Duden - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 10 Bänden
versehen
ver|se|hen [mhd. versehen, ahd. far-, firsehan]: 1. a) dafür sorgen, dass jmd. etw. bekommt, hat; versorgen: jmdn., sich für die Reise mit Proviant, mit Geld v.; Man versah uns reichlich mit Zigaretten, alkoholischen Getränken und Propagandamaterial (K. Mann, Wendepunkt 296); mit allem Nötigen wohl versehen sein; sie starb, versehen mit den Sterbesakramenten; b) dafür sorgen, dass etw. irgendwo vorhanden ist; ausstatten: einen Text mit Anmerkungen v.; sie versah die Torte mit Verzierungen; das Reetdach ... wurde mit einem chemischen Feuerschutz und Sprinkleranlage versehen (a & r 2, 1997, 10); eine kleine Waffe, ... ein vernickeltes Pistölchen, aber versehen mit Munition (Frisch, Montauk 168); c) (kath. Kirche) jmdm. die Sterbesakramente spenden: der Pfarrer kam, um den Kranken zu v.; hier sei er im Winter 1954, von seiner Kirche wohl versehen, gestorben (Muschg, Gegenzauber 242). 2. (eine Aufgabe, einen Dienst) erfüllen, ausüben: seinen Dienst, seine Pflichten, seine Stelle gewissenhaft v.; ... dem Pastor, der zugleich die standesamtlichen Funktionen versah (Bergengruen, Rittmeisterin 313); Elfriede ... hatte ihre Arbeit im Haus des Oberstudienrates zu v. (Danella, Hotel 88); sie versieht (besorgt) beim Pfarrer den Haushalt. 3. a) sich beim [Hin]sehen irren: ich habe mich in der Größe versehen; b) etw. zu tun versäumen: die Mutter hatte nichts an ihrem Kind versehen; hierbei ist manches versehen worden; c) einen Fehler machen: sich beim Ausfüllen eines Formulars v.; Der 7-jährige, dunkelbraune Wallach versah sich nur am 1,45 m hohen und zwei Meter breiten Maueroxer (Neues D. 1. 6. 64, 4). 4. (veraltend) sich auf etw. gefasst machen, einer Sache gewärtig sein: bei dieser Person muss man sich jedes Verbrechens v.; wer sich etwa dabei eines lockeren Tones und schlüpfriger Scherze von mir v. sollte (Th. Mann, Krull 59); Sie lief ein paar Schritte zu ihm hin, versah sich der anderen Richtung dabei nicht, von der ein Auto ... einhergerast kam (A. Kolb, Daphne 36); R ehe man sichs versieht (schneller, als man erwartet); ∙ Da werfen sie ihm einen Buben nieder, da er sich nichts weniger versieht (nichts weniger erwartet hat; Goethe, Götz I ).5. a) (von schwangeren Frauen) durch das Betrachten von etw., das Hinsehen nach jmdm., etw. die Entwicklung der Leibesfrucht ungünstig beeinflussen, ihr einen Schaden zufügen: Totengräbers Tochter sah ich gehn, ihre Mutter hatte sich an keiner Leiche versehn! (Goethe, Zahme Xenien VII); junge Frauen, die besorgten, sich an den Schinderstücken zu v. und ihrem Kind im Mutterleib den Galgen auf den Buckel zu brennen (Schiller, Räuber II, 3); b) (landsch.) übersehen, unbeachtet lassen: ... ging Elke mit den Mägden an den Tischen herum, dass an dem Leichenmahle nichts v. werde (Storm, Schimmelreiter 61).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: versehen