht sprechen); jmdm. ins W. fallen (jmdn. in seiner Rede unterbrechen): Welcher Gott, bitte? fiel mir der Bischof von Arezzo ins W. (Stern, Mann 318); um das W. bitten (in einer Versammlung o. Ä. um die Erlaubnis bitten, zum Thema sprechen zu dürfen); sich zu W. melden (in einer Versammlung o. Ä. zu erkennen geben, dass man zum Thema sprechen möchte). 3. Ausspruch: ein wahres, weises, viel zitiertes W.; dieses W. ist, stammt von Goethe; *geflügeltes W. (bekannter, viel zitierter Ausspruch; LÜ von griech. épea pteróenta [Homer]). 4. (geh.) Text, bes. Liedtext: W. und Weise; man weiß nicht, von wem die -e (der Text) stammen, wer die -e (den Text) zu dieser Melodie schrieb; etw. in W. und Bild darlegen; Lieder ohne -e (ohne Text). 5. förmliches Versprechen; Versicherung: jmdm. das W. abnehmen zu schweigen; sein W. einlösen, halten, brechen, zurücknehmen, zurückziehen; ich gebe Ihnen mein W. darauf; auf mein W. (dafür verbürge ich mich)!; jmdn. beim W. nehmen (von jmdm. erwarten, verlangen, das, was er versprochen hat, auch zu tun); weil er zu seinem W. gestanden hat, bis zuletzt im Landtag geblieben war (Kühn, Zeit 359); *[bei/gegenüber jmdm.] im W. sein/stehen (jmdm. durch ein Versprechen o. Ä. verpflichtet sein): Doch für die unbedingte Preisstabilität ist Honecker beim Bürger stärker im W. als jeder andere seiner Politbürokollegen (Spiegel 4, 1977, 26). Die Staats- und Regierungschefs Westeuropas, der USA und Russlands stehen nun bei den Ländern Südosteuropas im W. (Handelsblatt 2. 8. 99, 7); Umweltminister Klaus Töpfer steht hingegen im W., die Kohlendioxid-Menge im selben Zeitraum um 25 Prozent zu reduzieren (taz 19. 8. 92, 4). 6. a) (Rel.) Kanon, Sammlung heiliger Schriften, bes. die darin enthaltene Glaubenslehre: das W. Gottes (Gottes Offenbarung im Text der Heiligen Schrift); Averroes zielte auf die Versöhnung von religiöser Offenbarung und wissenschaftlicher Vernunft. Im Zweifelsfall galt ihm das W. des Korans (Stern, Mann 140); b) (Theol.) "Logos" (4): das W. ward Fleisch (Joh. 1, 14).
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