Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
Weg
Weg, der; -[e]s, -e [mhd., ahd. wec, verw. mit 1"bewegen"]: 1. etw., was wie eine Art Streifen - im Unterschied zur Straße oft nicht befestigt - durch ein Gebiet, Gelände führt u. zum Begehen [u. Befahren] dient: ein unbefestigter, geteerter, geschotterter, schlechter, steiniger, steiler, holpriger, aufgeweichter, schattiger, stiller W.; (auf Schildern:) privater W., verbotener W.; der W. zum Strand; der W. gabelt sich, führt am Fluss entlang, schlängelt sich durch Wiesen; Die -e sind geharkt, die Beete wie an der Schnur gezogen (Ossowski, Flatter 144); einen W. mit Kies bestreuen, asphaltieren, verbreitern; zwischen den Beeten einen W. anlegen, treten; Wir haben einen kleinen W. bis zum Wasser ausgetreten (Nossack, Begegnung 46); Da bog Stanislaus in den Wald ab und mied die öffentlichen -e (Strittmatter, Wundertäter 119); er bahnte sich einen W. (Durchgang) durch das Gestrüpp; er saß am Weg[e] (am Wegrand) und ruhte sich aus; Spr der gerade W. ist [immer] der beste (am besten wird ein Ziel mit Offenheit, Aufrichtigkeit verfolgt); Ü unsere -e (Lebenswege) haben sich mehrmals gekreuzt; hier trennen sich unsere -e (hier gehen unsere Ansichten, Anschauungen so weit auseinander, dass unsere Zusammenarbeit o. Ä. aufhört); daran führt kein W. vorbei (das ist unvermeidlich); das ist der einzig gangbare W. (die einzige Methode, die im gegebenen Fall zum gewünschten Ergebnis, Ziel führt); den geraden W. gehen, verfolgen (sich nicht beirren lassen); krumme -e gehen (etw. Unrechtmäßiges tun); *W. und Steg (geh. veraltend; das ganze Gelände, die ganze Gegend): W. und Steg waren verschneit; sie kennt dort W. und Steg; weder W. noch Steg (geh. veraltend; kein Weg): es gab dort weder W. noch Steg; auf W. und Steg (veraltend; überall); jmdm., einer Sache den W./die -e ebnen (die für jmds. Vorhaben, Vorankommen, für die erfolgreiche Entwicklung einer Sache bestehenden Hindernisse beseitigen; jmdn., etw. fördern): dass mein Vater, Großvater und Urgroßvater mir die -e geebnet haben (Th. Mann, Buddenbrooks 245); Den Besprechungen ... ebnete ich die -e (Niekisch, Leben 52). 2. a) Richtung, die einzuschlagen ist, um an ein bestimmtes Ziel zu kommen: jmdm. den W. [zum Bahnhof] zeigen; den [rechten] W. verfehlen, verlieren; ich habe denselben W.; wohin, woher des -[e]s? (veraltet, noch scherzh.; wo gehst du gerade hin, kommst du gerade her?); jmdn. nach dem W. fragen; [im Nebel] vom W. abkommen; Ü das ist der schnellste, sicherste W. zum Erfolg; neue -e einschlagen, gehen (neue Methoden entwickeln, anwenden); jmdn. auf den rechten/richtigen W. [zurück]bringen (geh.; jmdn. dazu anleiten, das Rechte zu tun, ihn vor [weiteren] Fehlern, Verfehlungen bewahren); auf dem falschen, richtigen W. sein (das Falsche, Richtige tun); er ist, befindet sich auf dem W. der Besserung (er erholt sich allmählich von seiner Krankheit); jmdm. einen W. aus einem Dilemma zeigen; *den W. allen/(auch:) alles Fleisches gehen (geh.; sterblich sein, sterben; wohl nach 1. Mos. 6, 12 f.); den W. alles Irdischen gehen (scherzh.; sich abnutzen, defekt u. unbrauchbar werden; entzweigehen): ihre Seidenstrümpfe waren längst den W. alles Irdischen gegangen (Müthel, Baum 84); seinen [eigenen] W./seine eigenen -e gehen (unbeirrt