Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
versetzen
ver|sẹt|zen [mhd. versetzen, ahd. firsezzen]: 1. a) an eine andere Stelle o. Ä. setzen, bringen: eine Wand, einen Grenzstein v.; die Knöpfe an einem Mantel v.; bei diesem Mosaik sind die Steine versetzt (bei jeder neuen Reihe um einen Stein verschoben) angeordnet; fahren sie etwas versetzt, so dass sie an den Wagen vor Ihnen vorbeisehen können (ADAC-Motorwelt 8, 1979, 20); beim Betrachten dieses Films fühlt man sich ins vorige Jahrhundert versetzt; Ü wenn ihn die Königin in den Adelsstand versetzt (erhebt; Prodöhl, Tod 254); obwohl in den Ruhestand versetzt (Rothfels, Opposition 78); b) an eine andere Dienststelle o. Ä. beordern: jmdn. in eine andere Behörde, nach Köln v.; sie will sich v. lassen; dass ... die Richter ... aus ihrem Amt versetzt werden können (Fraenkel, Staat 104); als der Befehl kam, der ihn zu einer Truppe versetzte (Gaiser, Jagd 162); c) (einen Schüler) in die nächste Klasse aufnehmen: einen Schüler v.; wegen mangelhafter Leistungen nicht versetzt werden; als wir zum dritten Mal versetzt wurden (als wir in die vierte Klasse kamen), hingen entlang des Schulwegs Hakenkreuzfahnen (Greve, Wo 16); d) (veraltet) unterdrücken: das versetzt (nimmt) mir den Atem; versetzte Blähungen; Palmer sagte mit einem Unterton von versetztem Ärger (Seidel, Sterne 113); Vielleicht ... ist diese Liebe zu euch versetzte Mutterliebe (Th. Mann, Krull 206). 2. a) in einen anderen Zustand, in eine neue Lage bringen: eine Maschine in Bewegung, Tätigkeit v.; die Polizeistationen der Arrondissements, die sofort in höchste Alarmbereitschaft versetzt ... waren (Maass, Gouffé 127); ihre Mitteilung versetzte uns in Erstaunen, Unruhe, Begeisterung; der Anblick des bettlägerigen Mannes versetzte das hübsche Fräulein in höfliche Bestürzung (Thieß, Legende 50); Alles war darauf berechnet, sie in Angst und Schrecken zu v. (Niekisch, Leben 305); das Stipendium versetzte ihn in die Lage, seine Doktorarbeit abzuschließen; b) sich in jmdn., in etw. hineindenken: sich in einen anderen, an jmds. Stelle v.; versetzen Sie sich einmal in meine Lage!; Ich kann mich da allenfalls in Mademoiselle Zazas Seele v. (Th. Mann, Krull 276). 3. unversehens geben, ↑"beibringen" (3): jmdm. einen Hieb, Schlag, Stich, Stoß, eine Ohrfeige v.; Dann hält er seinen Kopf fest und fordert alle auf, Leo Fußtritte zu v. (Zenker, Froschfest 195); Er versetzt ihm einen Klaps auf die Hand (Hacks, Stücke 64); Ü Es hat mir einen Schock versetzt, als ich das fand (Saarbr. Zeitung 8. 10. 79, 27); *jmdm. eine/eins v. (ugs.; ↑"verpassen" 2). 4. a) verpfänden: seine Uhr v. müssen; versetzten Schmuck wieder auslösen; b) zu Geld machen: die Beute v.; Beim Onkel hab' ich schon mein halbes Eigentum versetzt (Erné, Fahrgäste 110). 5. (ugs.) vergeblich warten lassen; eine Verabredung mit jmdm. nicht einhalten: wir waren heute verabredet, aber sie hat mich versetzt; Im Sommer 1931 will er die Ferien zusammen mit einem Freund am Bodensee verbringen, der aber versetzt ihn (Reich-Ranicki, Th. Mann 228). 6. (energisch, mit einer gewissen Entschlossenheit) antworten: „Ich bin anderer Ansicht“, versetzte sie; Im Gegenteil, versetzte er trocken, es gehe ihr miserabel (K. Mann, Wendepunkt 152); Klaus Heinrich versetzte lachend, dass die Rückansicht des Fahrers ihn nicht befähige, hierüber zu urteilen (Th. Mann, Hoheit 189). 7. vermischen [u. dadurch in der Qualität mindern]: Kaffee mit Zichorie v.; An dem bewussten Abend unserer Flucht wollte ich den Tee mit Valiumtabletten v. (Wiener 10, 1983, 54); Eher trank er Wasser, das mit Kohlensäure versetzt war (Schädlich, Nähe 161); Wasser und Wein v.
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