Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
$
&
-
1
5
A
B
C
D
E
F
G
H
I
J
K
L
M
N
O
P
Q
R
S
T
U
V
[W]
X
Y
Z
`
£
¥
Œ
Α
Β
Γ
Δ
Ε
Ζ
Η
Θ
Ι
Κ
Λ
Μ
Ν
Ξ
Π
Ρ
Σ
Τ
Ϋ
Χ
Ω
Wasser
Wạs|ser, das; -s, - u. Wässer [mhd. waʒʒer, ahd. waʒʒar, eigtl. = das Feuchte, Fließende]: 1. a) (aus einer Wasserstoff-Sauerstoff-Verbindung bestehende) durchsichtige, weitgehend farb-, geruch- u. geschmacklose Flüssigkeit, die bei 0 ºC gefriert u. bei 100 ºC siedet: klares, sauberes, frisches, abgestandenes, kaltes, lauwarmes, schmutziges, gechlortes, trübes, kalkhaltiges, hartes, weiches, enthärtetes W.; geweihtes W.; W. zum Waschen; ein Glas, ein Eimer W.; ein Tropfen, ein Liter W.; ein Zimmer mit fließendem W.; W. mit Geschmack (landsch.; Limonade); stilles W. (Mineralwasser ohne, mit wenig Kohlensäure); schweres W. (Chemie; Wasser, das statt des gewöhnlichen Wasserstoffs schweren Wasserstoff, Deuterium, enthält); W. verdunstet, verdampft, gefriert; das W. kocht, siedet; das W. tropft, rinnt, fließt, sprudelt, spritzt [aus dem Hahn]; Die Bank war nass, W. stand auf den Brettern (Kuby, Sieg 31); W. holen, schöpfen, filtern, aufbereiten, destillieren; W. [für den Kaffee] aufsetzen; W. in die Badewanne einlaufen lassen; W. trinken; er hat beim Schwimmen W. geschluckt; eine W. abweisende, abstoßende Imprägnierung; das [heiße, kalte] W. (den Hahn für [heißes, kaltes] Wasser) aufdrehen, abdrehen; die Blumen ins W. (in eine Vase mit Wasser) stellen; weil die Au ... jedes Jahr nach der Schneeschmelze unter W. steht (überschwemmt ist; Zenker, Froschfest 109); der Keller steht unter W. (im Keller steht Wasser); etw. unter W. setzen (überschwemmen, -fluten); dadurch ..., dass unbelastete von den belasteten Wässern fern gehalten werden (Freie Presse 24. 11. 89, 6); R das wäscht kein W. ab (diese Schande o. Ä. ist durch nichts zu tilgen); da wird auch nur mit W. gekocht, da kochen sie auch nur mit W. (sie vollbringen auch nichts Überdurchschnittliches; urspr. bezogen auf die [wirtschaftlichen] Verhältnisse ärmerer Leute, bei denen mit Wasser statt mit Wein, Fleischbrühe o. Ä. gekocht wurde); W. marsch! (Kommando zum Inbetriebsetzen einer Feuerspritze, einer Wasserkanone o. Ä.); W. in ein Sieb/mit einem Sieb schöpfen (sich mit etw. von vornherein Aussichtslosem, mit etw. Unmöglichem abmühen); [jmdm.] W. in den Wein gießen, schütten ([bei jmdm.] die Begeisterung dämpfen); jmdm. nicht das W. reichen können (jmdm. an Fähigkeiten, Leistungen nicht annähernd gleichkommen; im MA. wurde vor den Mahlzeiten Wasser zur Reinigung der Hände herumgereicht; die Wendung meinte urspr., dass jmd. es nicht einmal wert sei, diese niedrige Tätigkeit auszuüben); reinsten -s/von reinstem W. (1. von besonders klarem Glanz, besonderer Leuchtkraft; in der Fachsprache der Diamantenschleifer wird mit »erstes, zweites, drittes usw. Wasser« der Reinheitsgrad der Diamanten bezeichnet: ein Diamant von reinstem W. 2. von besonderer Ausprägung: ein Egoist reinsten -s; ein tief religiöser Mensch und ein Idealist von reinstem W. [Rothfels, Opposition 193]); bei W. und Brot sitzen (veraltend; im Gefängnis sein); zu W. werden (sich nicht verwirklichen lassen u. sich in nichts auflösen): und es müsste der Gottseibeiuns selbst die Hand im Spiele haben, damit alles wieder zu W. werde wie so oft in meinem Leben (Werfel, Himmel 44); b) ↑"Wasser" (1 a) eines Gewässers; ein Gewässer bildendes ↑"Wasser" (1 a): auflaufendes, ablaufendes W.; offenes (eisfreies) W.; das W. ist sehr tief; das W. steht, strömt, rauscht, plätschert, steigt, tritt über die Ufer, überschwemmt das Land; das W. des Bachs treibt eine Mühle; das W. trägt [nicht]; im Sommer führt der Fluss wenig W.; Jumbo meint, sie hätten noch allerhand W. unterm Kiel (das Wasser sei noch recht tief; Hausmann, Abel 148); ich höre das W. an die alte Barke schlagen (Kafka, Erzählungen 273); das Haus steht direkt am W. (steht am Ufer, am Strand); etw. schwimmt, treibt auf dem W.; der Transport auf dem W. (mit Schiffen); ins W. fallen; diese Tiere leben im W.; die Kinder planschten im W.; bist du heute schon im W. gewesen? (hast du schon gebadet, geschwommen?); die Flut kehrt zurück, und gurgelnd verderben Mann und Ross in verschlingenden -n (geh.; Wassermassen; Th. Mann, Tod u. a. Erzählungen 209); Du sollst die Pilgerzüge nach den heiligen -n (geh.; Fluten) des Ganges sehen (Langgässer, Siegel 