nach seiner eigenen Überzeugung entscheiden, handeln, leben); seines -es/seiner -e gehen (geh.; weitergehen, fortgehen [ohne sich um das, was um einen herum geschieht, zu kümmern]); lange -e gehen (Sport; im Spiel viel laufen); b) Strecke, die zurückzulegen ist, um an ein bestimmtes Ziel zu kommen: der nächste, kürzeste W. zum Flughafen; bis zum nächsten Ort ist es ein W. von zwei Stunden/sind es zwei Stunden W.; wir haben noch einen W. von fünf Kilometern/noch fünf Kilometer W. vor uns; einen weiten, langen, kurzen W. zur Schule haben; einen W. abkürzen, abschneiden; jmdm. den W. vertreten, verlegen (sich so vor jmdn. stellen, dass er nicht vorbeigehen, nicht weitergehen kann), freigeben (zur Seite treten, um ihn vorbeizulassen); jmdm. den W. abschneiden (jmdn. überholen; jmdm. zuvorkommen, indem ein kürzerer Weg genommen wird); ein gutes Stück W./(geh.:) -[e]s haben wir schon zurückgelegt; des/seines -[e]s kommen (geh.; daherkommen); das liegt an/auf meinem W. (ich komme daran vorbei); auf halbem W. umkehren; wir kamen uns auf halbem W. entgegen; du bist/stehst mir im W.! (hinderst mich am Weitergehen, nimmst mir den Platz, den ich zum Hantieren o. Ä. brauche); er stellte sich, trat mir in (vertrat mir) den W.; R bis dahin ist [es] noch ein weiter W. (bis zur Verwirklichung dessen muss noch viel geschehen, dauert es noch lange); damit hat es/das hat noch gute -e (noch Zeit); viele -e führen nach Rom (es gibt vielerlei Methoden, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen; H. u., wohl nach der Vorstellung, dass Rom der [geistige] Mittelpunkt der Welt ist); Spr alle -e führen nach Rom (münden in die katholische Kirche); *seinen W. machen (im Leben vorwärts kommen): und jedem unter ihnen schien es ein Versprechen zu sein, dass es auch ihm einmal gelingen könnte, seinen W. zu machen (Lederer, Bring 100); den W. des geringsten Widerstandes gehen (allen Schwierigkeiten möglichst ausweichen); den W. zwischen die Beine nehmen (veraltet; sich beeilen); auf dem besten Weg[e] [zu etw.] sein (oft iron.: durch sein Verhalten einen bestimmten [nicht wünschenswerten] Zustand bald erreicht haben): er ist auf dem besten W., sich zu ruinieren; Diese Rohstoffe ... sind ... auf dem besten -e, der Kohle ihren Rang abzulaufen (Kosmos 3, 1965, 113); sich auf halbem Weg[e] treffen (einen Kompromiss schließen): Man hat sich auf halbem -e getroffen - dies war der Kommentar eines ... Beamten zu jenem Gespräch zwischen Adenauer und de Gaulle (Dönhoff, Ära 122); jmdm. auf halbem Weg[e] entgegenkommen (jmds. Forderungen o. Ä. teilweise nachgeben); auf halbem Weg[e] stehen bleiben/umkehren (etw. in Angriff Genommenes mittendrin abbrechen); etw. auf den W. bringen (dafür sorgen, dass etw. stattfindet, entsteht, verwirklicht wird): eine Reform, ein Gesetz auf den W. bringen; jmdm., einer Sache aus dem Weg[e] gehen (jmdn., etw. als unangenehm Empfundenes meiden): sie gehen sich [gegenseitig] aus dem W.; Es ist ihm nicht mehr möglich, dem unseligen Schicksal aus dem -e zu gehen (Penzoldt, Mombour 18); etw. aus dem Weg[e] räumen (etw., was einem bei der Verwirklichung eines angestrebten Zieles o. Ä. hinderlich ist, durch entsprechende Maßnahmen beseitigen): alle Hindernisse, Schwierigkeiten, Probleme aus dem W. räumen; jmdn. aus dem Weg[e] räumen (salopp; jmdn., der einem bei der Verwirklichung eines Vorhabens o. Ä. hinderlich ist, ausschalten, umbringen); jmdm., einer Sache nichts in den W. legen (jmdn., etw. nicht behindern; jmdm., einer Sache keine Schwierigkeiten machen); jmdm. in den W. treten/sich jmdm. in den W. stellen (jmdm. Widerstand leisten, sich jmdm. entgegenstellen); etw. in die -e leiten (etw. vorbereiten u. in Gang bringen); jmdm. im Weg[e] stehen/sein (jmdn. [durch seine bloße Existenz] an der Verwirklichung seiner Pläne o. Ä. hindern): ich will dir nicht im -e stehen/sein; sich selbst im Weg[e] stehen (sich selbst behindern): mit seinem Drang nach Perfektion steht er sich manchmal selbst im -e; einer Sache im Weg[e] stehen (bewirken, dass etw. nicht durchführbar ist; etw. verhindern): Der Unmut über diejenigen, die den eigenen Ideen, Plänen und Wünschen im -e stehen (Dönhoff, Ära 114); seiner Teilnahme an dem Seminar steht nichts im -e; jmdm. nicht über den W. trauen (jmdm. in keiner Weise vertrauen); jmdm., sich über/(auch:) in den W. laufen (jmdm., sich begegnen): in einem so kleinen Ort könntet ihr euch über den W. laufen, was peinlich wäre (Saarbr. Zeitung 14. 3. 80, 27/29). 3. a) 1"Gang" (2), ↑"Fahrt" (2 a) mit einem bestimmten Ziel: mein erster W. führte mich zu ihm; einen schweren, unangenehmen W. vor sich haben; seinen W. fortsetzen (nach einer Unterbrechung weitergehen, -fahren); sich auf den W. machen (aufbrechen); einen Brief auf den W. schicken (abschicken); er ist, befindet sich auf dem W. nach Berlin; ich traf sie auf dem W. zur Schule; Ü Auf dem W. ins Unheil wurde Hitler die treibende Kraft (R. v. Weizsäcker, Deutschland 22); jmdm. gute Lehren, Ratschläge mit auf den W. (für sein weiteres Leben) geben; jmdn. auf seinem letzten W. begleiten (geh. verhüll.; an jmds. Beerdigung teilnehmen); b) (ugs.) 1"Gang" (2) irgendwohin, um etw. zu besorgen, zu erledigen: ich muss noch einen W., einige -e machen, erledigen; jmdm. einen W. abnehmen; ich ... besorgte -e für Hausfrauen (Hilsenrath, Nazi 32); tagsüber hat er -e mit dem Auto (Chotjewitz, Friede 82). 4. Art u. Weise, in der jmd. vorgeht, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen; Möglichkeit, Methode zur Lösung von etw.: dieser W. steht dir noch offen, scheidet für mich aus; ... und dann wird sich ein W. finden oder auch nicht (Dierichs, Männer 187); einen anderen, besseren W. suchen, finden; ich sehe nur diesen einen, keinen anderen W.; etw. auf schriftlichem, diplomatischem Weg[e] regeln; einen Streit auf friedlichem Weg[e] beilegen; sich auf gütlichem Weg[e] einigen; das muss auf schnellstem Weg[e] (so schnell wie möglich) erledigt werden; auf diesem Weg[e] danken wir allen, die uns geholfen haben; etw. auf dem Weg[e] eines Vergleichs (durch einen ↑"Vergleich" 3) entscheiden; etw. im -e von (durch) Verhandlungen regeln; Er weist den Weg des westlichen, demokratischen Sozialismus zurück und spricht von einem dritten W. (Spiegel 27, 1981, 98); Diese Orientierung auf einen dritten W. legt die demokratischen und humanistischen Quellen und Inhalte unserer Tradition ... frei (Gysi, Einspruch 25); *auf kaltem Weg[e] (ugs.; sich über die übliche Vorgehensweise ohne Skrupel hinwegsetzend): etw. auf kaltem W. erledigen.
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