Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
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Wind
Wịnd, der; -[e]s, -e [mhd. wint, ahd. wind, verw. mit ↑"wehen" u. eigtl. = der Wehende]: 1. spürbar stärker bewegte Luft im Freien: ein sanfter, lauer, warmer, frischer, stürmischer, heftiger, starker, böiger, kalter, eisiger, schneidender W.; günstige, ungünstige, widrige -e; auffrischende -e aus Ost; W. und Wetter; ein leichter W. erhob sich, kam auf, wehte, kam von Osten; der W. bläst, pfeift, braust, weht ums Haus; der W. dreht sich, schlägt um, legt sich, flaut ab, hat aufgehört; der W. brachte Regen, blähte die Segel, zerrte an ihren Kleidern; der heiße trockene W. strich über sein Gesicht; Scharfer W. beugte die Pappeln (Springer, Was 98); Der W. kann hier die Humusschicht ungehindert abtragen (Gruhl, Planet 87); Weiter oben sirrte der W., in einem sehr hohen Ton, der fast den Ohren wehtat (Handke, Frau 103); beim Gehen den W. im Rücken haben; den W., die Kräfte des -es für etw. nutzen; der Jäger hat schlechten, guten W. (Jägerspr.; steht so, dass das Wild Witterung, keine Witterung von ihm bekommt); auf günstigen W. warten; gegen den W. ankämpfen; in der zweiten Halbzeit spielte die Mannschaft mit dem W., hatte die Mannschaft den W. im Rücken (wehte der Wind in Richtung des Gegners, des gegnerischen Tors); (Seemannsspr., bes. Segeln:) [hart] am W., gegen den W., mit halbem, vollem W., vor dem W. segeln; R daher weht [also] der W. (so verhält es sich also unerfreulicherweise); Spr wer W. sät, wird Sturm ernten (wer etw. Böses tut, wird durch ein weit größeres Übel bestraft; nach Hosea 8, 7 ); Ü seine Erzählungen sind nicht ernst zu nehmen, das ist alles nur W.; ein glücklicher W. (Umstand) habe sie an den Rand von Rom getrieben (Loest, Pistole 103); Der Juni-Aufstand in Posen hat bestimmt seine Nachwirkungen. Wir könnten's gerade schaffen, ehe der W. umschlägt (die Umstände ungünstig werden; Bieler, Bär 333); *[schnell] wie der W. (↑"Blitz" 1); irgendwo weht [jetzt] ein anderer, scharfer, schärferer o. ä. W.; der W. pfeift [jetzt] aus einem anderen Loch (ugs.; irgendwo werden [jetzt] andere, strengere o. ä. Methoden angewandt, Maßstäbe angelegt): seit der neue Chef da ist, weht in der Firma ein anderer W.; wissen/erkennen/spüren/merken o. Ä., woher der W. weht (ugs.; wissen, merken, wie sich etw. unerfreulicherweise wirklich verhält); [in den beiden folgenden Wendungen steht »Wind« als Bild für das Ungreifbare, Leere:] W. machen (ugs.; sehr übertreiben; angeben): Mit diesem Extrablatt ließ sich schon W. machen (Muschg, Gegenzauber 253); viel W. um etw. machen (ugs.; viel Aufhebens von etw. machen; etw. sehr aufbauschen); W. von etw. bekommen/kriegen/haben (ugs.; von etw., was eigentlich unbemerkt bleiben, nicht bekannt werden sollte, auf irgendeine Weise doch Kenntnis erhalten; aus der Jägerspr., Wind = Witterung): Die Kripo hatte schon vor geraumer Zeit von der Existenz des Spielclubs W. bekommen (MM 20. 5. 75, 17); Wie hatte Lehnau davon W. gekriegt? (Springer, Was 135); jmdm. den W. aus den Segeln nehmen (ugs.; jmdm. den Grund für sein Vorgehen, die Voraussetzungen für seine Argumente nehmen; aus der Seemannsspr., v. a. bei Seegefechten kam es früher darauf an, durch geschickte Manöver das gegnerische Schiff in den Windschatten zu bringen); sich den W. um die Nase wehen, um die Ohren wehen/pfeifen lassen (ugs.; sich in der Welt umsehen; das Leben kennen lernen); bei/in W. und Wetter (bei jedem, auch bei schlechtestem Wetter): er ist bei W. und Wetter draußen bei seinen Tieren; Der Mantel ist sehr praktisch und wird in jedem W. und Wetter gute Dienste leisten (Schädlich, Nähe 107); gegen den W., mit dem W. segeln (sich der herrschenden Meinung widersetzen, anschließen; sich [nicht] anpassen); [»Wind« steht in den drei folgenden Wendungen als Bild für Leere, Vergeblichkeit, Verlust, auch als Ausdruck der Geringschätzigkeit, die einer Sache gegenüber deutlich wird:] etw. in den W. schlagen (dem [gut gemeinten] Rat eines andern keine Beachtung schenken): er hat alle Warnungen, Ratschläge des Freundes in den Wind geschlagen; ein so arger Theoretiker war er nun doch nicht, dass er alle Erfahrung in den W. geschlagen hätte (Loest, Pistole 52); in den W. reden/sprechen (mit seinen Worten kein Gehör finden): Doch alle Resolutionen und Appelle waren in den W. gesprochen (Berliner Zeitung 25. 3. 78, 11); etw. in den W. schreiben (ugs.; ↑"Schornstein"): das Geld kannst du in den W. schreiben, er hat seine Schulden noch nie bezahlt; Jetzt konnte er den Frühschoppen in den W. schreiben (Bieler, Bär 162); in alle -e (überallhin, in alle Himmelsrichtungen): die Geschwister sind in alle -e zerstreut. 2. a) (bei der Orgel) durch ein elektrisches Gebläse od. einen Blasebalg in Bewegung versetzte Luft, die den Pfeifen zugeführt wird; b) (Hüttenw.) bei bestimmten Prozessen (z. B. der Eisengewinnung im Hochofen) zugeführte, meist vorgewärmte und mit Sauerstoff angereicherte Luft. 3. kurz für ↑"Darmwind".