Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
Wirtschaft
Wịrt|schaft, die; -, -en [mhd. wirtschaft, ahd. wirtscaft, zu ↑"Wirt", urspr. = Tätigkeit des Hausherrn u. Wirtes, Bewirtung, dann auch: Gastmahl]: 1. Gesamtheit der Einrichtungen u. Maßnahmen, die sich auf Produktion u. Konsum von Wirtschaftsgütern beziehen: eine hoch entwickelte, florierende, expandierende W.; die kapitalistische, sozialistische W.; die mittelständische W.; Vor allem die türkische W. fordert seit Jahren die friedliche Lösung der Kurdenfrage (Zeit 29. 7. 99, 2); die W. eines Landes; Die W. beherrscht die meisten Lebensbereiche; die übrigen führen nur noch ein Schattendasein (Gruhl, Planet 17); die W. wird von Krisen erschüttert, liegt danieder; Diese Tatsache verschweigen alle -en des Westens (Gruhl, Planet 66); die W. ankurbeln, anheizen, staatlich lenken, planen, modernisieren; Er sei den Bürgern gegenüber verantwortlich, und nicht Herren in Vorstandsetagen mit siebenstelligen Jahresgehältern, die sich auch noch als »die Wirtschaft« bezeichneten (SZ 22. 3. 99, 1); für die Prosperität der W. sorgen (Gruhl, Planet 251); in der freien (auf freiem Wettbewerb u. privater Aktivität beruhenden) W. tätig sein; Die Konzentration der Macht in der W. bewirkt, dass die Staaten als Demokratien schwach, als Herrschaftsapparate aber stärker und unkontrollierbarer werden (FR 14. 7. 99, 20); Globalisierungstendenzen in der W.; Sponsoren in der W. finden. 2. kurz für ↑"Gastwirtschaft": in einer W. einkehren; wer die Kämpfe um den Ball bei einem Bier in der W. verfolgen will, kann eine böse Überrraschung erleben ... In manchen -en werden keine Fernsehapparate aufgebaut (Augsburger Allgemeine 27./28. 5. 78, 44); Manchmal, wenn Rudolf Lade zu später Stunde in der W. sitzt, werden Erinnerungen an alte Zeiten wach (FR 14. 7. 93, 2). 3. kurz für ↑"Landwirtschaft" (2): eine kleine W. haben; Es war schwer, ... die winzige W. in Gang zu halten (Brecht, Geschichten 154); Nur wer in der Lage war, sich eine ausreichende Futterreserve anzulegen, konnte die Kühe kalben lassen ... Das waren in der Regel die Inhaber der großen -en (Wochenpost 6. 8. 76, 3). 4. "Haushalt" (1), ↑"Hauswirtschaft" (1 b): eine eigene W. gründen; jmdm. die W. führen. 5. a) das Wirtschaften (1 a): extensive, intensive W.; Weil er aber kein Geld hatte, in der W. war er grad nicht der Tüchtigste, hat er vorher die große Eiche abgehauen (Wimschneider, Herbstmilch 80); b) (ugs. abwertend) unordentliche Art, Arbeitsweise: was ist denn das für eine W.!; es wird Zeit, dass diese W. aufhört; *polnische W. (salopp abwertend; Schlamperei, Durcheinander, Unordnung; beruht auf einem alten diskriminierenden Vorurteil, nach dem die Polen in ihren Lebensverhältnissen als unordentlich, nachlässig angesehen werden); reine W. machen (landsch. ugs.; ↑"Tisch" 1 a); c) (veraltend) Umstände wegen einer Person, Sache: Das Volk mit seinem berühmten „gesunden Empfinden“ hätte es verstanden, wenn ... man alle Größen des Dritten Reiches ... ohne weiteres aufgehängt hätte. Da hörte man immer wieder die Meinung: wozu die lange W., bringt sie um (NJW 19, 1984, 1085); mach nicht so viel W.! 6. (veraltet) "Bedienung" (1): [hallo] W.!
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