398); er konnte sich kaum über W. halten (drohte unterzugehen); der Taucher blieb lange unter W.; die Boote wurden zu W. gelassen; man kann diesen Ort zu W. oder zu Land (auf dem Wasser od. auf dem Land fahrend) erreichen; R bis dahin fließt noch viel W. den Berg, den Bach, den Rhein o. Ä. hinunter (bis das eintritt, wird noch viel Zeit vergehen); Spr W. hat keine/(selten:) keinen Balken (im Wasser kann man leicht umkommen); *das W. steht jmdm. bis zum Hals/bis zur Kehle/bis an die Kehle (jmd. steckt in Schulden, ist in großen Schwierigkeiten): Ja, dieser Brief. Rohdewald schrieb ihn kurz vor seiner Verhaftung, da stand ihm das W. bis zum Hals (Loest, Pistole 144); W. auf jmds. Mühle sein (jmdm. zum Vorteil gereichen, für jmdn. eine Unterstützung darstellen); W. treten (1. sich durch schnelles Treten über Wasser halten. 2. in knöcheltiefem, kaltem Wasser umhergehen [als Heilverfahren]); jmdm. das W. abgraben (jmds. Existenzgrundlage gefährden, jmdn. seiner Wirkungsmöglichkeiten berauben; wahrsch. urspr. auf den Betrieb der Wassermühle bezogen; Wer den Wasserzulauf verändert - z. B. durch das Graben eines neuen Bachbettes -, sodass das Mühlrad nicht mehr od. mit weniger Kraft angetrieben wird, kann die Mühle stilllegen): Wir unterstützen den Nationalismus, weil er das beste Mittel ist, den Roten das W. abzugraben (Feuchtwanger, Erfolg 553); nah[e] am/ans W. gebaut haben (ugs.; leicht in Tränen ausbrechen; drückt aus, dass jmd. den Tränen so nahe ist wie ein am Ufer gebautes Haus dem Wasser): Einige haben nah am W. gebaut, andere sind durchs Leben gehärtet (Hörzu 1, 1980, 25); wie aus dem W. gezogen sein (ugs.; völlig nass geschwitzt sein); ins W. fallen (nicht stattfinden, durchgeführt werden können): unsere Reise ist durch seine Krankheit leider ins W. gefallen; ins W. gehen (verhüll.; sich ertränken); ins kalte W. springen, geworfen werden (ugs.; es wagen, sich gezwungen sehen, eine Tätigkeit aufzunehmen, die einem völlig neu, unvertraut ist u. von der man nicht weiß, ob man ihr gewachsen sein wird); mit allen -n gewaschen sein (ugs.; aufgrund bestimmter praktischer Erfahrungen sich nicht so leicht überrumpeln, überraschen lassen, sondern diese Erfahrungen schlau für seine Ziele ausnutzen; urspr. in Bezug auf Seeleute, die schon mit dem Wasser verschiedener Ozeane in Berührung gekommen waren, also weit gereist u. daher sehr erfahren waren): Aufsiepe, als alter Geheimdienstler mit allen -n gewaschen ... (Zwerenz, Quadriga 131); sich, (seltener:) jmdn. über W. halten (durch etw. mühsam seine, jmds. Existenzgrundlage sichern): sich mit Gelegenheitsjobs über W. halten; Sie hatte das Gefühl, dass sie selber es eigentlich sein müsste, die jetzt die Familie über W. zu halten hätte (H. Kolb, Wilzenbach 101). 2. Gewässer: ein tiefes, [langsam, schnell] fließendes W.; an manchen Stellen waren es breite gemäßigte Bäche, und wieder an anderen waren es stehende W., die dennoch insgeheim flossen (Musil, Mann 1231); ... und irgendwo fuhr ein Raddampfer auf einem W. (Widmer, Kongress 42); Er trug ihn (= den Hut) an Bord, als wir übers große W. (über den Atlantischen Ozean) reisten, und er trug ihn in Amerika (Maass, Gouffé 171); Spr stille W. sind/gründen tief (hinter stillen, ihre Gefühle u. Ansichten nicht äußernden Menschen verbirgt sich mehr, als man denkt); *ein stilles W. sein (still, zurückhaltend in der Äußerung seiner Gefühle u. Ansichten [u. schwer zu durchschauen] sein): Ich weiß, dass du ein stilles W. bist und geübt in der Verstellung (Hacks, Stücke 287). 3. [alkoholische] wässrige Flüssigkeit: wohlriechende, duftende Wässer; Kölnisch[es] W. 4. a) wässrige Flüssigkeit, die sich im Körper bildet: W. (eine krankhafte Ansammlung von Gewebsflüssigkeit) [in den Beinen] haben; *jmdm. läuft das W. im Mund zusammen (ugs.; jmd. bekommt bei verlockend zubereitetem Essen sogleich Appetit); jmdn. schleifen o. Ä., bis ihm das W. im Arsch kocht (derb; jmdn. äußerst hart ↑"schleifen" 2): Schleifen Sie ihn meinetwegen, bis ihm das W. im Arsch kocht (Kirst, 08/15, 236); b) (ugs.) Schweiß: das W. lief ihm von der Stirn; c) (verhüll.) Urin: das W. nicht halten können; W. lassen (verhüll.; urinieren); *sein W./sich das W. abschlagen (salopp; [von Männern] urinieren); d) Tränenflüssigkeit: Den Frauen trieb es das W. (die Tränen) in die Augen (Kempowski, Tadellöser 103).